Zum 18. Mal öffnete das Juicy Beats am 27.07.2013 seine Tore und lockte mit angekündigten 100 Djs und 40 Bands 27.000 Besucher an – ein Rekord für das Festival. Bei 20 Stages, von denen etwa ein Dutzend schon tagsüber bespielt wurde, haben wir (Sabrina + Freund und Christian) uns aufgeteilt, um einen besseren Eindruck geben zu können.
Die Bilder vom Festival sind hier.
Nach leicht verzögerter Anreise durch zu wenig U-Bahnen und überfüllte Bahnsteige am Dortmunder Hauptbahnhof endlich angekommen, folgten wir der Musik bis zur Mainstage, wo bereits Grossstadtgeflüster spielten. Zwar befanden sich auf dem Gelände schon mehr Besucher, die durch die pralle Sonne ins Schwitzen geraten, als gedacht, jedoch war der Anteil dieser vor der Bühne eher gering. Als es plötzlich zu regnen begann, reduzierte sich das Publikum weiter, denn auch wenn der Regen eine angenehme Abkühlung darstellte, artete selbiger in ein kurzes Gewitter aus, das für den Ausfall von Ton, Licht und Bühne sorgte. An der guten Stimmung der wenigen Menschen änderte sich dennoch nichts, stattdessen vertrieben sie sich die Zeit mit Rufen wie „SHRIMPS MIT REIS, SHRIMPS MIT REIS“ oder „AUSZIEHEN, AUSZIEHEN“.
Letzterem folgte die Band prompt als es nach wenigen Minuten weiter ging und vollendeten ihren trotz Unterbrechung guten Auftritt mit eher spärlicher Bekleidung: „Wir haben gerade auf dem Eier mit Speck gespielt, wäre auch ein gutes Motto für heute“.
Zudem war es eines der wenigen Konzerte auf dem Festival, bei dem gemosht wurde und eine Mini-Wall-Of-Death, bzw. wie die Band immer sagt: Wall of Love, zustande kam. Auch der tanzende Dino auf der Bühne oder die riesigen Konfetti-Luftballons, die über das Publikum flogen und für zusätzliche Stimmung sorgten, sollten nicht unerwähnt bleiben.
Weiter ging es für mich (Sabrina) auf der Mainstage mit 257ers, die mit mächtig Bass etwas mehr Publikum anlockten, so dass sich der Platz vor der Bühne weiter füllte. Auch die Sonne schien wieder, so dass man auf dem gesamten Gelände aufpassen musste, nicht über sich sonnende Besucher zu stolpern, die zum Teil auf Strandmatten entspannten, welche man unter anderem neben Partybrillen und Luftgitarren am kostenlosen Glücksrad des AOK-Standes gewinnen konnte.
Ein eher ungewöhnliches Medley des Hip-Hop-Trios beinhaltete unter anderem ein Lied aus der Pommersche-Wurst-Werbung, den Titelsong von Spongebob, Coco Jambo und Wannabe von den Spice Girls, doch gerade das schien den Anwesenden zu gefallen. Auch das zur Einleitung des Liedes „Unsere Arme sind schwach“ die Frage „Seid ihr asozial?“ fiel, und das Publikum mit einem überzeugten Ja antwortete, ist sicher nicht für jeden selbstverständlich, gehört aber bei den 257ers dazu. Beendet wurde das Konzert mit dem allseits bekannten Harlem Shake, so dass das Publikum zufriedenstellend verabschiedet wurde.
Da Hip-Hop mich (Christian) selten anspricht, schlenderte ich über das Gelände und fand bald den zweiten Schwerpunkt des Festivals: elektronische Musik, tagsüber vor allem House. Der „Gänsehaut-Floor“, eine kleine überdachte Tanzfläche, umgeben von schattigen Plätzen unter Bäumen, war schon jetzt gut gefüllt. DJ Jan Bröhmer traf den Geschmack der Anwesenden offenbar ziemlich gut und auch ich blieb eine Weile. Es ist immer schön, auch mal auf einer Tanzfläche tanzen zu können, obwohl man gar nicht tanzen kann.
