Da es auf dem härtesten Acker Deutschlands nicht ein einziges Mal so laufen kann, wie es sich wohl jeder Festivalbesucher wünsche würde, zeigte auch das With Full Force 2013 wieder. Warum kann es nicht einfach mal angenehmes Wetter geben, wenn sich die Creme de la Creme der Metal, Hardcore und Punkszene vereint? Nein, stattdessen gibt es brennenden Sonnenschein das eine Jahr, Sturm und Gewitter letztes Jahr und Regen und Temperaturen um die 15 Grad dieses Jahr.
Aber selbst das Wetter und die kurzfristige Absage von Motörhead konnten dieses Jubiläum in keinem Falle zu nichte machen. Ein Festivalbericht der Festivalhopper Yvonne und Gabriel.
Tag 1 – Donnerstag 27.06.2013
Einen Tag extra bescherten uns die Veranstalter anlässlich dieses Geburtstags und fuhren ein paar ganz große Geschütze, in Sachen Musikgeschichte auf.
Aufgrund des Hochwassers vor ein paar Wochen, welches die Region hart getroffen hatte, war eine der Hauptzufahrtsstraßen nach Roitzschjora gesperrt und der gesamte Verkehr wurde über Bad Düben umgeleitet. Glücklicherweise blieb das Festivalgelände selbst vom Hochwasser verschont, was die Veranstalter dazu veranlasste Spenden für die Region zu sammeln.
Pünktlich auf dem Weg zum WFF gab es den ersten Platzregen und die Stimmung sank enorm, vor Ort angekommen zeigte sich auch direkt, welche Auswirkungen der ständige Regen auf ein Festivalgelände hat, welches nur auf Acker und Wiese gebaut wurde. Schlamm, Matsch und Pfützen ließen uns das erste mal zweifeln ob es nicht besser gewesen wäre mit ein paar Gummistiefeln anzureisen.
Nach gut einer Stunde Wartezeit am unterbesetzten Presse Check In und dem damit verpassten Auftritt von Elsterglanz, ging es dann doch endlich aufs Konzertgelände und nach der obligatorischen ersten Runde vor zu Newsted. Beim Aufbau des Konzertgeländes, schien es keine sonderlichen Neuerungen gegeben zu haben, außer das es uns etwas größer vorkam, zahlreiche Fressbuden aus der ganzen Welt, mit und ohne Fleisch, ausreichend Getränke, Merch, Schmuck und Nippes. Relentless bot allen Schaulustigen drei Mal am Tag eine Motocross Show und Autogramme von seinem Favoriten gab´s bei Impericon und Metal Hammer den ganzen Tag lang.
Das Quartett um Jason Newsted, dem ex Bassisten von Metallica, bot allen Angereisten einen ersten Vorgeschmack in Sachen Metal und alle Beteiligten konnten schon mal ihre, vom Regen noch reicht steifen Körper, für die folgenden Hardcore Urgesteine auflockern.
Wem der folgende Name nichts sagt, der hat wohl in den letzten 30 Jahren Hardcoreentstehung nicht aufgepasst, Roger Miret und seine Mannen von Agnostic Front gehören zu den Mitbegründern dieser Szene und trotzdem schaffen sie es nach wie vor mit Hits wie „Gotta Go“ die Massen zu begeistern und die Securitys, welche Mengen an Crowdsurfern auffangen müssen, zum schwitzen zu bringen. Agnostic Front schafften es sogar, dass sich die Sonne mal wieder etwas blicken ließ.
Auch die folgenden fünf Amis stehen fett geschrieben in den musikalischen Geschichtsbüchern, Jamey Jasta und seine Band Hatebreed, gelten als das Aushängeschild wenn es um die Vereinigung von Metal und Hardcore geht. Sie selbst bezeichnen sich als zu Metal für Hardcore und zu Hardcore für Metal, da liegt es nahe die Musikrichtung einfach Metalcore zu nennen. Dank des guten Sounds und des grandiosen Auftritts von Hatebreed, endete diese Show in einer Schlammschlacht in mitten von Moshpits und überdacht von unzähligen Crowdsurfern. Dem Wunsch des Sängers, die Erde solle beben, geht das Publikum gern nach und so springen alle auf und ab.
Den krönenden Abschluss an diesem extra Tag machte eine Band, welche das Jubiläum eines Metalfestivals nicht besser hätte schmücken können. Sie sind Kult, sie machen Trashmetal und sie hören auf den Namen Slayer. Als eine der einflussreichsten Bands in diesem Genre ließen sie es sich gerade diesmal nicht nehmen allen Langhaarigen wieder einen ordentlichen Muskelkater in der Nackenregion zu verpassen. Viel Action gab es nicht zu sehen, keine spektakuläre Bühnenshow, keine Explosionen und kein riesen Circle Pit, denn Slayer kommen ohne diesen ganzen Schnulli aus und genau so sieht es das Publikum, entweder man liebt diese Band oder halt nicht.
Tag 2 – Freitag 28.06.2013
Das Wetter war deutlich besser, auf dem Zeltplatz sah man sogar Menschen mit Sonnenbrand und die Stimmung ging steil Bergauf. Die Veranstalter sorgten sich gut um das Wohl aller Besucher und so ließen sie die riesigen Schlammpfützen mit ordentlich Stroh abdecken, was einige direkt zum Anlass einer Strohschlacht nahmen.
