Mit Essen spielt man nicht! – Hip Hop Kemp Tag 3

News am 27. August 2013 von lyHo

TomatenschlachtDer Samstag ist traditionell der letzte Tag des Hip Hop Kemps. Er beginnt in der Regel mit der berüchtigten Tomatenschlacht auf dem Festivalgelände. Hierbei stehen sich zwei Teams gegenüber, die so etwa 20 Personen stark sind. Bewaffnet sind sie mit Tomatenkartons, welche als Schutzschild dienen, und halt jeder Menge Tomaten. Diese werden dann mit der größtmöglichen Wucht in Richtung gegnerisches Team geworfen.

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Nun mag man einwenden, dass dieser Gaudi verwerflich ist – als Kind bekommt man ja ständig den folgenden Satz zu hören: „Mit Essen spielt man nicht“. Hierzu kann ich nur sagen, dass da niemand gespielt hat, nein, es ging um Leben und Tod. Whatever – es ist mehr wie lustig anzuschauen!

Megaloh auf der HauptstageErster Höhepunkt des Musikprogramms war die Show von Megaloh. Mit etwas angeschlagener Stimme, jedoch raptechnisch absolut on point spielte er unter anderem Tracks seines noch relativ frischen Albums Endlich Unendlich, und hatte spürbar Freude daran, dass viele Fans, die ihn und seine Texte kennen, den Weg vor die Bühne gefunden hatten. Als Schmankerl für das Kemp Publikum performte er die Tracks seines brand-aktuellen, da erst Mittwoch um 15.00 Uhr erschienenen Mixtapes Auf Ewig Vol. 2, welches für seine Follower hier zum kostenlosen Download bereit steht.

R.A. The One Legged Man

R.A. The One Legged Man

Der Preis für die energiegeladenste Show geht ganz klar an R.A. The Rugged Man. Trotz Handicap – er hatte seinen linken Fuß im Gips – brachte er große Teile des Publikums dazu, über die komplette Länge der Show auszurasten. Dabei sprang er wie wild herum, fuchtelte mit Krücken oder ließ sich im Rollstuhl über die Bühne schieben. Ins Publikum flogen jede Menge Wasser, handsignierte Frisbees, sein Rollstuhl und … Steaks. Für Unterhaltung war auf jeden Fall gesorgt, aber das ist man bei ihm ja nicht anders gewohnt.

Der Retrogott pumpt vor der Show noch ein wenig seinen gestählten Körper auf.

Der Retrogott pumpt vor der Show noch ein wenig seinen gestählten Körper auf

Ein weiteres Highlight war die Show von Retrogott und Hulk Hodn. Wie gewohnt wurden massig Whack Mcs zerstört. Für mich ist der Retrogott einer der wenigen Rap Comedians, die lustig sind und auch rappen können. Er unterscheidet sich von anderen auch dadurch, dass er sich explizit an Rap-Fans richtet. Was mich bei einer Show der beiden mal interessieren würde, ist, was davon alles im Vorfeld abgesprochen ist, und was einfach so passiert. Da Hulk Hodn aber auch immer mal wieder schmunzeln muss, wenn Kurt Hustle einen Spruch bringt, glaube ich, dass da wirklich das eine oder andere spontan ist.

Kendrick Lamar wollten dann alle sehen

Kendrick Lamar wollten dann alle sehen

Der Headlinerspot des Festivals gehörte Kendrick Lamar. Kein Rapper konnte in den letzten Jahren einen größeren Hype für sich beanspruchen als der Boy aus Compton. Und auch kürzlich hat er durch seinen Part auf Control mal wieder der ganzen Rapwelt gezeigt, wo der Frosch die Locken hat. Welchen Stellenwert Kendrick Lamar hat, zeigt sich auch darin, dass er nur einen Tag später dann bei den MTV Video Music Awards 2013 zusammen mit Miley Cyrus, Robin Thicke und 2 Chainz einen Song performt hat. Dementsprechend war die Area vor der Mainstage wohl so sehr gefüllt wie zu keinem anderen Zeitpunkt. Überschattet wurde der Auftritt lediglich davon, dass es bereits ab ca. 21:00 Uhr keine Softdrinks mehr in Flaschen gab. Das darf nicht passieren!

Sooooo viele Menschen

Sooooo viele Menschen

Am nächsten Morgen gings dann früh zurück in die Heimat. Wer früh abreist, kommt noch ohne Stau bis zur Autobahn (man munkelt, dass es bis zu 5 Stunden dauern kann, wenn man nach 10 Uhr morgens abreist, weil die tschechische Polizei sehr erpicht ist, Vergehen gegen die 0 Promille Grenze zu ermitteln, und so manchen Fahrzeugführer einer entsprechenden Kontrolle unterzieht). Der fast schon obligatorischen Kontrolle nach der deutschen Grenze konnten wir entgehen, weil kurz vor uns jemand anderes rausgezogen wurde und die Herrschaften dementsprechend beschäftigt waren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Kemp weiterhin seinem Ruf, ein reales Hip Hop Festival zu sein, absolut gerecht wird. Wenn ich da hinfahre, fühle ich mich immer ein paar Jahre in die Vergangenheit zurück versetzt, als für viele Leute die Hip Hop Welt noch in Ordnung war.

Wer sich also ein wenig nach den früheren Zeiten sehnt, sollte zum Kemp fahren.
Wer auf Underground-Künstler steht, sollte zum Kemp fahren.
Wer sich für osteuropäischen Rap interessiert, sollte zum Kemp fahren.
Wer Pop-Rapper mag, kann trotzdem zum Kemp fahren, auch wenn er da keine Pop-Rapper auf der Stage sehen wird.

Nun mag es bestimmt auch den einen oder anderen Kemp-kritischen Menschen geben, der bspw. Kendrick Lamar nicht für den richtigen Headliner hält, und auch nicht nachvollziehen kann, wieso Baauer für eine Party gebucht wird. Ich persönlich kann Entwicklungen in diese Richtung aber nur unterstützen. Außerdem hat man parallel zu allen Programmpunkten, die vielleicht zu kommerziell oder zu aktuell sind, auch immer noch irgendwo eine Party auf einer der anderen Stages, wo mindestens einer von zehn Tracks von DJ Premier produziert wurde.

Zwei Sachen noch.

1. Samy Deluxe macht wohl jetzt ein krasses Rap Album.
Und 2. – Wir hatten keine Graffiti Bilder in unserer Berichterstattung. Das müssen wir noch nachholen:

Vorher

Vorher

Nachher

Nachher

HHK, wir sehen uns dann 2014 wieder.

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