Da ich anschließend die Bühne, zu der ich eigentlich wollte, nicht fand (ein Hoch auf Pläne ohne eingezeichneten Standort!) und es eh schon recht spät war, ging ich wieder zurück zur Main Stage, wo nun Crystal Fighters angekündigt waren. Gleich am Anfang stand fest: Das würde definitiv eins der Highlights, wenn nicht das beste Konzert des Festivals werden. Mit ihren ausgefallenen Synthiklängen und den zum Tanzen einladenden Beats könnte man sie im Bereich Indietronic verorten, aber dafür sind sie schon zu sehr vom Reggae beeinflusst und auch dem Indierock haben sie etliche Elemente entliehen. Das Ergebnis ist der perfekte Sound für Tage mit 35 Grad im Schatten.
Der vollbärtige, langhaarige Sänger mit der Sonnenbrille und das ausgesprochen entspannte, gut gelaunte Auftreten der Band taten dann ihr Übriges dazu, das Publikum in eine ausgelassen feiernde Stimmung zu versetzen. Der Einlass in die erste Welle wurde inzwischen reguliert, was zwar wie üblich kritisiert wurde, aber denen, die drin waren, Freiraum zum Tanzen verschaffte. Trotz oder gerade wegen des ausgefallenen Sounds wurde das auch reichlich genutzt und auch die Band zeigte Einsatz: Die beiden Gitarristen wechselten immer wieder zu verschiedenen Keyboards, Synthesizern und Instrumenten, die vermutlich aus dem Baskenland stammen, wo ein Teil der Band herkommt.
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Um der Hitze mal ein wenig zu entfliehen, suchten wir uns ein schattiges Plätzchen. Da das gesamte Gelände eigentlich eine Grünanlage ist, eben der Westfalenpark, findet man davon reichlich unter Bäumen, im Rosenpark oder auf leicht sonnengeschützen Bänken. Unterwegs dahin kommt man in regelmäßgen Abständen immer wieder an Wasserspender vorbei, die sowohl als kostenloses Trinkwasser, als auch als gratis Abkühlung genutzt wurden. Trotz des wirklich praktischen und vielgenutzten Wassers, für das an Infoständen sogar Plastikbecher bereit standen, kollabierte gelegentlich der ein oder andere Besucher, doch dann waren die Sanitäter mit Liege, Flüssigkeit und Beatmungsgerät direkt bereit, teilweise sogar mit dem Fahrrad und Sirene unterwegs.
An der FZW-Bühne unterhielt später MC Fitti die Leute mit Liedern wie „Yolo“, „Roflcopter“ oder „Whatsapper“, die einem einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen, ob man will oder nicht. Liegt vielleicht mit daran, dass seine Texte zwar oft sehr simpel, aber dennoch irgendwie für jeden ansprechend sind, so wie zum Beispiel „Penn in der Bahn“, denn dort ist vermutlich wirklich jeder schon einmal eingeschlafen. Besonders zutreffend war auch „30 Grad“, das Thermometer hatte diese Grenze nämlich bereits überschritten. Trotzdem folgten die Leute seinem Aufruf die Person neben sich auf die Schultern zu nehmen oder die zuvor verteilten MC Fitti-Masken aufzusetzen. Gegen Schluss öffnete der Rapper mit dem Vollbart, der Sonnenbrille und der Cap einen riesigen Sack Konfetti und verteilte den Inhalt fröhlich im Publikum.
Durch die ausgiebige Flüssigkeitsaufnahme blieb ein Toilettengang nicht aus, also suchten wir einen der dafür vorgesehenen Toilettenwagen. Doch das war gar nicht so einfach, denn viele gab es davon nicht, zudem kostete jeder Besuch 30 Cent. Obwohl für die Männer zusätzlich Urinale aufgestellt wurden, musste man jedes mal mit einer Wartezeit von 20-30 Minuten rechnen, unter Umständen noch mehr, da pro Wagen auch nur ein Waschbecken und ein Spiegel vorhanden waren. Gegen Abend verschlimmerte sich dieses Problem, als von den eh schon zu wenigen Wagen einige geschlossen wurden, was zur Folge hatte, das man nicht nur lange warten, sondern zuvor auch noch lange suchen musste und so mit etwas Pech gute Djs oder Bands verpasste, einzig und allein, weil es zu wenig Toiletten gab.
