Dieses Jahr fand das Feel Festival schon zum zweiten Mal am Kiekebusch See, direkt am neuen BER Flughafen in Schönefeld statt.
Schon die Anreise zum Festival gefiel mir äußerst gut, da ich gerade mal knapp eine Stunde mit der S-Bahn aus Berlin nach Zeuthen fahren musste, um von dort dann mit dem Shuttlebus abgeholt zu werden, der gepackt mit gut gelaunten Festivalbesuchern Richtung Kiekebusch fuhr.
Vorbei an Feldern und am neuen BER Flughafen, der ja – zumindest aus Sicht der Festivalbesucher – glücklicherweise noch nicht in Betrieb ist, ging es direkt zum Festivalgelände, wobei direkt in diesem Fall bedeutete, dass man nochmal knapp einen Kilometer bis zum tatsächlichen Gelände laufen musste. Glücklicherweise hatte ich nicht viel Gepäck dabei, schließlich sollte das Wetter ja schön werden. Die 15 Minuten Fußweg vergingen dann auch wie im Fluge, zumal mich der Ausblick über Kornfeld und Wiesen auf das verträumte Festival einstimmten.
Der Campingplatz hätte schöner nicht sein können: Direkt am Rande eines Feldes und im Schatten von Bäumen, ließ es sich angenehm schlafen und auch am nächsten Morgen musste ich nicht komplett verschwitzt aus dem Zelt kriechen.
Als erstes machte ich mich voller Neugier auf den Weg zum Festivalgelände, auf das mich das ganze Jahr über Fotos und Videos neugierig gemacht hatten. Als erstes fiel mir auf, wie viele katalogreife junge Mädchen das Bild beherrschten. Kurzzeitig hatte ich das Gefühl, mich in eine Urban Outfitters Werbung für Festivalmode verlaufen zu haben, aber das war ja eigentlich schon zu erwarten, bei einem kleinen Festival so nah an der Berliner Innenstadt.
Insgesamt gab es sechs Bühnen (oder eigentlich müsste man Floors sagen), von denen fünf ausschließlich DJs vorbehalten waren.
Auf meinem ersten Rundgang war ich vor allem von den wunderschön gestalteten „Tanzgelegenheiten“ angetan. Direkt am Eingang lag „Die Insel“, ein von dem Berliner Kollektiv Lapidar bombastisch gestalteter Floor, der das Tanzen vor allem im Dunkeln in ein fast schon religiös wirkendes Ritual verwandelte. In der Mitte stand ein großer Totempfahl der fiktiven Göttin „Apideja“, um das sich massenweise tanzende Festivalbesucher scharten. Auch das DJ Pult, war es letztes Jahr noch ein mehr oder weniger provisorisch hergerichteter Steg mit Sonnensegel, sah toll aus: Auf Holzpfählen ragte es aus dem Wasser und hatte sogar einen eigenen kleinen Wasserfall, der nachts für kleine aber feine Effekte sorgte.
Das Diskobabel war mein persönlicher Favorit: Mitten in dem Wäldchen, das den kleinen See umgab, lag die Bühne, etwas abseits von den Mainfloors aber trotzdem immer gut besucht. Unzählige Schirme bildeten ein fast schon organisches wirkendes Dach, das nachts die Bäume und die tanzenden Körper anleuchtete und einen so in eine Traumwelt à la Alice im Wunderland beförderte.
Der Kreml war eine Art hölzerner Tanzkäfig, auf dem sich die Körper zu verschiedenster elektronischer Musik im Sand und im Takt bewegten. Direkt daneben fand sich das „Iglu“, ein bulkiges Zelt, das Tagsüber weniger spektakulär und sogar fast schon fehl am Platz wirkte. Nachts wurde es jedoch angestrahlt und verwandelte sich in ein von Mustern und Lichtern eingehülltes Etwas, das jeden vorbeiwanderenden Besucher in seinen Bann zog. Drinnen war es kuschelig warm, was gerade in der kühlen Nacht ziemlich vorteilhaft war.
