Wilde Musikmischung für kleines Geld – Rock in den Ruinen 2013

News am 30. April 2013 von Konzertheld

Rock in den Ruinen - Gelände-HDRDie Bühne des Rock in den Ruinen liegt quasi vor der Tür eines ehemaligen Arbeitgebers von mir; an diesem Wochenende ist der übliche Eingang zum Phoenix-Gewerbegebiet in Dortmund aber gesperrt und Besucher wurden von der U-Bahn-Station großräumig umgeleitet. Da obendrein entgegen der Info auf den Plakaten schon eine halbe Stunde früher angefangen wurde, komme ich leider erst während Crossplane an; Anmeldung und Einlass gehen dann aber problemlos und schnell vonstatten.

Rock in den Ruinen CrossplaneBei Crossplane wird bereits ausgiebig gefeiert; zur frühen Stunde wirken ein paar hundert Menschen auf dem großen Platz zwar noch etwas verloren, aber die Anwesenden werden mit Ska und Punkrock belohnt. Auch härtere Stücke wie „Rollin'“ finden großen Anklang.

Als Überbrückung der Umbaupause wird es nun auf der Straße gegenüber der Bühne laut und dreckig: Suzuki hat Quad und Bike mitgebracht und zeigt in einer Stuntshow, was damit geht. Die richtige Zielgruppe sind die anwesenden Besucher nicht so recht, aber der Fahrer versteht seinen Job und schafft es auch, zumindest einen Teil der Leute zu begeistern. Auf der Bühne geht es dann allerdings schon während der Show weiter – irgendwie scheint es hier üblich zu sein, früher als geplant anzufangen.

The Invincible Spirit haben aber echt gute Musik mitgebracht und der synthethische Bass knallt schön, ohne zu nerven, aber die Performance der Band dürfte etwas aktiver sein. Es ist zwar nicht gerade Kraftwerk-Niveau, aber viel passiert da nicht auf der Bühne. Dafür ist das Publikum wie ausgewechselt – der Altersdurchschnitt ist rauf gegangen, statt den Punkern tragen plötzlich alle schwarz.
Rock in den Ruinen 2013-0014 The Invincible SpiritRock in den Ruinen 2013-0013 The Invincible Spirit

Klar, der Musikstil hat nach Crossplane einen harten Bruch gemacht, Wave ist nun angesagt, düstere Synthiklänge, der Sound der 80er, aber auch tanzbare Klänge. Nur Moshpits wird man hier nicht finden.

Chrome Division hingegen lassen erstmal selbst die Fans vor Ehrfurcht erstarren. „Ach-du-Scheiße!“ und „Oh mein GOTT!“ und „Ist das geil oder was?!“ überall im Publikum – Doomsday Rock’n’Roll has arrived. Kaum ist die Band auf der Bühne, wird erstmal demonstriert, wie schnell und laut Doublebase und Powerchords funktionieren. Sehr schnell und sehr laut!

Rock in den Ruinen 2013-0016 Chrome Division Rock in den Ruinen 2013-0019 Chrome Division

Wer gerade noch friedlich getanzt hat, nimmt nun entweder schreiend Reißaus oder stürzt sich wagemutig in den Moshpit. Man kann wirklich nicht sagen, das Programm wäre einseitig!

Bands verschiedenster Herkunft und Musikrichtung

 

Rock in den Ruinen 2013-0027 HonigdiebDie Honigdiebe bringen dann wieder etwas Frieden auf den Platz. Geige, Querflöte und Kontrabass sind dabei, feiern ne Ska- und Folk-Party und der Sänger haut uns merkwürdige Texte um die Ohren. Bei denen kann man sich kaum noch sicher sein, ob sie nun absichtlich oder zufällig gesellschaftskritisch sind – in erster Linie sind sie unterhaltsam oder verwirrend. „Scheiße am Stock ist auch eine Blume“ – bitte was? Der Sänger stürzt sich oberkörperfrei (und möglicherweise high) ins Publikum, um crowdsurfend zu singen. Das erste Mal ist die gute Stimmung im Publikum auch sichtbar – so seltsam diese Musik auch ist, sie reißt einfach mit.

