Vom With Full Force berichten die Festivalhopper Yvonne und Gabriel. Bild- und wortreich könnt ihr Euch hier über die ersten beiden WFF-Tage 2013 informieren.
Tag 3 – Samstag 29.06.2013
Der Samstag begann ähnlich wie der Donnerstag unter dem musikalischen Licht der Blödeleien und so sorgte die Frankfurter Band A.O.K. mit ihrem Mix aus Heavy Metal, Punk und Kabarett für einen amüsanten Start in der dritten Tag dieses Festivals.
Kistenweise angeschleppter Salat, Brötchen und Champignons sorgten für eine Gemüseschlacht zwischen Band und Publikum, Krautsurfer trifft es wohl diesmal eher als Crowdsurfer.
Passend zu der nun folgenden Band auf der Mainstage verfärbte sich der Himmel deutlich dunkler, zum Glück gab es nur Nieselregen. Gekleidet mit fies aussehenden Masken im Slipknot Style gab es von Hämatom für die verbliebenen Headbanger eine ordentliche Ladung Trashmetal um die Ohren. Der Tag auf der Tentstage begann währenddessen mit Metalcore von Breakdown Of Sanity und Hardcore von Bane.
Mit Buster Shuffle kamen sogar die angereisten Skinheads voll auf ihre Kosten und konnten zu einer ordentlichen Portion Ska das Tanzbein schwingen.
Da das Wetter an diesem Tag nicht das war, was man sich für ein gelungenes Festival vorstellte, war auch bei Adept auf der Mainstage noch ordentlich Platz nach oben, was die Besucherzahlen angeht. Trotz des Publikumsschwundes ging so einiges in Sachen Metalcore bei den fünf Schweden. Etwas mehr war da schon im Zelt bei den Jungs von H2O los, viele Crowdsurfer und ne menge Party waren das Resultat aus Hardcore und Punk.
Für alle Langhaarigen, die gern den Schädel kreisen lassen gab es zu dieser Uhrzeit aber nur eine Adresse, die Mainstage! Hellyeah aus Amerika, kommen mit ihrer Mischung aus Heavy Metal und Hardrock gut an und auch wenn der Wortschatz von Sänger Chad Lee Gray sich zum Großteil auf fucking, fuck und nochmal fuck beschränkt, so kommt musikalisch doch einiges mehr bei rum.
Im Zelt nebenan wurde es der Weilen wieder brechend voll, zum einen lag das an dem Wolkenbruch, welcher sich über die Zuschauer von Hellyeah ergoss, zum anderen aber an dem Auftritt von War From A Harlots Mouth aus Berlin. Sänger Nico, welcher mal eben fix vom Impericon Stand nebenan auf die Bühne kam lieferte eine saubere Mathcore Show vom allerfeinsten ab und Gedankt wurde es ihm mit zahlreichen Mosheinlagen und ner Menge Crowdsurfern.
Bei Coal Chamber vor der Mainstage war deutlich weniger los, was wohl aber eher am schlechten Wetter lag, denn musikalisch ging da einiges in Sachen Nu-Metal. Nach ihrem Auftritt verschenkte der Schlagzeuger, zur Freude des Publikums, geschätzt noch die Hälfte seines Schlagzeuges.
Die Tentstage teilten sich an diesem Abend noch drei Bands, welche verschiedener nicht hätten sein können. Asking Alexandria, wo es Metalcore mit einer sehr aufwändigen Bühnenkulisse zu sehen gab und Deadline, welche mit ihrer Sängerin in der Punkrock Szene ein eher seltenes Bild abgeben. Die dritten im Bunde waren Cock Sparrer, ein Urgestein der Oi! Szene und mit nunmehr 40 Jahren auf dem Buckel, die Begründer dieser Musikrichtung.