An der Funkhaus Europa Worldbeat Stage wurde die Bühne für Macka B vorbereitet, während wir es uns in unmittelbarer Umgebung auf der Wiese bequem machten. Der englische Reggaekünstler sorgte für eine wirklich schöne und entspannte Sommeratmosphäre, insbesondere in Kombination mit der immer noch strahlenden Sonne. Parallel spielte auf der FZW-Bühne Leslie Clio, die mit ihrer sympatischen Art und ihren Songs „I Couldn´t Care Less“ und „Told You So“ ein ähnliches Feeling aufkommen ließ.
Vorbei an der YOLO-schreienden Menge trieb es mich diesmal zur Worldbeat Stage („Global Player & Tropical Clash“), wo gerade Macka B aufbauten und irgendwann einfach anfingen. Klassischer Reggae, eine weitere Musikrichtung, die zeigte, dass die Veranstalter alles auf Sonnenschein gesetzt hatten. „Ya Man“ war wohl die häufigste Aussage in der nächsten Stunde und natürlich liebte das Publikum Ganja. Die Band performte aber auch ziemlich gut und mit viel Spaß an der Sache. Und wer nicht im Gras eingeschlafen war, konnte auch den Texten zuhören und sich Gedanken zu Vegetarismus oder Respekt gegenüber Frauen anhören – ein bisschen klischeehaft friedlich, wie man es von Reggae erwartet, aber aktuell wie nie.
Etwas vorzeitig ging es dann wieder zurück Richtung Festwiese, wo sich außer der Main Stage auch das Relentless-Zirkuszelt befand. Dort spielten Susanne Blech – in einer abartigen Hitze und ohne Licht, wohl um einen weiteren Temperaturanstieg zu vermeiden. Da war es kein Wunder, dass nach einer Weile jemand im Moshpit kollabierte. Die Band rief direkt Securitys herbei und warf Wasserflaschen ins Publikum, Daumen rauf dafür. Nach dem Abschluss mit der dicken Konfettikanone stürmten wir alle direkt raus aus dem Zelt – die 35 Grad fühlten sich plötzlich wie eine kühle Brise an.
Nach einer Pause im Schatten ging es wieder mal auf die Suche – nach der Summersounds Stage, wo „Bring Your Own Beats“ veranstaltet wurde und zwei Gastacts die Gelegenheit bekamen, mit ihrer Musik auch aufzutreten. Stattdessen blieb ich allerdings erneut an Funkhaus Europa-Bühne hängen, wo nun Moop Mama spielten – mit nicht weniger als elf Musikern auf der Bühne! Zahlreiche Bläser, darunter auch eine eher ungewöhnliche riesige Tuba (Sousaphon), zwei Trommler mit Marching Snare und Marching Bass Drum und ein Rapper bildeten ein recht ausgefallenes Ensemble. Der Platz vor der Bühne war nun rappelvoll – kein Wunder bei der Spitzenshow, die Moop Mama ablieferten. Brass-Musik mit einem Rapper als Frontmann, der es wirklich verstand, das Publikum anzuheizen – soweit das bei den Temperaturen noch möglich war. Bedenkt man, dass die Band auch gelegentlich Straßenkonzerte spielt, kann man sowohl den dadurch gewachsenen Erfolg als auch die Anzeigen wegen Ruhestörung verstehen – mit zehn Instrumenten ergibt sich ein gewaltiger Sound.
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Bei der großen Auswahl an Essen fiel die Wahl zwischen Pizza, Döner, Afrikanischem, Asiatischem, Hot Dogs, Bratwurst und Vergleichbarem nicht leicht, die Preise variierten zwar, waren aber für ein Festival noch im Normbereich. Die Getränkepreise, insbesondere für Alkohol, waren mit 4€ für eine Cola oder 7,50€ für einen Wodka-R (Relentless) jedoch recht hoch, das glich sich aber mit dem Gratiswasser wieder aus und vermutlich war es bei der Hitze gar nicht schlecht, dass das Bier nicht das billigste Getränk war.