 

Rock in den Ruinen 2013-0034 The ChameleonsGenauso gemischt wie die Musikrichtungen sind übrigens auch die Herkunftsländer der Bands. Viele Bands kommen aus Deutschland oder sogar aus Dortmund; Chrome Division gerade sind aus Norwegen angereist und The Chameleons, die nun mit technischen Problemen kämpfen – kein Monitorsound auf der Bühne – kommen aus dem künstlerreichen England. Nachdem die Band sich selbst hören kann, gibt’s ein chilliges Konzert mit Covern von den Beatles und Joy Division. Die Tänzerin und einer der Keyboarder von The Invincible Spirit sind nun mit Familie und Freunden im Publikum und überhaupt kann man sich gut erholen von den bisherigen Strapazen des Tages – wir sind musikalisch nun bei „den Wegbereitern des Post-Punk“ gelandet und wie immer im Leben kommt nach einer lauten Phase wieder eine ruhigere.

Rock in den Ruinen 2013Auch Wirtz, der sein halbes Leben in Dortmund verbracht hat und sich im Ruhrgebiet zuhause fühlt, lässt Raum zum Zuhören und Mitsingen. Letzteres kam bisher deutlich zu kurz – es ist nicht zu leugnen, dass die meisten Bands zwar gut ankommen und auch gebührend gefeiert werden, hier im Ruhrgebiet allerdings eine eher geringe Bekanntheit genießen. Bei Honigdieb konnten wir zwar zu „Chronisch Untervögelt!“ großartig mitgröhlen, aber bei Wirtz ist das Niveau doch etwas höher.

Ruhrpotttypisch gibt’s „Sag es wie es ist“ und das dazugehörige Album ist auch schon „Ne Weile her“. Im Gegensatz zu der Story aus „Mon Amour“ hätten wir vom Wirtz-Konzert gerne auch einen zweiten Teil gesehen – und die Band legt am Ende ihre Instrumente weg und staunt über die singende Menge.

„Schnauze! Mir is saukalt!“

Inzwischen ist es auch dunkel (und noch kälter) geworden und der Platz vor der Zechenruine hat sich mit Menschen gefüllt. Hört man sich um, warum die Leute hier sind und seit wann, hört man nun häufig „Wegen den Donots!“. Auch die kommen aus NRW, sind aber längst weit darüber hinaus bekannt geworden. Zu Recht! Es ist eines dieser Konzerte, wo man die erlaubten drei Songs kaum im Fotograben bleiben mag. Das Rock in den Ruinen wird zur „Biertrinker-Mayday“ erklärt – die Gäste hier geben sich die nebenan in der Westfalenhalle stattfindende Mayday höchstens als Aftershowparty.

Rock in den Ruinen 2013

Trotz des großen Erfolgs der Band hat man den Eindruck, die Jungs seien noch genauso drauf wie wir. Einfach Spaß auf der Bühne, bewährte Aktionen wie der Aufspring-Pogo mit Müll hochwerfen und jede Menge crowdsurfende Fans. Nach den teilweise doch sehr alternativen und schrägen Bands geben die Donots nun einen schönen Abschluss mit einer ausgelassenen, unangestrengten Party. Ein angemessenes Ende für ein buntes Festival, bei dem jeder auf seine Kosten kommen konnte.

2 Kommentare zu “Wilde Musikmischung für kleines Geld – Rock in den Ruinen 2013”

  1. Nummer 1: Cordelia Latsko sagt:

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  2. Nummer 2: Kein Rock in den Ruinen 2014 wegen zu hoher Kosten sagt:

    […] zu ziehen. Es wäre das 20. Jubiläum des mittlerweile deutlich gewachsenen Festivals geworden – im letzten Jahr konnte man Größen wie die Donots, Wirtz und internationale Gäste […]

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