„Die Sonne scheint für dich – deinethalben, und wenn sie müde wird, fängt der Mond an, und dann werden die Sterne angezündet.“ (Sören Kierkegaard)
Viel besser kann man die Rahmenbedingungen des diesjährigen Summerjam Festivals wohl nicht beschreiben. Internationale Stars auf den Bühnen, ein wunderbares Publikum und eine traumhafte Umgebung am Fühlinger See in Köln schafften eine Grundlage, die selbst Petrus vergangenes Wochenende gütig gestimmt hat.
Matisyahu, der die Hauptbühne am frühen Freitag Abend mit seiner charmanten Mischung aus Reggae, HipHop und rockigen Elementen verwöhnt, bietet für das Wochenende den perfekten Einstieg. Die Festival-Insel ist schon ordentlich gefüllt und unter den rund 30000 Besuchern herrscht Vorfreude auf das kommende Wochenende – das merkt man!
Auf der kleineren Bühne springt Max Romeo derweil für den verhinderten Ken Booth ein. Er macht seine Sache gut, viele vertreiben sich die Zeit jedoch beim Schlendern über den alljährlich stattfindenden Basar. Busy Signal, der auf der Hauptbühne in den Sonnenuntergang hinein spielt, schafft es dann, die Stimmung in Richtung Siedepunkt zu treiben.
Diejenigen, die vom darauf folgenden Snoop Lion ein reines Reggae-Konzert erwartet haben, werden enttäuscht. Snoop Dog ist auf dem Summerjam Festival angekommen, der Löwe kommt aber nur selten auf die Bühne. Der Altmeister spielt viele Klassiker, interpretiert sie mit aktuell angesagter Reggae-Attitüde neu und lässt es sich nicht nehmen, seiner wahren Liebe zum grünen Gold bildgewaltig Ausdruck zu verleihen. Mit „Young, Wild & Free“ findet das Konzert seinen Abschluss und „Roll one, smoke one“ ist schneller getan als gesagt. In der einen Hand die nächste Spezial-Zigarette, in der anderen das kunstvoll verzierte P.I.M.P Mikrofon verabschiedet sich Snoop in einer Rauchwolke von der Bühne und die Festival-Insel entlässt die größtenteils zufriedenen Gäste in Richtung Zeltplatz. Einzig der mitunter schlechte Sound der Hauptbühne sorgt bis hierhin für ein klein wenig Unmut.
Am Samstag Morgen scheinen jedem die herrlichsten Sonnenstrahlen durch den Zelteingang entgegen und die Strapazen des ersten Tages sind schnell vergessen. Wassersport hat Hochkonjunktur und im Hochwasser führenden Fühlinger See wird gebadet, was das Zeug hält. Zu den Klängen von Junior Kelly, Morgan Heritage, Chronixx und dem fesselnden Biga Ranx finden sich an diesem Tag bereits überdurchschnittlich viele Besucher früh vor den Bühnen ein. Ein guter Start. Einzig und allein Popcaan stellt im Laufe des Abends unter Beweis, dass er doch eher ein Mann fürs Studio als für die Live-Bühne ist. Unerwartet finden sich danach sehr viele Besucher vor der Grünen Bühne ein, um das deutsche DJ- und Produzentenduo Schlachthofbronx abzufeiern. Ihr energetisches und packendes Global Bass – Set fesselt und animiert viele zum ausgelassenen Tanzen und bietet ein mehr als würdiges Warm-Up für den Hauptakt auf der kleinen Bühne: Major Lazer. Während Gentleman nebenan ein phänomenales Konzert abliefert, mutiert die Veranstaltung hier eher zu einem ekstatischen Rave Event. Die Jungs um den Mad Decent Label Chef Diplo liefern eine bombastisch choreographierte Show nach dem Vorbild amerikanischer Dance Acts und reißen die Bühne dabei vollständig ab. Das Publikum wird mit Dollar Noten beworfen, es wird über die Menge gesurft und ein Fan darf einen gar nicht mal so privaten „Private Dance“ aus der Künstlerperspektive genießen. Man merkt, dass hier nicht viel dem Zufall überlassen wird, und man kann nicht anders, als hier von exzellentem Entertainment zu sprechen. Diplo ist nach dem Ende der Show schwer von der Bühne zu bekommen, spielt noch einige Songs und verabschiedet sich in Richtung Dancehall Arena, wo die unaufhaltsame Party standesgemäß weitergehen kann. Das Gelände etwas abseits der Festival-Insel ist sehr gut gefüllt, trotzdem steht keiner lange in der Einlasskontrolle und man kann sich, mit einem frischen Getränk bewaffnet, schnell in die Menge stürzen. Sentinel, Silly Walks und Diplo geben sich die Klinke in die Hand und feiern eine Party, die sicher zu einer der besten zählen kann, die der Jam je gesehen hat. Diplo scheint dabei völlig in seinem Element zu sein, feiert jedes Lied wie ein kleines Kind und bringt die Menge zum Überkochen. Rihanna und Snoop Dog Dubplates werden frenetisch abgefeiert und als beim Song „Bumaye“ über 1000 Konfetti-Kanonen gezündet werden, ist alles vorbei. Der Abschluss dieses epischen Samstages ist perfekt gelungen.
