Am Samstag, dem 15. Juni 2013 ging in Ferropolis, der Stadt aus Eisen bei Gräfenhainichen, wieder der Punk ab. Beim ausverkauften Konzert von den Toten Hosen, standen neben den Broilers aus Düsseldorf auch Pil aus Argentinien und Bob Geldof aus Irland auf der riesigen Bühne. Lest hier nun einen Konzertbericht der Festivalhopper Yvonne und Gabriel.
Das Wetter war angenehm und die Anfahrt zur Nachbarstadt, trotz dem von uns erwarteten Megastau, recht kurz. Die Zufahrtsstraße nach Ferropolis ähnelt bei solch großen und vor allem ausverkauften Veranstaltungen eher einem Parkplatz, welcher sich über Kilometer in Richtung Dessau, Bitterfeld und Wittenberg erstreckt. Nach einer aber doch erstaunlich raschen Anfahrt ging es dann direkt vor die Pforten der Baggerstadt und nach dem Presse Check In auch erstmal aufs Konzertgelände.
Massen von Menschen hatten sich dort wieder versammelt um Die Toten Hosen das dritte Mal in Ferropolis zu empfangen. Für Verpflegung und Getränke war bestens gesorgt und so gab es zahlreiche Stände mit Essen und Trinken, welche aber scheinbar dem Ansturm der Hungernden zeitweise nicht gewachsen waren und es zu mega Schlangen kam.
Ein ähnliches Bild bot sich uns vor den Toiletten, wo man bei einer gewissen Dringlichkeit ein echtes Problem hatte. Neben Merchandise gab es auch Stände von Kein Bock Auf Nazis und Pro Asyl, welche sich stark für Menschenrechte und gegen Diskriminierung, Rassismus und Faschismus einsetzen.
Angesagt wurden die einzelnen Vorbands von den Bandmitgliedern der Toten Hosen und den Anfang des Tages machte Bob Geldof. Der irische Rockmusiker, welcher neben seiner Musik auch für sein sozialpolitisches Engagement gegen die weltweite Armutsentwicklung bekannt ist und sich an den Live Aid-Konzerten beteiligt, passte sowohl musikalisch, als auch politisch absolut in das heutige Programm.
Zusammen mit seiner Band und einer Mischung aus guter Laune und Humor, kam er beim Publikum echt gut an und zu der Verbindung aus Rock und Rhythm and Blues konnte auch noch wunderbar getanzt werden. Ein hörenswertes Gesamtpaket entstand durch zahlreiche, wechselnde Instrumente seiner Bandkollegen aber auch durch den guten Sound an diesem Tag. Er erzählte wie toll er Die Toten Hosen findet aber auch, dass sie einen ganz großen Makel hätten – sie seien Liverpool Fans und nicht die von Chelsea. Das Ganze brachte er natürlich mit einer großen Portion Humor dem Publikum rüber.
Ein für uns bis dato absolut unbekannter Künstler betrat dann die Bühne und die Erwartung war dementsprechend hoch. Und dass die Erwartung nicht nur bei uns, sondern auch beim Großteil des Publikums erfüllt wurde, zeigte das Feedback bei dem Auftritt von Pil. Der Sänger, welcher Frontman bei der Band Los Violadores war, welche als erste Punkrock-Band in die Geschichte Argentiniens einging, machte gut Stimmung auf der Bühne, was ihm die Zuschauer mit ersten Pogoeinlagen dankten. Bei gutem Punkrock-Sound fällt es halt jedem schwer nicht irgendwie das Tanzbein zu schwingen.
Die darauffolgende Band war uns in keinem Fall unbekannt und umso mehr freuten wir uns auf die fünf Düsseldorfer um Sammy Amara. Die Broilers, welche Punkrock mit Ska und Rockabilly Elementen mischen, waren an diesem Tag, direkt vor den Toten Hosen, ein heiß ersehnter Gast in der Stadt aus Eisen. Die ersten Crowdsurfer bahnten sich ihren Weg Richtung Bühne und die Pogopits wurden häufiger und vor allem größer. Begeistert war die Band von ihrem ersten Besuch in Ferropolis, tolle Menschen und eine Wahnsinns Kulisse machten diesen Auftritt sowohl für die Broilers als auch für die Zuschauer zu einem unvergesslichen Tag. In Erinnerung an das immer noch anhaltende Hochwasser, welchem auch dieses Konzert fast zum Opfer gefallen wäre, bedankte sich der Sänger bei allen Helfern, die gegen die Wassermassen ankämpften und immer noch ankämpfen.