Auf der Seebühne gab es ausschließlich Live-Musik. Hier reichte das Repertoire von Indie über Bombast-Pop bis hin zu Singer-Songwritern. Angeschaut habe ich mir vor allem am Freitag ein paar Bands, bevor das Wochenende eher zu einer Tanzveranstaltung für mich übergegangen ist. Überrascht haben mich Malleus, die mit ihrem krachendem Rock vor nur ungefähr 40 Leuten Stimmung machten. Am Nachmittag war die Seebühne sehr wenig besucht, so dass auch das Publikum bei den darauf folgenden Bands Oracles und den überaus unterhaltsamen Nörd aus Berlin, die mit ihren frechen Beats und deutschen Texten alle zum Mittanzen und –singen animierten.
Am ersten Tag waren noch nicht allzu viele Leute auf den Geschmack der Strandbühne gekommen, was vielleicht auch daran lag, dass sich das gesamte Programm um einige Stunden verzögert hatte und niemand so recht sicher sein konnte, wer denn gerade spielte. Um 22 Uhr wollte ich mir Thomas Azier anschauen, der dann immerhin gegen 1:00 anfing. Der gebürtige Niederländer packte das Publikum mit seiner großartigen Stimme, überzeugte mit tollen Melodien und großen Sounds, denen man den starken Einfluss von 80er Synthie Pop gar nicht übel nehmen konnte.
Samstagnachmittag hörte ich mir die Dauerbrenner Tiere Streicheln Menschen an. Gotti und Svenni hielten das Publikum mit obszönen Texten und Witzen unter der Gürtellinie bei Laune. Ich persönlich freue mich jedes Jahr aufs Neue, wenn ich auf einem Festival lese, dass das Duo am Nachmittag auftritt. Die zwei bilden immer einen perfekten Anschub für die gute Laune, die sich nach wenig Schlaf immer nur schwer bei mir einstellt.
Von Samstagnachmittag bis Sonntag ließ ich mich eher von Location als von Künstlern leiten, man konnte sich eh nie sicher sein, wer denn gerade spielt und ob der Timetable stimmte. Das Repertoire reichte von UK-Garage über Minimal bis hin zu Deephouse. Eines meiner Highlights waren definitiv Herr Fuchs & Frau Elster, die auf der Insel für reichlich Stimmung sorgten.
Kleinere Patzer bei der Planung zogen sich quer durchs Festival, die Ausmaße kamen jedoch eher bei den Künstlern an (die zumindest Freitag erst erheblich später zum Zug kamen), als bei den Besuchern (abgesehen vom verzögerten Einlass am Freitagnachmittag). Kleine Fehler waren im Infoheftchen zu finden, zum Beispiel verwirrte die Karte vom Gelände mehr, als dass sie Hilfe bot und auch die Zeiten des Shuttlebusses waren nicht komplett richtig. Aber Schwamm drüber, alles in allem war es nämlich ein überaus entspanntes und mit Liebe überflutetes kleines Festival.
Überhaupt war die ganze Aufmachung für mich bisher das Highlight meiner Festivalsaison. Das Gelände liegt direkt am Kiekebusch See, einem Teich, komplett mit zwei Wasserrutschen (einer am Ufer und einer schwimmenden), Holzfloss und einer riesigen Totenkopfdiskokugel. Letztere war leider schon nach dem ersten Abend umgekippt und schwamm am nächsten Morgen mit der Nase nach unten am Rande des Sees. Auf den Wegen zwischen den Bühnen gab es immer wieder Kleinigkeiten zu entdecken: Zu Weglichtern umfunktionierte Brautkleider, liebevoll gestaltete Bars, an denen es leckere Tees und Energyballs (kleine vegane Snacks) zu kaufen gab, ein Kino, eine Glitzer-Schminkstation und noch viel mehr.
Es war ein Festival, das mich persönlich nicht so sehr mit dem Line-Up als vielmehr mit Atmosphäre und Dekoration bestochen hat. Es machte großen Spaß alles auf dem Gelände zu erkunden, sich in der Hüpfburg auszutoben, in einer der vielen Hängematten auszuruhen, barfuß im Sand zu tanzen, schnell zur Abkühlung in den See zu springen, super leckere Falafel zu essen, sich des Nachts in Ekstase zu tanzen, um dann irgendwann erschöpft ins Zelt zu fallen. Ich kann jedem Festivalfreund nur empfehlen, das kleine aber feine Feel einmal mitzunehmen!
Das kleine aber feine Feel war bereits seit März ausverkauft. Mehr zum Feel hier und auf feel-festival.de.
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17. Juni 2015 um 16:07
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