Du liebst Musik, stellst aber fest, dass du zu wenig über die Klassiker der Musikgeschichte weißt und fragst dich vielleicht auch, welche Rolle Berlin dabei eigentlich gespielt hat?
Fritz Music Tours klärt den Musikfan auf und führt in verschiedener Form durch die
Rock-, Pop- und Clubgeschichte Berlins. Wir haben das mal getestet.
In der Hauptstadt wurden schon große Dinger der Musikgeschichte gedreht. Musikalisch gesehen hat Berlin die Welt bewegt. Hier wurden Fundamente gelegt und Meilensteine gesetzt. Kaum zu glauben? Dann empfehlen wir wärmstens, sich mal in den Fritz Music Tourbus von Thilo Schmied zu begeben. Der kutschiert einen nämlich 2 entspannte Stunden lang durch Berlin, entlang an einer Route, die die Berliner Rock-, Pop- und Clubgeschichte markiert. Dabei erzählt er schöne Anekdoten, die in keinem Wikipedia-Eintrag zu finden sind.
Bei der Berlin Music Week sind wir auf Fritz Music Tours aufmerksam geworden und wollten wissen, was dahinter steckt. Wir waren bei zwei der Touren dabei und haben mit Thilo ein wenig geplaudert.
Neben den Bustour-Specials im Rahmen der BMW 2013 bietet Thilo noch weitere Touren an. Eine davon ist die 2-stündige Führung durch die berühmten Hansa Tonstudios und den Meistersaal in Berlin Kreuzberg. Start ist vor dem Gebäude. Mit viel Witz und tollen alten Fotografien erläutert Thilo zunächst die Entwicklung des Gebäudes und der Studios an sich. Weiter geht es im Foyer des Hauses mit der Beantwortung der Frage, wie das Gebäude heute eigentlich genutzt und besetzt ist. Im Anschluss daran steigt man auch schon die Treppe empor, wo man sich beim Anblick der prunkvollen Inneneinrichtung an die glänzenden Zeiten erinnern darf. Es geht in den Meistersaal. Bekannt für seine einzigartige Akustik, war dieser einst selbst der Mittelpunkt für Tonaufnahmen und damit verbundene Experimente. Auch hier hält Thilo viele Geschichten zu damaligen Aufnahmemanövern bereit, wie beispielsweise jene der Band Einstürzende Neubauten. Natürlich werden wir an dieser Stelle nicht vorweg greifen, garantieren aber: Das Zuhören lohnt sich!
Das Highlight der Tour kredenzt der Music Guide zum Schluss: das berühmte Studio 1 unter dem Dach des Hauses. Spätestens hier kribbelte es allen eingefleischten Musikfans in den Fingern. Thilo gibt die einzigartige Gelegenheit, einen Fuß in die Aufnahmeräume zu setzen, wo Depeche Mode, U2 und Nick Cave u.a. ihre Alben aufnahmen – sofern darin nicht gerade aufgenommen wird. Nach dem Eintritt strömt unverhofft der herrliche Duft vergangener Jahrzehnte in die Lungen. Allein das: eine Erfüllung. Braune Vertäfelungen, warmes Licht, aufs Schönste abgesessene Sofas und jede Menge Musikinstrumente – hier will man direkt bleiben. Am Ende stehen wir im Controlling Raum vor diesem unfassbar großen Panel mit tausenden Knöpfen und lauschen den Originalen von Bowie und Depeche Mode. Zwischendrin erklärt Thilo die Dynamik des Raumes und den Klang der Boxen. So hat man die Musik vielleicht noch nie gehört. Ein Erlebnis, das man nicht vergisst.
Bustour durch die Berliner Musikgeschichte
Im Anschluss sind wir zwei Stunden im kleinen Fritz Tourbus durch Berlin gefahren. Beginnend an der East Side Gallery, vorbei am Media Spree Komplex, geht es unter anderem durch Kreuzberg und Schöneberg. Schön ist, dass Thilo in seinen Erzählungen über Mikro immer wieder Bezug auf die Gegenwart und die aktuellen Entwicklungen der Musikszene nimmt. Es besteht kein Zweifel: er steckt voll in der Materie und es macht überaus großen Spaß ihm zuzuhören. Er klingt nach allem, nur nicht nach einem schnöden Guide.