Die Broilers begeisterten die Massen und heizten alle für den nun folgenden zweiten Act aus Düsseldorf auf. Niemand geringerer als Campino, Andreas von Holst, Michael Breitkopf, Andreas Meurer und Vom Ritchie betraten die Bühne und gaben den Massen das, weswegen sie an diesem Tag nach Ferropolis gekommen sind. Die Toten Hosen, welche bereits zum dritten Mal im Kreis der vier riesigen Tagebau-Bagger spielten, sind nach über 30 Jahren Bandgeschichte zwar äußerlich etwas in die Jahre gekommen, musikalisch haben sie aber nichts von ihrem Charme verloren.
Die Stimmung war einfach unbeschreiblich, Fahnen schwingende Fans, Crowdsurfer, unzählige Pogopits, und eine Band, die sich nicht bitten ließ, diesen Auftritt für jeden Besucher zu etwas Unvergesslichem zu machen. Mit einer vielfältigen Auswahl an Titeln vom Beginn der Toten Hosen bis zum heutigen Tag, wurde auch das breite Spektrum an Besuchern angesprochen und so kam wirklich jeder auf seine Kosten, egal ob der oldschool Punk, der der Band seit Beginn treu geblieben ist oder dessen Sohnemann, welcher mit 10 Jahren sein erstes Konzert besucht.
Neben einer riesigen Bühne haben die Veranstalter auch eine spektakuläre Beleuchtung und drei riesige LED-Leinwände aufgefahren. Titel wie Sascha animieren das Publikum zu gemeinsamen „Nazis Raus!“ Rufen, was für Campino immer die schönste Stelle ist, wenn die Leute Nazis Paroli bieten. Es ist gut zu sehen, dass egal wie kommerziell diese Band geworden ist, sie doch trotzdem ihren Wurzeln und ihrer politischen Einstellung weiter treu bleiben. Passend dazu spielen sie auch Schrei nach Liebe von den Ärzten.
Besonders beeindruckende Momente waren der gemeinsame Chor, der bei Hier kommt Alex durch Ferropolis schallte und die Konfetti/Luftschlangen Kanonen bei An Tagen wie Diesen. Selbst Hits aus den Gründerzeiten der Band durften auch an diesem Abend nicht fehlen und so gab es den absoluten Partykracher Eisgekühlter Bommerlunder in einem wahnsinns Tempo und Zehn kleine Jägermeister kurz vor Abschluss dieses tollen Tages. Persönlich etwas übertrieben fanden wir jedoch die fast einstündige Zugabe, denn die Zugabe sollte eine Zugabe sein und nicht das halbe Konzert ausmachen.
Alles in allem war es ein tolles Konzert mit netten Menschen, guter Musik mit vernünftigem Sound und fast perfektem Wetter. Organisation, Security und erste Hilfe haben ebenfalls einen guten Job gemacht.
Kleine Abzüge in der B-Note gibt’s also nur für zu wenig Toiletten und eine Zugabe, die ein zweites Konzert hätte sein können.
Und warum nutzt der Veranstalter nicht diese wundervolle Kulisse und beleuchtet keinen der Bagger? Es gibt wenige Orte, an denen Konzerte veranstaltet werden, wo man so ein Drumherum hat und dann ist es doch schade, wenn das alles in der Dunkelheit versinkt.
4. September 2014 um 12:44
[…] von Festivalhopper: “Der Krach der Republik – Die Toten Hosen in Schweinfurt“, “Die Toten Hosen rockten Ferropolis“, “Der Rock am Ring Sonntag mit Die Toten Hosen und Deichkind“, “Rock im […]