Letzte Woche trafen wir William Fitzsimmons beim Melt Festival zum Interview. Dort erklärte er uns, dass er Konzerte eigentlich lieber mag, berichtete von seinen Festivalerlebnissen und gestand, dass er persönlich Festivals gern meidet. Aber lest am besten selbst.
Festivalhoppper: Warst du schon mal bei Melt Festival, oder ist es dein erstes Mal hier?
William Fitzsimmons: Nein. Das ist mein erstes Mal.
Ich werde bei dieser Frage immer ein bisschen nervös, denn es gab bereits Zeiten, da habe ich gesagt: „Oh ich bin zum ersten Mal in Zürich, es ist toll hier“, und dann wurde mir gesagt, dass ich da vor zwei Jahren bereits einmal gespielt habe. „Danke, dass du dich an uns erinnerst“. Aber nein, auf dem Weg hierher habe ich mir gedacht, ich war noch nie hier, noch nie in dieser Stadt und auf diesem Festival habe ich auch noch nie gespielt.
Festivalhopper: Und was hast du bisher für einen Eindruck von dem Anblick hier?
William Fitzsimmons: Ja es sieht toll aus, wirklich toll. Wir waren erst gestern in Bern und haben unser erstes Festival in diesem Jahr gespielt. Das war echt richtig cool, denn es fand auf einer Bergspitze statt. Aber das hier ist auch nicht schlecht. Ich mag es sehr in Deutschland zu sein, denn ich fühle mich hier sehr wohl.
Festivalhopper: Ja ich habe gesehen, dass du in diesem Jahr auf vielen Festivals , auch in Deutschland, spielen wirst.
William Fitzsimmons: Genau. Normalerweise spiele ich nicht auf so vielen Festivals, denn meine Musik, ja, passt nicht oft so richtig auf Festivals. Ich meine, es kann funktionieren. Aber dazu muss schon die Atmosphäre stimmen. Das kann schwierig sein.
Festivalhopper: Als ich das Line-up für’s Melt gelesen habe, war ich etwas gewundert dich auch darauf zu finden, denn normalerweise wird hier sehr viel elektronische Musik gespielt. Also deine Musik sticht daher etwas hervor, aber ich denke, es ist ein cooler Mix.
William Fitzsimmons: Ja, es kann funktionieren. Es kann eine Art Atempause sein. Wenn du der Andere bist, also der, der heraussticht, dann könnte es das „Oh danke, das war mal eine nette Abwechslung“ sein. Meistens funktioniert das ganz gut. Aber es gab auch Zeiten, da haben wir zwischen einer Ska und einer Hard Rock Band gespielt und das kann etwas einschüchternd wirken. Wenn dann so zwölf Leute von der Bühne runterkommen und du da mit deinen zwei Accoustic-Guitarren hinkommst und dir ein bisschen wie ein Idiot vorkommst. Aber generell ist es eigentlich eine nette Herausforderung, denn du wirst schnell bequem, wenn du immer nur dein eigenes Ding machst. Es ist gut manchmal sich selbst ein bisschen herauszufordern.
Festivalhopper: Was bevorzugst denn eher: große, mittelgroße oder kleine Festivals? Ich hab dich mal beim Hurricane Festival gesehen. Aber du spielst ja auch auf vielen kleinen Festivals.
William Fitzsimmons: Ich mag eher die kleineren Festivals. Ich meine, die großen machen Spaß, denn als Fan kannst du eine Menge Bands sehen, die du magst und da sind viele Leute. Aber ich tendiere eher zu den Kleineren, denn sie sind üblicherweise etwas fokussierter auf akustische Musik. Doch auch hier ist die Herausforderung hin und wieder gut. Als wir, es war entweder das Hurricane oder Southside, gespielt haben, da waren eine Menge Leute und später habe ich erfahren, dass die Leuten in den hinteren Reihen keinen Ton gehört haben. Das ist schon okay, aber das ist eben etwas, dass passieren kann, wenn du eher ruhige Musik spielst.
Aber das ist auch so bei den Konzerten. Du musst dich letztlich entscheiden, was deine Grenzen sind. Klar, kann man eine große Show spielen, wo mehr Leute kommen und man mehr verdient, aber schließlich kommt es ja auf das Erlebnis, welches du und vor allem das Publikum haben, an. Ich will jetzt nicht cool klingen. Das ist halt eine Ansichtssache. Wenn das Publikum kein besonderes Erlebnis hatte, dann kommen sie auch nicht noch einmal, um dich spielen zu hören. Man muss entscheiden, was einem wichtiger ist: viele Leute in einen Raum zu pressen oder eben ein tolles Erlebnis zu schaffen. So lange die Atmosphäre stimmt, und das kann auch bei einem Festival sein, kann es richtig gut werden.
Festivalhopper: Spielst du lieber Konzerte oder Festivals?
William Fitzsimmons: Also in meinem schlimmsten Fall würde ich ausschließlich Konzerte spielen. Für immer. Doch wie bereits erwähnt, aus künstlerischer Sicht ist es gut sich in Situationen zu begeben, in denen du dich nicht absolut wohl wühlst. Das ist eine gute Sache. Denn dabei lernst du viel über deine eigene Musik und welchen Effekt sie auf andere Leute hat. Wenn du immer nur vor deinen eigenen Fans spielst, dann ist das sehr isloiert und du beginnst zu denken, dass alles was du tust, großartig ist und du nichts ändern musst. Jedoch muss ich mal was ändern und mich verbessern.