Da der DJ unserer Lieblingskneipe im 023 Floor auflegen sollte, machten wir uns auf den Weg dahin. Auch wenn die Floors und Bühnen alle mit Früchten gekennzeichnet waren, um die Pläne, die im Park immer wieder auftauchten, übersichtlicher zu gestalten, waren diese nicht so leicht zu verstehen, insbesondere, wenn man nicht wusste, wo man sich gerade befindet. Angekündigt waren für den genannten Floor fünf DJs, jedoch war bei jedem 18.00-4.00 Uhr als Spielzeit angegeben, so dass Markus San leider bereits weg war, als wir den „Johannisbeer-Floor“ endlich gefunden hatten. Auch der DJ der gerade auflegte, dürfte eventuell etwas enttäuscht sein, denn abgesehen von der Security befand sich niemand in der kleinen Hütte.
Also wieder zurück zur Mainstage, wo Marteria auftreten sollte. Auf dem Weg dahin begegneten wir nicht zum ersten Mal Polizisten auf Pferden, so wie ein paar unterhaltsamen Müllmännern mit Tabakpfeifen. In der Zwischenzeit hatte sich die Menschenmenge an der Hauptbühne deutlich vermehrt und feierte Marteria, der zwischenzeitlich MC Fitti mit auf die Bühne holte. Beim Song „Lila Wolken“ tauchte zusätzlich unangekündigt Miss Platnum auf, die auch die nächsten Songs mit performte. Sympathiepunkte sammelte der Rapper außerdem, als er das Publikum bat, alle Pfandbecher zu werfen, um diese für Viva Con Agua zu spenden.
Der letzte Künstler auf der Mainstage: Fritz Kalkbrenner. Ein sehr plötzlicher Einstieg überraschte, doch das Publikum schien generell schon kaputt zu sein, bei dem Wetter allerdings auch kein Wunder. Die Bewegung beschränkte sich auf leichtes Getanze, was sich selbst bei „Sky and Sand“ nicht großartig änderte, die Stimmung war aber trotzdem gut. Kalkbrenner, der am Wochenende zuvor beim Serengeti-Festival gespielt hatte, kommentierte das gelegentlich mit „Das ist schon ganz nett, aber das könnt ihr noch besser“.
An der FZW-Bühne, auf der zur selben Zeit die Indie-Rock-Band Friska Viljor spielte, war der Zuschaueranteil direkt vor der Bühne eher gering, dafür verteilten sich viele auf der großen Wiese davor, die den Schweden zuhörten und ihren Auftritt für gut befanden.
Ab 22 Uhr verteilten sich Festivalbesucher langsam auf die kleineren Bühnen, an denen die verschiedensten DJs auflegten, so dass insgesamt immer noch Feierstimmung herrschte. Während manche sich auf den Weg nach Hause machten, erreichten die Besitzer einer Nachtpartykarte zum halben Preis gerade erst das Gelände, um den Abend ausklingen zu lassen. Einige Bühnen öffneten sogar erst jetzt.
Der kurze Technikausfall zu Beginn und der Toilettenmangel blieben also die einzigen Kritikpunkte, denn alles in Allem war es ein super Sommertag mit größtenteils gutem Wetter, entspannter Atmosphäre und vielfältiger guter Musik.
4. November 2013 um 15:50
[…] geht’s zu unseren letzten Juicy Beats Rückblicken “JB 2013: Sommerstimmung auf 20 Bühnen im Westfalenpark” und “Juicy Beats mit positivem […]
23. Juli 2014 um 21:50
[…] Ziemlich genau 30.000 Besucher erwarten die Veranstalter. Top-Acts zur 19. Ausgabe des Festivals sind Boys Noize, Alligatoah, Milky Chance, Alle Farben, Calexico, FM Belfast, Weekend, Frittenbude, Die Orsons, Hundreds, Kid Simius, Sierra Kidd, Ebo Taylor und Wallis Bird. Freunde unterschiedlichster Spielarten elektronischer Tanzmusik können sich zudem auf ein internationales DJ-Aufgebot freuen. Wer noch immer nicht überzeugt ist, der schmökert in unserem Juicy Beats Bericht vom letzten Jahr. […]