Während man dann durch Berlin gondelt, immer mal wieder am Straßenrand anhält, wenn ein wichtiger Punkt passiert wird, wird man im Bus mit der passenden Musik bespielt. Musikgeschichte erleben, so lautet das Motto. Auch spannende Interviewschnipsel bekommt man im Bus zu hören. Da bleibt auch der eine oder andere Lacher nicht unterdrückt.
FH: Tolle Idee, sowas zu machen, Thilo! Wie kam das zustande?
Die Idee entstand eher zufällig, eine gute Freundin aus der Musikindustrie hat mich damals darauf gebracht.
FH: Bist du Alleinunterhalter bei deinen Touren oder hast du einen Partner? Machst du das hauptberuflich?
Ja, ich mache seit 2005 die meisten der Führungen selber. Es gibt Bustouren, Walking Tours und Studio Touren in den berühmten Hansa Tonstudios. Die Studio Tour mache ich alleine. Ich habe mittlerweile noch zwei andere Guides, die vor allem die Walking Tours durchführen aber auch Busfahrten machen. Es werden noch weitere dazukommen.
FH: Du enthüllst viele pikante Details in den Führungen. Woher nimmst du das Wissen? Bist du selbst Musik-Nerd?
Klar, das bin ich sicher. Ich würde mich vielleicht nicht zwingend als solcher bezeichnen, aber durch meine eigene berufliche Laufbahn weiß ich schon einiges. Ich habe meine Nase in viele Bereiche der Musikindustrie reinstecken können und dürfen. Das Netzwerk ist groß und dadurch habe ich viel erfahren.
Die Route enthält sicher nicht alle musikhistorischen Eckpunkte – Wie also kam die Auswahl der Orte zustande?
Ich knüpfe die Tour weniger nur an die Institutionen und Clubs selbst, sondern steuere das an, wo musikhistorisch auch etwas Bewegendes passiert ist oder aucn ganz aktuell geschieht. Natürlich spielt auch mein vorhandenes Wissen eine Rolle bei der Auswahl – man kann einfach nicht alles abbilden. Aber ich habe einen ganz guten Draht entwickelt zu den Musikfans, ich weiß für was sie sich interessieren. Schließlich bin ich einer von ihnen.
FH: Wieso sollte man in deinen Bus einsteigen? Liefer uns doch mal drei gute Gründe.
Spaß, Unterhaltung, Bildung. Als echter Musikfan ist das natürlich fast ein Muss, gerade die Tour durch die Hansa Studios.
FH: Wo kann man deine Touren buchen? Und um wie viele Euros erleichtert das den Geldbeutel?
Die Touren kann man auf unserer Webseite buchen oder im Rahmen der Berlin Music Week 2013 als Special Tour oder auch direkt unter dem Programmpunkt auf deren Webseite. Die Berlin Music Week Special Tour kostet 25 Euro pro Person. Ansonsten gibt es private Touren schon ab 2 Personen und wenn wir mit dem großen Tourbus fahren und mehr Leute dabei sind, kann es auch günstiger werden.
Zur Berlin Music Week gibt es vom 4. bis 7. September jeweils 2 Touren pro Tag – einige davon auch auf Englisch. Die deutschen Touren nehmen dabei vor allem Bezug zu einheimischen Musikgrößen wie Die Ärzte und Rammstein. Bei den englischen Touren steht die Historie um beispielsweise David Bowie, Iggy Pop, U2 und Depeche Mode im Vordergrund.
Selbstverständlich bietet Thilo seine verschiedenen Touren auch nach der Berlin Music Week an. Zwei davon können wir besten Gewissens empfehlen. Die Fritz Music Tours bieten die ultimative Mischung aus klassischer Musikgeschichte und witzigen Anekdoten, wie sie hinter den Kulissen geschahen. Thilo Schmied ist obendrein genau der unterhaltsame Typ von Guide, den man sich dafür wünscht. Wir wüssten nicht, wie man’s besser machen kann und haben Einiges dazu gelernt.
Streitet euch also nicht im Stillen über die Release Dates von Iggy & Co. – Thilo kennt die Fakten. Macht einfach mit!
[PS: Nach Absprache sind in den Hansa Studios auch Fotos möglich, Videos allerdings nicht.]
10. September 2013 um 15:30
[…] Schmankerln auch abseits der Hauptprogrammpunkte, wie Club-Specials, Wohnzimmerkonzerten oder den Fritz Music Tours, die den perfekten Rahmen um die BMW zogen. Die BMW bietet ein Zuhause für alle, die nach Inhalten […]