Toben, rumalbern, Faxen machen, Firlefanz, lachen, spielen und tanzen– Never Stop Playing. So lautete das Motto des diesjährigen Pangea Festival. Pangea, früher, vor ein paar Jahren, noch der Urkontinent schlecht hin, ist in der Gegenwart ein Festival, bei dem sich Erwachsene wieder so richtig junge fühlen dürfen. Ja sogar sollen!
Das Pangea Festival ist noch ein sehr junges Event. Dieses Jahr fand es zum zweiten Male statt. Das Gelände ist ein alter, baufälliger, ausgedienter Militärflugplatz bei Pütnitz. Das liegt in der Nähe von Ribnitz-Damgarten bzw. Rostock. Also an der Ostsee. Mein allererstes Festival am Meer. Wenn dort kein Festival stattfindet, kann man hier das Technik Museum besuchen.
Unsere Ankunft auf dem Festivalgelände verzögerte sich auf Freitag nach Sonnenuntergang. Das Festival startete bereits am Donnerstag mit Bands wie I Heart Sharks und dem Beginner Soundsystem, die wir bedauerlicherweise verpassten. Unser Zelt konnten wir schnell auf der feuchten Wiese aufschlagen, da auf dem Campingplatz noch sehr viel Platz war. Das hat mich sogar etwas überrascht. Kein Gedrängel, kein Zelt an Zelt, viel Spielraum für sportliche Aktivitäten, wie Frisbee, Flunkyball oder Badminton.
Auf dem Festivalgelände lief längst Musik. Auf der Hangarbühne standen die Drunken Masters bereits an den Teller und haben mit ihrer „Straight in your face“ Powermusik die Crowd zum Schwitzen gebracht. Ein bisschen ruhiger hingegen ging es bei andhim ab, die den Abschlussgig auf der Hangarbühne spielten.
Wer noch immer nicht genug von Musik hatte, konnte sich auf dem Palette Floor zu Drum and Bass Musik austoben oder auf dem 3000Grad Floor zu entspannten elektronischen Klängen sich den Abend versüßen.
Am Samstag begann mein Tag schon früher, als es auf anderen Festivals üblich ist. Denn auf dem Pangea Festival ist Musik und tanzen nur eine der vier Säulen. Sport, Kultur und Kindsein lauten die anderen drei.
Die Sportsäule hat es mir persönlich sehr angetan. Neben der Hangarbühne befand sich das Epizentrum des Extremsports. Hier wurde ein künstliches Becken angelegt und eine Wakeboardanlage mit verschiedenen Obstacles installiert. So etwas sieht man auch nicht alle Tage. Jeder, ob blutiger Anfänger oder Profi, konnte hier zeigen was in ihm steckt.
Direkt hinter der Anlage wurde ein Dirt Track mit drei Kickern für BMX und Dirtbiker geschaufelt. Die eingeladenen Profis zeigten auf dem Track No Hander Backflips und Supermans. Während die Wakeboarder im Vordergrund ihre Runden ziehten. Für die BMX-Rider gab es noch einen extra Park mit Rampen und Obstacles. Wer seine Skills hier verbessern wollte, konnte sich wertvolle Tipps vom Red Bull Fahrer Tobias Wicke holen, der natürlich auch zeigte, was er kann. Und wer sich eher auf dem Skateboard zu Hause fühlte, konnte den Skatepark neben dem gigantischen Pool mit seinen Tricks zerstören. Unweit des Haupthangars gab es noch einen Longboard Track für Jung und Alt. Auch für Skimboarder wurde eine eigene Anlage zum Toben aufgebaut. Auf jeder Anlage gab es Workshops und Contest, bei denen man auch als Anfänger ein gern gesehener Gast war. Das Festivalgelände zog sich noch ein paar hundert Meter weiter bis zum Bodden, wo man Stand Up Paddeling (SUP) ausprobieren konnte.
Wegen anhaltender Windstille konnten leider keine Kitesurfkurse angeboten werden, wie es eigentlich geplant war. So ist das leider bei Sportarten, die wetterabhängig sind. Manchmal hat man Glück und manchmal auch ein ganzes Wochenende Pech.
Für die Normalos gab es viele Spielereien, die die dritte Säule bildeten. Dafür wurden bunte Wippen, Schaukeln, Hüpfburgen und weitere Gerätschaften zum Schabernack treiben aufgebaut. Auf dem Wasser wurde ein riesengroßer Luftschlauch auf gepustet mit dem man seinen besten Freund meterhoch in die Luft schleudern konnte. Dies war eine sehr unterhaltsame Attraktionen. Einmal ist die Absprungrampe umgekippt und mit ihr, alle, die oben auf ihren Sprungeinsatz gewartet haben.
Auch kulturelle Aspekte hatte das Festival zu bieten. Bei kreativen und spannenden Workshops war Mitmachen angesagt. Um nur einige zu nennen es gab ein Breakdancekurs, Hula-Hoop und orientalischen Tanzkurs. Des Weiteren wurde eine Graffitiwand aufgestellt, die es zu bemalen galt. Auch eine Ausstellung von Notes Of Berlin mit witzigen Texten und Sprüchen aus der Hauptstadt wurden in einem der zahlreichen leer stehenden Militärgebäude ausgestellt.