Musikalisch sollte also für jeden etwas dabei gewesen sein und wenn das doch nicht der Fall war, dann stand ja ein paar Meter weiter noch eine Bühne, auf der uns Niemand geringerer als JJ Peters und seine Jungs von Deez Nuts die Ehre erwies. Trotz des immer noch miesen Wetters war einiges in Bewegung vor der Mainstage, was bei diesem musikalischen Mix aus Hardcore, Rap und etwas Metal aber auch nicht verwunderlich war. Das Highlight war der Song „Band Of Brothers„, bei dem sich auch der letzte zum Mitgrölen hinreißen ließ und der genau den Zusammenhalt der Szene wiederspiegelte, wie er auf so einem Festival üblich und für das Leben außerhalb des WFF wichtig ist.
Weiter ging es mit einem weiteren Urgestein des heutigen Tages, Sodom aus Gelsenkirchen, das Trio um Tom Angelripper gehört zu den Pionieren der deutschen Metalszene.
Die Bühne von Sodom glücklicher Weise nicht in Schutt und Asche gelegt, konnten auch Sick Of It All eine saubere Hardcore Show abliefern und feierten dieses Jubiläum ganz besonders hart, denn sie waren es, die vor 20 Jahren beim allerersten WFF als Co Headliner auf diesen heiligen Brettern standen.
Den krönenden Abschluss auf der Mainstage machten die fünf Schweden von In Flames. Bei dieser Mischung aus Melodic-Death-Metal und viel Feuer konnten alle Bands vom Sonntag nur froh sein, dass die Bühne dort überhaupt noch stand. Dem Publikum jedenfalls gefiel die Show und sogar das Wetter passte wieder. Das übliche Feuerwerk zum Samstag war auch nochmal etwas ganz besonderes.
Zum gemeinsamen Tanz beim Saturday Night Fever luden ab null Uhr Kvelertak, Haudegen, The Other und Smoke Blow ins Zelt.
Tag 4 – Sonntag 30.06.2013
Das Wetter passte und so starteten wir gemeinsam mit Mambo Kurt in den leider schon letzten Tag des With Full Force 2013. Mambo Kurt gehört mit seiner Orgel zum Full Force Repertoire, wie Elsterglanz und Die Kassierer und so durfte er zum Jubiläum natürlich auch nicht fehlen. Als besonderes Highlight hatte er seine eigene Zapfanlage, an der es für ca. 20 Damen aus dem Publikum Freibier auf der Bühne gab, begleitet vom Tanz der 20 Glücklichen gab er Coversongs wie „Krawall und Remmi Demmi“ zum besten und die Party nahm seinen Lauf.
Im Gegensatz zu Mambo Kurt, dem diese frühen Stunden noch sehr zu schaffen machten, waren die Jungs von Betraying The Martyrs schon voll bei der Sache und lieferten eine Energie geladene Bühnenshow, die ihresgleichen suchte. Auf der Tentstage ging es danach weiter mit Hardcore-Punk von Rawside und Hardcore von Bury Your Dead.
Wer allerdings das deutlich angenehmere Wetter genießen wollte, der schaute sich die Metalcore Show von Between the Buried And Me auf der Mainstage an.
Weiter ging es mit Betontod, einer deutschen Punk Band. Und wo hätte ein komplett Ausfall der Musikanlage besser gepasst, wenn nicht gleich beim zweiten Lied einer Punk Combo. Gut besucht war dieser Auftritt vor allem von bunthaarigen Menschen mit vielen Nieten, Buttons und Aufnähern. Das Motto der Band, passend zum Festival, vertont in einem massentauglichen Song, war: „Wir müssen aufhörn weniger zu trinken, wir brauchen viel mehr Alkohol“ und wurde von allen munter mit angestimmt.
Fiese Markerschütternde Bässe gab es danach von The Browning, eine interessante Mischung aus Metalcore, Deathcore und Electronicore von den vier Jungs aus Texas.
Etwas einsam fühlten sich die sechs Engländer von Devil Sold His Soul, denn irgendwie war da mal so gar nix los, was aber auch nicht verwunderlich war, wenn man mal einen Blick Richtung Tentstage warf. Die Kassierer vereinnahmten das Zelt und alles was sich darum befand und das einzig und allein, weil sie übers Saufen und Geschlechtsteile sangen.
