Pünktlich zur Mittagszeit startete der letzte Tag des Wacken Open Airs und trotz der frühen und der, für viele, sehr langen Nacht versammelte sich bereits ein großes Publikum vor der Bühne. Viele waren gespannt darauf wie sich die neue Arch Enemy Fronterin Alissa White-Gluz schlagen würde. Und zur Beruhigung aller Arch Enemy Fans kann man sagen das ein mehr als würdiger Ersatz für ihre Vorgängerin Angela Gossow gefunden wurde. Mit einer extrem starken Stimme, die sich bei den tiefen Growls, nicht vor ihren Männlichen Konkurrenten verstecken muss und einer sehr großen Bühnenpräsenz riss sie das Publikum sofort mit. Ein starker Auftritt der auch gerne später am Tag hätte stattfinden dürfen.
Nachdem Onkel Tom am Tag zuvor schon die Zeltbühne gerockt hat, durfte er am Samstag, mit seiner Stammband, noch einmal auf der großen Bühne zeigen was er alles drauf hat. Sodom spielten einen souveränen aber starken Auftritt. Ähnlich wie am Tag zuvor bei Slayer waren hier auch keine großen Überraschungen zu erwarten, doch Fans und Freunde von hartem Thrash Metal kamen auch hier voll auf ihre Kosten.
Etwas ruhiger aber dafür viel verspielter ging es später auf der W.E.T. Stage zu. The Ocean enterten die Bühne und lockten, mit ihrem Progressive Rock, eher die Besucher an, die auf komplexe Rhythmen und Songstrukturen als auf donnernde Bassdrums achten. So war dann auch vor der Bühne wesentlich weniger Bewegung als bei den meisten anderen Bands auf diesem Festival, dennoch kam der Auftritt zumindest im vorderen Bereich des Zeltes sehr gut an.
Zur gleichen Zeit überfielen Horden von Viking Metal Fans die True Metal Stage. Amon Amarth luden zur Kaperfahrt und tausende folgten. Das Bühnebild wurde von zwei riesigen Feuer bzw. Rauch spuckenden Drachenköpfen bestimmt und Band wie Fans gaben über eine Stunde lang Vollgas. Ihre ersten vier Alben wurden in der Setlist allerdings weitestgehend ignoriert, lediglich Victorious March vom ersten Album schaffte es in ihren Auftritt. Zumindest Death in Fire hätte man noch mitnehmen können. Aber die Fans waren am Ende des Konzerts trotzdem zufrieden und schweißgebadet zurück zu ihren Zelten oder der Nachbarbühne getorkelt.
Hier waren nun Megadeth an der Reihe. Leider hatten sie mit erheblichen Soundproblemen zu kämpfen, wodurch beim Publikum leider nicht so recht der Funke überspringen wollte. Was sehr schade war, da sich die Band auf der Bühne wirklich alle mühe gab.
Mit wesentlich besseren Sound und einer starken Pyro und Lightshow durfte Tobias Sammet nun seine Metal Opera Avantasia live präsentieren. Und das nicht nur vor dem anwesenden Publikum, der Auftritt wurde auch live ins Internet und auf 3sat übertragen. Auch wenn der „Pussy Metal“, wie der Sänger und Songwriter seine Musik selbst bezeichnete, nicht jeden Hardrocker direkt mitreißt fiel es einem doch schwer sich nicht von der starken Show und der guten Laune auf der Bühne mitreißen zu lassen.
Doch richtige Thrash Metal Fans brauchen anscheinend doch was härteres, denn als die Show auf das Ende zuging versammelten sich nach und nach immer Kreator Fans vor der zweiten Bühne. Die Gelegenheit nutze Tobias Sammet und verlangte von den wartenden Fans das sie ihm den „Finger zeigen“. Eine Einladung die viele gerne annahmen.
Kreator gaben zum Ende noch einmal Vollgas und wer bis dahin noch keine Nackenschmerzen vom vielen Headbangen hatte, der sollte sie sich spätestens jetzt holen. Auch wenn sich Sänger Mille seit gefühlten dreißig Jahren keine neuen Ansagen mehr hat einfallen lassen, zeigten hier Kreator hier warum sie immer noch zu den stärksten Live Bands in der gesamten Metal Szene zählen.