Natürlich spielten am Samstag auch wunderbare Künstler. Auf dem Open Air Floor machte den Anfang Seth Schwarz mit seiner elektronischen Geige. Gefolgt von dem Geschwisterpaar Monkey Safari aus Halle. Die nächsten Künstler waren die wunderschöne Asa Asante die Geige spielte und mit ihrer Stimme das Publikum verzauberte. Begleitet wurde sie vom DJ Mollono.Bass. Am Abend ging es dann auch auf der Hauptbühne rund mit Supershirt und Blumentopf. Als Secret Act war ab 2.30Uhr the One and Only Materia auf der Bühne, der ja bei Hansa Rostock fast zum Fußballprofi wurde. Er spielte nicht nur alle seine bekannten Hits, sondern auch mit der Crowd. Egal ob sich alle hinsetzen sollten, alle springen, alle näher zusammenrücken damit er Stage Stiving kann oder alle ihre Hände nach oben reisen sollten. Materia hat seine Fans nicht enttäuscht.
Der letzte Festivaltag war sehr entspannt. Das Festivalgelände schien fast noch zu schlafen. Die Sonne zeigte sich und zauberte den Letzten übergebliebenen ein Lächeln ins Gesicht. Gegen Mittag wurden wieder die Plattenteller auf dem 3000Grad Floor gedreht. Viel war am Sonntag nicht mehr los. Ein paar Workshops, wie Zumba zum Beispiel konnte man sich noch geben, wenn man noch nicht genug Sport am Wochenende gemacht hat.
Das Festival fand ich sehr entspannend und unterhaltsam. Der Veranstalter hatte ein gut gemischtes Line-Up auf die Beine gestellt und genug Equipment zum Spielen für die kleinen Erwachsenen und auch Kinder zur Verfügung gestellt. Auch das man alle Sportarten, wie das Wakreboarden kostenlos ausprobieren konnte, empfand ich als sehr positiv, da man heutzutage auf Festivals eigentlich für fast alles extra bezahlen muss (50€ Bungee). Auch das bei jeder Funsportart Pros eingeladen wurden, die den Festivalbesuchern eine spektakuläre Show boten, fand ich super nice. Auch eine Sauna wurde aus Finnland angeschifft. Es gab viel zu sehen und zu erleben. Viele kleine Details, viel mit Liebe und immer mit viel Freude. Ich habe bestimmt auch nicht alles gesehen.
Ein Punkt ist mir aber dennoch negativ ins Auge gefallen. Das Festival hatte seine eigene Währung und diese angepriesen mit Umtauschkurs 1:1. Leider galt dies nicht beim wieder zurücktauschen in Euro. Bei klein gedruckten fühle ich mich persönlich immer ein wenig verarscht. Warum verheimlicht man solche Fakten? Einfach gleich mit offenen Karten spiele und niemand würde sich im nach hinein darüber beschweren.
Aber dennoch hat mich das Festival sehr gefesselt und ich werde bestimmt bald meine Dauerkarte auf dem Pangea lösen.
Fotos: www.nikolas-khurana.de
Einige der Pangea-Organisatoren zeichnen auch für das Zuparken Festival am Kägsdorfer Strand bei Bastorf verantwortlich, das bereits Mitte Juni stattfand. Von diesem kleinen, sehr feinen Surfer & Musikfestival durften wir in diesem Jahr exklusiv berichten: „Zuparken ’14 – Wir kamen, sahen, und liebten.„
3. September 2014 um 11:58
Zu ergänzen wäre noch, dass neben des attraktiven Programms einige infrastrukturelle Details völlig vernachlässigt wurden:
1. Es gab viieel zu wenige Toiletten. Die Dixies beim Autocamping waren meist schon voll und zusätzlich die Bezahltoiletten mit Wasseranschluss ohne Wasser und damit nicht benutzbar. Am Ende war der ganze Platz voll geschissen und nahezu jede Wiese mit Tretminen markiert.
2. Das versprochene Leitungswasser stand nur ca. zu 30% der Zeit zur Verfügung.
3. Es fehlten jegliche Rettungsgassen. Ein lebensbedrohlicher Krampfanfall in unserer Gruppe war vom Krankenwagen nicht anfahrbar und musste weit getragen werden. Bei Anruf der Notfallnummer vom Festival wusste keiner was zu tun ist um den Krankenwagen zu organisieren. Es dauert am Ende 1,5h vom Platz bis zum Krankenhaus und die leidende Patientin musste 3 mal von Krangenwagen zu Krankenwagen umgeladen werden.
4. Die Aufbauten wie die Wakeboardanlage, blendene Lampen vor Stolperfallen, usw. führten auf Grund von diversen Sicherheitsmängeln zu vielen Verletzungen die im Krankenhaus endeten. Der Festivalveranstalter lässt sich am Festivaleingang von aller Verantwortung frei sprechen, sorgt im sich im Gegenzug dann auch tatasächlich gar nicht um die Sicherheit der Besucher.