Am 20.04.2013 fand zum dritten Mal das Impericon Festival statt, organisiert vom gleichnamigen Onlineversand, welcher so ziemlich alles vertreibt, was das Herz eines Hardcore oder Metalcore Fans höher schlagen lässt.
Wie auch schon im Vorjahr setzten die Veranstalter nochmal einen drauf und stopften sage und schreibe 16 Bands in diesen einen Tag. Viele Wochen vorher war das Festival in der AGRA in Leipzig bereits ausverkauft, was bei diesem Line-up aber auch nicht verwunderlich war.
Ein Bericht der Festivalhopper Yvonne und Gabriel.
Die Anfahrt zum Festival gestaltete sich recht angenehm, auch wenn die Parkplatzsituation durch fehlende Ordner etwas unübersichtlich war und die Zeit, selbst für ein Festival, doch etwas sehr weit in die frühen Vormittagsstunden gelegt wurde. Einlass 10.00 Uhr und Beginn 10.30 Uhr ist unserer Meinung nach doch etwas übertrieben.
Vorbei an einer sehr langen Schlange an der Bändchenausgabe ging es für uns zum Presse Check-in und ohne langes warten direkt aufs Festivalgelände. Vor Ort dann die übliche erste Runde, um sich einen Überblick für den heutigen Tag zu verschaffen. Die Sonne schien, für ausreichend Abwechslung bei der Wahl der Getränke und Verpflegung war auch gesorgt, also ab nach drinnen.
Die erste Band (Buried in Verona) leider verpasst, kamen wir zumindest noch in den Genuss, ein paar einstimmenden Klängen vom Hardcore-Quintett von Brutality Will Prevail aus Wales zu lauschen. Obwohl dies in so riesigen Hallen ja bekanntermaßen schwierig umzusetzen ist, war der der Sound in der AGRA doch ganz vernünftig.
Auch ganz vernünftig war das, was die fünf Jungs von Attila dem Publikum in Sachen Deathcore um die Ohren schlugen. Wie gut das, selbst zu einer Uhrzeit wie 12 Uhr Mittags ankommt, zeigte das ein oder andere Circle Pit, zahlreiche Crowdsurfer und direkt auch eine blutige Nase bei einem weiblichen Gast.
Um die Reihe der fünf nicht zu durchbrechen, folgte mit Breakdown Of Sanity eine Metalcore Band, welche noch nicht allzu lang auf der Bühne steht aber dieses Jahr bereits ihr drittes Album veröffentlichen wird. Carlo Knöpfel, der Sänger dieser Band vereint tiefe Growls aber auch cleanen Gesang zu einer Mischung, welche sich wirklich hören lassen kann und absolut in das heutige Line-up passt.
Ein Blick durch die mittlerweile zur hälfte gefüllten AGRA, zeigte einem mal wieder, wie sehr so eine Veranstaltung die zahlreichen Szenen und Altersklassen miteinander vereinigt. So sieht man alte Rocker mit Slayer Aufnähern auf der Jeansjacke zwischen überwiegend jungen Hardcore und Metalcore Kids, Punks und eingefleischten oldschool Hardcorern, welche den DIY Stil nicht nur vom hören-sagen kennen, sondern selbst leben. Zwischenzeitlich fühlte man sich wie auf einer eigens vom Impericon veranstalteten Modenschau, egal wohin man auch blickte, Impericon Merch an jungen Menschen, egal ob Hose, Shirt oder Mütze.
Hundredth folgten mit einer durch Emotionen geprägten, ausdrucksstarken melodic-Hardcoreshow. Und nach einer kurzen Sonnenpause an der frischen Luft, füllte sich die Halle auch rasch wieder um die Jungs aus den Staaten gebührend zu feiern.
Nicht lumpen ließ sich das Publikum auch bei den nun folgenden Österreichern von The Sorrow. Die vier Jungs, welche sich voll und ganz dem Metalcore verschworen haben, machten es einem sehr schwer, nicht in irgend einer Art und Weise auf ihre Musik einzugehen. Unzählige Crowdsurfer, eine Wall Of Death und vereinzelte Circle Pits zeigten der Band wie gut deren Musik ankommt. Ein spektakuläres Bild zeigte sich auch als sich der Großteil des Publikums hinhockte und auf ein Zeichen gemeinsam in die Luft sprang. Die Band dankte es, indem ein Bandmitglied sich samt seines Instrumentes, spielend auf der Menge tragen ließ.
