Wir waren mal wieder mit tape.tv in Berlin aufs Dach gestiegen und hatten einen richtig schönen Sonntagnachmittag mit viel guter Livemusik. Eigentlich sollte es regnen, sogar gewittern – doch die Bands hoch oben, ganz nah an Petrus, sangen dem Wettergott anscheinend die richtigen Ständchen. Während es zwischenzeitlich in Rest-Berlin regnete, genossen wir die sonnenuntermalte Klänge Auf den Dächern.
Das Dach der Schönhauser Allee Arcaden in Prenzlauer Berg war in diesem Jahr Austragungsort des Auf den Dächern Festivals. Mit etwas mehr Platz konnte man das Konzept gut anpassen – so gab es nun zwar nur ein Dach, dafür aber mit zwei kleinen, nebeneinander liegenden Bühnen, die ohne Pause abwechselnd von insgesamt elf Bands bespielt wurden.
Als Gewinner des „tape.audition“ Wettbewerbs durften Krogmann das Festival eröffnen.
Die rockigen Töne schallten bereits von Dach herunter, als wir unten die Straße überquerten. Regenjacke und Schirm in die Tasche gequetscht, begrüßte uns bester Sonnenschein. Drückende, heisse Sonne. Dagegen halfen Schattenplätze oder kühle Getränke, während man seine Füße in den Sand eingraben konnte. Wie Urlaub am Strand, nur hoch oben und mit Fernsehturm im Hintergrund. Malky (Titelbild) brachten es mit einem Song sozusagen auf den Punkt: „Beautiful Vacation„.
Zoot Woman waren seinerzeit die erste Band, die beim „Auf den Dächern“ Format spielte. Hier spielten sie auf Nummer zwei – der Titel ihren brandneuen Albums passte dabei ebenso perfekt nach hier oben aufs Dach: „Star Climbing„!
Talisco und Balbina waren die nächsten Acts, letztere fiel vor allem durch ihren klaren Gesang -und- durch ihr Kleid auf. Die Oracles, wohl eine der Lieblingsbands von Pete Doherty, spielten danch, wobei uns vor allem der Schlagzeuger der Band beeindruckte. Der Gitarrist erinnerte uns übrigens an den jungen Johnny Depp.
Die 257ers versorgten ihr Publikum dann mit reichlich Hip Hop. Dick Party kam aber nicht auf – es war einfach viel zu chillig im Sand rumzusitzen. Selbstironisch gab’s am Ende von den Jungs noch die Ansage in Richtung Nachbarbühne: viel Spaß noch, und „jetzt kommen welche die richtig Musik machen, so mit Noten …“. Tja, und die kamen mit Malky allemal.
Ahzumjot – wer ihn noch nicht kennt, kann sich diesen Namen gern schoneinmal merken, denn so langsam ist die Zeit vorbei, in der man Ahzumjot nur als Geheimtipp anpreisen konnte. Von dem Rapper wird man in Zukunft noch mehr hören, so unsere Einschätzung. Deutschrap gibt’s hier nicht von der Stange, liebevoll arrangiert, unkonventionell gesetzte Beats und erfrischend ungewohnte Samples. Im Gepäck hatte er sein frisches Album „Nix mehr egal„, das zwei Tage vor dem Dächern-Festival erschien. Einen guten Chirurgen kennt der Wahlberliner wohl auch, denn der Gips an seinem linken Arm hatte genau die richtige Form um das Mike gut halten zu können.
Die Mighty Oaks hatten dann ein berliner Heimspiel. Das hätten sie selten. Für diesen Anlass hatten sie sich daher etwas besonderes ausgedacht: sie spielten ein Akustik-Set „mit beiden Schlagzeugern“ – und das zum ersten Mal. Ein Genuß, die Mighty Oaks live zu erleben, wenngleich der Soundcheck auf der Nachbarbühne ab und an etwas störend dazwischen fauchte.
Der ehemalige HipHopper Chakuza gab sich melancholisch und setzte in dieser Kategorie immer noch einen oben drauf „nehmt euren Freund in den Arm und hofft, dass er niemals so einen Song über Euch schreibt“ – ganz passend zum einsetzenden Sonnenuntergang. Abwohl nun immer mehr Wolken zu sehen waren, meinte es der Wettergott nach wie vor gut mit uns. Regentänze wurden ja aber auch nicht aufgeführt … achja, auch Chakuza veröffentlichte zwei Tage vorm Festival sein aktuelles Album „Exit„.
Bei einsetzender Dunkelheit gab es dann zum Abschluß ein ruhiges Set von Juli. Im Sitzen vorgetragen, hatte dieser Gig etwas zutiefst familiäres. Im Halbkreis stand das Publikum vor der Bühne, vorn in der Mitte wurde ebenfalls gesessen. Nach wie vor hat Sängerin Eva Briegel etwas mit Lampenfieber beim Auftritt zu kämpfen – sympathisch. Auch wenn es dieses Mal kaum zu merken war, kommentierte sie zwischendurch: „langsam geht’s auch mit der Aufregung“ oder „gleich kommt mein persönlicher Angstgegner„.
Gespielt wurden Songs vom neuen Album „Insel„, das Anfang Oktober erscheinen wird. „ich bitte um Nachsicht, bin noch nicht so lange im Ukulelen-Business„. Für ‚ältere‘ Juli Fans gab’s dann noch eine richtig schön-ruhige Akustikversion von „Geile Zeit“ – tja, und die hatten wir hier auf dem Dach hoch über Berlin. Zugabe gab’s aufgrund von leichtem Zeitverzug im Programm leider nicht. Juli waren grund-sympathisch, gut drauf, und ich hätte nie gedacht einmal diese Zeilen zu schreiben: die hätten gern noch eine Stunde spielen dürfen. Scheene war’s. Bis zum nächsten Mal!
Hier gibt es noch mehr Bilder vom ADD-Festival 2014. Weiteres zum ADDF hier und auf www.tape.tv. Die Highlights aus 2014 sind leider noch nicht verfügbar. Hier geht’s zu unserer Vorschau 2014 und zur Rückschau zum ADDF 2013 „Schöner Blick über Berlin inklusive“.
22. Oktober 2014 um 12:43
[…] Captain Capa beim Utopia 2014, und rechts die 257ers die wir dieses Jahr bereits beim exklusiven “Auf den Dächern” Festival in Berlin erleben […]