Sonntagabend war dann alles wieder vorbei
75 000 Metalheads haben sich auf den Rückweg gemacht von dem diesjährigen Wacken Open Air. Das Festival ging in die 25. Runde und wurde mit einem bombastischen Wetter beglückt. Auch wenn die Sonne noch so stark vom Himmel knallte, konnte das die hartgesottenen Metaller nicht davon abhalten ihren Lieblingsbands auf den Bühnen ordentlich einzuheizen. Obwohl dieses Jahr die großen Headliner fehlten, um das Jubiläum zu zelebrieren, war das Infield stets gut gefüllt, die Stimmung auf den Campingplätzen ausgelassen und die Nächte lang.
Den Anfang machten am Donnerstag traditionsgemäß „Skyline“, die schon vor 25 Jahren, bei der ersten Ausgabe des W:O:A, auf der Bühne standen. Aber nicht nur „Skyline“ waren beim ersten Wacken dabei, auch die Bands „Ax’n Sex“ und „5th Avenue“ waren damals und auch heute mit von der Partie. Des Weitern holten die Veranstalter, Thomas Jensen und Holger Hübner, Amon Amarth, Arch Enemy, diesmal mit neuer Sängerin und Wacken Neuling Alissa White-Gluz, Accept, Megadeth, Slayer, Children of Bodom u.v.m auf die Bühnen des Metal-Mekka.
Die Fans reisten auch dieses Jahr mit allerhand extravaganten Behausungen an. Besonders auf dem Campingplatz Y, welcher für Wohnmobile, Caravans, LKWs und Busse gedacht ist, gab es viel Außergewöhnliches zu bestaunen. So kam eine Horde Metaller aus dem Friesland mit 4 Bussen angereist, die sie zu Schlaffestungen umfunktioniert haben, manch einer brachte sein Fahrrad mit, damit der Weg bis zum Festivalgelände nicht allzu anstrengend wurde, andere zimmerten sich provisorische Hochsitze, um einen Überblick von dem Geschehen auf den benachbarten Campingplatzen zu erhalten und wieder andere bauten aufgrund der sengenden Hitze Swimmingpools auf, um sich eine Erfrischung gönnen zu können.
Jedoch wurden die Swimmingpools nicht nur für die Abkühlung genutzt, so hat ein Camp, welches auf dem Rückweg des Festivalgeländes lag ein eigenes Pissoir zusammengebaut: 3 Kabinen mit Spanplatten zusammengezimmert, die mit einer Regenrinne verbunden waren, welche dann in einer großen Vase mit künstlicher Sonnenblume endete, welche jedoch schon nach einem Tag randvoll war. Also wurde kurzerhand die Vase durch ein kleines Planschbecken ersetzt, welches sicherlich auch schnell gefüllt wurde.
Natürlich haben sich die Fans auch auf dem Festivalgelände selbst einiges einfallen lassen, um dieses Jahr der Sonne zu trotzen und ausnahmsweise nicht dem Schlamm. Mit allerlei Sonnenhüten, Sombreros und selbstgebastelten Sonnenhüten aus Bierpaletten wurde Schatten geschaffen, damit man möglichst keinen Sonnenstich bekam. Nichtsdestotrotz gab es den ein oder anderen Ohnmächtigen, der der Hitze nicht Stand halten konnte und einige Metalheads kassierten fiese Sonnenbrände. An dieser Stelle muss man aber auch ein Lob der Organisation aussprechen, die dafür gesorgt hat, dass jeder Fan die Möglichkeit hatte an kostenlosen Trinkwasserstationen seinen Durst zu stillen und seine Mützen oder Kopftücher in kaltem Wasser zu tränken, um nicht zu überhitzen.
Alles in allem war es wieder mal ein gelungenes W:O:A, welches die Fans mit Vorfreude auf das nächste Jahr blicken lässt. Die Wacken Tickets 2015 sind bereits ausverkauft.
Hier gibt es weitere Wacken-Bilder des Fotografen, der diesen Artikel bebildert hat.
Text: Martin Pöpel, Frauke Papencort
Fotos: André Havergo, www.festival-fotograf.de
8. August 2014 um 22:16
Könnt ihr mir sagen wer die Person auf dem ersten Bild ist ?
Der mit der Sonnenbrille und dem Totenkopf.
11. August 2014 um 14:11
Hallo das ist Roger Tullgren aus Schweden https://myspace.com/rogertullgren
26. August 2014 um 12:15
[…] verwandelten, das stark an die üblichen Wacken-Verhältnisse erinnerte. Doch soviel Glück das W:O:A 2014 mit dem Wetter hatte, soviel Pech hatte in diesem Jahr das Summer Breeze in Dinkelsbühl. Aber das […]