Am nächsten Morgen sieht man, dass der Abend, wie zu erwarten, deutliche Spuren hinterlassen hat. So ist es nicht verwunderlich, dass die neuen „Camp Service“-Bereiche auf dem Zeltplatz dankbar angenommen werden. Hier kann man sich glücklicherweise seit diesem Jahr erstmals zu fairen Preisen stärken und falls nötig auch vergessene Kleinigkeiten wie Hygieneartikel oder Raviolidosen kaufen. Der erste Gang über das Festivalgelände bestätigt danach die eigenen Erfahrungen. Viele Besucher entspannen vor und neben den Bühnen im Gras, dösen zu Dub – Sounds in der Chill – Out – Area oder lassen einfach die Seele baumeln. Summerjam eben. The Aggrolites und Fat Freddys Drop bieten dabei die perfekte musikalische Untermalung. Dendemann drückt gegen Abend aufs Gaspedal, macht den fehlenden Entspannungsfaktor jedoch durch Wortwitz und seine kreativen Ansagen wett. Schlussendlich wird alles vom Wahlpariser Patrice beendet, der die Hauptbühne erwartungsgemäß verzaubert und noch einmal die letzten körperlichen Reserven des Publikums aktiviert. Das alljährliche Feuerwerk markiert den Schlusspunkt und verabschiedet die Besucher ein letztes Mal von der Insel. Viele haben selbst jetzt noch nicht genug und feiern zum Abschluss am Zeltplatz noch einmal dieses wunderschöne Wochenende und sich selbst.
Alles in allem war es wohl eine der musikalisch facettenreichsten, energetischsten und schönsten Jams der letzten Jahre. Wenn man einen Besucher dieses vielfältigen und kulturell offenen Festivals nach einem Satz fragen würde, der das Wochenende passend beschreibt, dann würde man wohl oftmals: „Danke für die Party, Petrus“ zu hören bekommen.
Wir berichteten im Voraus über die SummerJAM Bestätigungen von Snoop Lion, Gentleman, Patrice, Blumentopf, sowie Junior Kelly, Martin Zobel, Ganjaman uvm.
15. Juli 2013 um 18:32
Von Snoop Lion war dort keine Spur zu sehen, geschweige denn zu hören. Lediglich ein Snoop Dog ist aufgetreten und hat uralte Lieder gespielt, dazu der ewig gleiche sexistische Mist. Vielleicht lag es auch am miserablen Sound, dass man aus mittlerer Entfernung absolut keinen Reggae-Beat ausmachen konnte.
Auch wenn es interessant war Snoop Dog mal live zu sehen: Der Auftritt war pure Verarschung.
26. März 2014 um 16:13
[…] Bei seiner einzigen Festival Show in Deutschland wird Snoop Dogg aka Snoop Lion (Foto oben von Daniel Berbig beim Summerjam 2013) zu sehen sein und die Klassiker aus 20 Jahren Doggfather of HipHop präsentieren. Nur […]
25. Juli 2014 um 20:31
[…] sein kann (bereits 2010 auf der RaR Centerstage), war er doch letztes Jahr beispielsweise Headliner beim Summerjam. So jemanden auf die Zeltbühne zu schicken ist einfach arg falsch […]