Festivalhopper: Was war bisher dein schlechtestes Konzert- oder Festivalerlebnis?
William Fitzsimmons: Wo ich selbst hingegangen bin, oder welches ich gespielt habe?
Festivalhopper: Sagen wir beides.
William Fitzsimmons: Das erste Konzert zu dem ich je gegangen bin war von Lynyrd Skynyrd und Ted Nugent und es war furchteinflößend. Denn kurz bevor Skynyrd anfing zu spielen, haben sie mit einer Flagge der konförderierten Statten von Amerika die gesamte Bühne bedeckt. Weißt du was das ist? Das ist eine Flagge mit einem Kreuz aus Sternen in rot und blau und in Amerika ein sehr rassistisches Symbol. Dazu stehe ich gar nicht als Person und ich dachte mir nur, „Oh Gott, das ist mega unheimlich hier“. Das hat dazu geführt, dass ich direkt von solchen großen Shows abgetörnt war, denn ich habe mich sehr unwohl gefühlt und dann die vielen Leute.
Den ersten Auftritt, den ich je hatte, also kein Festival, war in einer kleinen Bar vor so circa 20 Leuten und das war nett.
Festivalhopper: Und kanntest du davon alle Leute im Publikum?
William Fitzsimmons: Ein paar davon kannte ich. Vielleicht so ein Viertel der Leute. Zum Beispiel meine Mutter. Aber so etwas kann auch sehr herausfordernd sein, denn du kannst direkt in alle Gesichter schauen. Das macht schon einen Unterschied. Man spielt nicht einfach so in einem dunklen Raum. Ich mag das.
Mmh eigentlich erinnere ich mich nicht an das erste Festival. Obwohl, ja doch, das habe ich in Philadelphia gespielt. Es war ein Rockfestival. Mein Auftritt startete genau in dem Moment, als das Festival eröffnete und die Tore gerade aufgemacht worden. Es war also kein Mensch da. Es gab so zehn Sicherheitsleute, die versucht haben, die Massen fern zu halten. Nein, also am Ende waren schon so 50 Leute da, die vorbeigelaufen sind ohne zu zuhören und es eher so war wie „Arbeitet der hier?!“.
Aber solche Auftritte sind gut. Es ist besser mal so eine Erfahrung gemacht zu haben. Denn daraus lernst du und wächst. Du weißt den Erfolg dann besser zu schätzen.
Festivalhopper: Die letzte Frage: was können wir heute Abend erwarten? Wirst du eher die neuen Songs performen, einen Mix oder was machst du so auf Festivals?
William Fitzsimmons: Bei Festivals machen wir eher einen Mix aus allem. Aber ich möchte auch Neueres spielen, denn sonst wird es irgendwann alles zu altbacken. Aber wenn du keine Lust auf den Song hast, dann merkt man das auch irgendwie. Ich meine, es mag sich ja nett anhören, aber wenn du nicht mit dem Herzen dabei bist, dann hört es sich scheußlich an und macht keinen Spaß.
Ja also auf Festivals versuchst du das zu spielen, womit die Leute eine Verbindung haben oder aufbauen können und du sie hoffentlich am Ball halten kannst. Diesmal sind es 90 Minuten, was echt lang für ein Festival ist! Irgendwie viel zu lang.
Festivalhopper: Ja, normalerweise sind es ja so 45 Minuten.
William Fitzsimmons: Und komisch ist auch, dass es erst um 1 Uhr los geht. Also ich bin Vater. Normalerweise geh ich so um 10 Uhr ins Bett, wenn ich zu Hause bin. Das macht Spaß.
Festivalhopper: Also gehst du danach noch tanzen?
William Fitzsimmons: Hahaha. Nein. Ich bin Vater. Ich werde so schnell wie möglich schlafen gehen.
Festivalhopper: Magst du es denn persönlich Festivals zu besuchen.
William Fitzsimmons: Nein. Also ich glaube schon, dass sie toll sind. Ich verstehe, warum Leute das mögen. Ich hab eine Menge Freunde, die lieben es. Es ist ihre Lieblingssache. Aber allein, wenn ich schon den Parkplatz sehe, bekomme ich Beklemmungen. Ich bin ein ängstliche Person. Es ist nett. Aber lieber habe ich Unterhaltungen so wie jetzt mit wenig Personen. Das macht Spaß. Aber Festivals, das sind einfach zu viele Variablen, die da aufeinander kommen. Macht das irgendwie Sinn?!
Festivalhopper: Ja total! Danke für das Interview.
Weitere Berichterstattung vom Melt! gibt es in unseren Rückblicken „MELT! 2014: We did it again!“ und „Soo viele Highlights, so wenig Zeit„. Hier könnt ihr Euch durch weitere Festivalhopper Interviews wühlen, vom Melt! 2014 folgt da auch noch was.
27. August 2014 um 18:03
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