Amüsant ging es dann auch auf der Mainstage weiter und die feiernde Traube, welche eben noch Die Kassierer anhimmelte, versammelte sich geschlossen bei Knorkator. Lustige Outfits, Tennis auf der Bühne, Gedichte, ein durchgeknallter und hyperaktiver Sänger und Metal mit inhaltlich skurrilen Texten, all das kommt beim Publikum verdammt gut an. Und weil es der Geburtstag vom Full Force war, hat sich der Sänger kurzer Hand alle Fotografen auf die Bühne geholt um ein vernünftiges Foto machen zu lassen. Damit auch den Securitys nicht langweilig wurde, sollten so viel wie möglich Crowdsurfer auf einmal in Richtung Bühne stürmen.
Zeitgleich zu Knorkator knüppelten die veganen Thüringer von Maroon den Verbliebenen eine ordentliche Ladung Metalcore um die Ohren.
Mit Korpiklaani stand nun eine finnische Folk-Metal-Band auf der Bühne und mit ihrer durchaus interessanten und wirklich hörenswerten Mischung aus Metal, traditioneller Volksmusik und Humppa, kamen sie echt gut an. Musikalisch passen sie sowohl auf einen Mittelaltermarkt als auch aufs diesjährige Full Force.
In der Hardbowl gab es währenddessen eine energiegeladene Hardcore Show von den Rykers, deren Sänger die oft Nähe zum Publikum suchte und dieses mit einbezog.
Die Mainstage zerlegten am heutigen Abend nur noch zwei Bands, einerseits hatten wir da Caliban, welche neben Heaven Shall Burn zu den einflussreichsten Bands der deutschen Metalcoreszene gehören. Und weil bei Caliban immer alles größer und spektakulärer sein muss, gab es ein riesen Circle Pit, die größte Wall Of Death und den Weltrekordversuch im Crowdsurfen. Passend dazu lieferten sie eine Wahnsinns Bühnenshow mit Feuer, Nebel und gigantischen Rauchfontänen und weil das alles noch nicht reichte, ging ihr gesamter Auftritt sowas von nach vorn, dass die Energiereserven aller gerade noch so für den Hauptact am heutigen Tag ausreichten.
Nu Metal von niemand geringerem als Jonathan
Davis und seiner Band Korn machten diesen Geburtstag zu einem wahren Highlight. Bei diesem Auftritt war wirklich für jeden etwas dabei und es gab mindestens einen Kracher den man schon mindestens einmal irgendwo gehört hat. Gelungener hätte man sich einen Abschluss nicht vorstellen können.
Wer allerdings immer noch nicht zum Zelt oder nach Hause wollte und seinen letzten Funken Energie nicht bei Korn gelassen hat, der konnte sich noch Paradise Lost und Negura Bunget als wirklich allerletzte Chance auf musikalische Unterhaltung bei The Last Supper gönnen.
Alles in allem war das ein Jubiläum, das sich gewaschen hat und wenn auch noch das Wetter dauerhaft mitgespielt hätte, dann wär dieses Wochenende noch unvergesslicher geworden als es sowieso schon war.
Was wir bedauerlicherweise feststellen mussten, ein Festival, welches immer großen Wert auf Zusammenhalt legt und sich groß auf die Fahnen schreibt gegen die Diskriminierung anderer zu sein, bekommt richtig schlechte Werbung, wenn Teile der eingesetzten Securitys mit der bei Neonazis beliebten Modemarke Thor Steinar auf der Gürteltasche herumlaufen. Viel erschreckender fanden wir allerdings die Situation, welche sich uns direkt vor der Mainstage zeigte, ein geistig Behinderter mit dem Down-Syndrom wurde fotografiert und belächelt, auch knapp bekleidete Frauen landeten auf den Speicherkarten der Handys der Security.
3. Juli 2013 um 12:59
[…] Tag 3 und Tag 4, dem WFF-Samstag und Sonntag geht es in Teil2 unseres WFF-Rückblickes 2013 […]