Die Mainstage und der Freitag beim WFF wurden von den fünf jungen Briten von Hacktivist und ihrer ganz eigenen Art von Cross Over eröffnet.
Eher rockig und ruhiger ging es mit Red Fang weiter und man merkte, dass das Publikum erst noch richtig wach werden musste, nachdem es die letzten Eindrücke von Slayer verdaut hatte. Auch im Zelt nebenan waren die Zuschauer noch nicht so richtig wach und so konnten selbst After The Burial mit ihrem Deathcore oder Every Time I Die mit ihrem sehr emotionsgeladenen Hardcore das volle Zelt nicht recht animieren jetzt schon so richtig die Sau raus zu lassen. Ganz anders sah das aber bei der dritten Band in der Hardbowl aus, Deathcore vom feinsten von den sechs Amis von Chelsea Grin, die Leute wurden Wach, es wurde gemosht und Richtung Bühne flogen die ersten Crowdsurfer. Und da das Zelt bei E.T.I.D. und Chelsea Grin so vollgestopft war, mussten sich Kali Yuga mit dem Rest zufrieden geben, der es schon aufs Festivalgelände geschafft hatte. Markerschütternde Bässe von den Thüringer Deathmetallern geben zumindest den hier verbliebenen Leuten jeden Grund zum headbangen.
Der Platz vor der Mainstage füllte sich wieder stetig bei den fünf Amis von The Devil Wears Prada und ihrem christlichen Metalcore.
Grimmiger und deutlich aggressiver ging es auf der Tentstage weiter, fünf Australier betraten die Bühne und zogen ein Gesicht als ob ihnen das Wetter hier beim WFF noch viel mehr gegen den Strich geht als den meisten anderen. Thy Art Is Murder nennt sich dieses Math-Deathcore-Gespann, welches nun auch den letzten so richtig Wach werden lässt, spätestens nachdem er beim Moshen einen Ellenbogen im Rücken oder einen Crowdsurfer im Nacken kleben hat. T.A.I.M. machten Schluss und Terror nutzten die Gunst der Stunde um nun allen, die nicht auf dem Boden des Zeltes oder am Bierstand liegen geblieben sind, eine ordentliche Hardcoreshow abzuliefern. Gedankt wurde es ihnen mit reger Publikumsbeteiligung, tausenden nach oben gerissenen Armen und ordentlich Arbeit für die Securitys.
Völlig verrückt ging es im Zelt weiter, eine Sängerin, welche stimmlich dem Großteil der Männerwelt Konkurrenz macht und eine Band, welche musikalisch ganz einfach mit dem Wort durchgeknallter-mathcore-rock-jazz-pop-blues-techno-hardcore zu bezeichnen ist. Iwrestledabearonce sind eine verdammt schrille Mathcore Band und nicht ganz leicht zu verdauen. Während Your Demise auf der Tentstage die Wünsche der Hardcore Fans erfüllten, gab es mit Pain nebenan wieder etwas für alle Headbanger. Rockig ging es weiter, im folgenden Fall nur viel viel langsamer. Pogen, moshen, tanzen ist hier fehl am Platz, crowdsurfen funktioniert nicht und auch ein Circle Pit sucht man vergebens, was also bleibt noch außer seine lange Mähne zur Musik von Down kreisen zu lassen.
Wer es dann doch etwas schneller wollte, der flitzte rüber ins Zelt zu den fünf Jungs von The Ghost Inside und holte sich dort eine ordentliche Ladung Metalcore ab.
Aufgewärmt und in Stimmung gebracht drängten die Massen dann wieder in Richtung Mainstage um den verdienten Headliner an diesem Abend abzufeiern. Nach der Absage von Motörhead hatten die letzten Bands alle etwas länger Zeit ihr bestes von sich zu geben und wenn eine Band das genutzt hat, dann waren es Parkway Drive. Zu Beginn gab es erstmal ein sehr amüsantes Bild, als sich ein crowdsurfender Müllcontainer der Bühne näherte. Und dann ging das Spektakel auch schon los, was für eine Stimmung, was für ein Auftritt und was für ein Feedback. Metalcore vom feinsten war das, was die fünf Australier da von sich gaben und wie sehr das Publikum diesen Auftritt genoss, ist kaum in Worte zu fassen. Alle Hände voll zu tun hatten auch die Securitys, die einen unaufhörlichen Strom an Crowdsurfern vor der Bühne in Empfang nehmen durfte. Den Höhepunkt erlebten alle bei dem Song „Home is for the heartless„, wo wirklich jeder mit einstimmte. Zum Abschluss gab es dann noch eines der beiden Feuerwerke an diesem Wochenende und die Mainstage schloss erstmal die Pforten bis zum nächsten Tag.
Auf der Tentstage ging die Nacht hingegen gerade erst los und sechs der düstersten Bands luden zur Knüppelnacht. Die Bühne teilten sich Napalm Death, God Seed, Hail Of Bullets, Naglfar, Krisiun und Marduk, alles nur sehr schwer verdaubare Kost und nichts für empfindliche Ohren.
Mit Tag 3 und Tag 4, dem WFF-Samstag und Sonntag geht es in Teil2 unseres WFF-Rückblickes 2013 weiter.
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