Eine, wie immer, ordentliche Hardcore-Punk Show lieferten die vier Amis von First Blood und legten somit den Grundstein für alle Moshwütigen. Während dem Auftritt gab es im Pressebereich eine exklusive Vorstellung der neuen Scheibe „Goldkinder„von We Butter The Bread With Butter.
Der achte Act an diesem Tag waren die fünf Kanadier von Obey The Brave, eine relativ neue Band in der Metalcoreszene. Neu heißt hier aber deswegen nicht weniger unbekannt und schon gar nicht weniger gut. Und so brachten die fünf ordentlich Bewegung in die Masse, gerade durch ihre selbst sehr aktive Bühnenshow.
Einer wahren Flut an Crowdsurfern mussten sich die Securitys bei Adept entgegenstellen. Der Füllstand der AGRA neigte sich so langsam auch seinem maximalen Pegel und von der vormittäglichen Müdigkeit war bei den fünf Schweden, dank einer ordentlichen Portion Post-Hardcore, auch absolut nichts mehr zu merken.
Das markerschütternde Schreien von Sänger Alex Koehler, drang mit der nächsten Band in alle Knochen. Chelsea Grin hämmerten auch dem letzten Besucher ihre Message, mit Hilfe von finsterem Deathcore, in die Trommelfelle. Auch wenn sie nicht die Tanzbarste Musik machen, so war die Beteiligung des Publikums doch recht hoch und das ein oder andere Circle Pit zeigte der Band wie gut sie am heutigen Tage ankommt.
Nach der gestrigen Warm Up Party war auch Nico (Amokkoma) von War From A Harlots Mouth vor Ort und begleitete zwei Leute, welche „Pissrinneninterviews„, mit lustigen Fragen, veranstalteten.
Bei der folgenden Band dachte man, man hätte die gesamte Gummibärenbande vor sich versammelt. Stick To Your Guns waren so voller Energie und Elan, dass sie während des gesamten Auftritts munter auf der Bühne umher sprangen. Zehn Jahre steht diese Band nun schon auf den heiligen Brettern und lassen die Crowd zu ordentlichem Hardcore feiern, so natürlich auch am heutigen Tag.
Etwas ruhiger ging es danach mit den Architects aus England weiter, obwohl es immer nur so lange ruhig ist, bis Sam Carter, der Sänger der Band, all seine Aggression und seine Emotion heraus lässt und so der Musik ihren ganz eigenen Charakter verleiht. Und das auch er zur Bande der Gummibären gehören muss, zeigen seine meist waghalsigen Sprünge von den umliegenden Boxen.
Emmure lieferten eine von ihnen bekannte und gewohnte Metalcore Show mit herrlichen Beatdown Einlagen. Das Publikum spiegelte ihre Show durch vereinzelte Mosh Pits wieder, welche neuerdings aber immer öfter an einen Kinderkaratekurs erinnern, es geht nicht mehr um das gemeinsame Moshen sondern nur noch darum wer die meisten Drehungen in der Luft und die höchsten Kicks schafft.
Die körperliche Publikumsbeteiligung hielt sich bei August Burns Red deutlich eine ganze Zeit lang in Grenzen, was man von der Gesanglichen aber nicht behaupten konnte. Das was an Circle und Mosh Pits fehlte, sparte sich die Menge scheinbar für das letzte Lied auf und so wurde dieser Auftritt zu unserem bisherigen Höhepunkt des heutigen Tages. Die christliche Metalcore Band aus den USA gaben noch einmal alles und das Publikum dankte es ihnen mit einem Wahnsinns Feedback.
Das Festival neigte sich so langsam dem Ende und die vorletzte Band betrat die Bühne. Callejon überzeugten mit deutschsprachigem Metalcore und einer Menge an gecoverten, bekannten Liedern aus den verschiedensten Genres. So gab es relativ zu Anfang die Coverversion von dem Hip Hop Track „Schwule Mädchen„, welcher wahnsinnig gut ankam und bei der Menge eine wahre Partystimmung auslöste. Bei „Sommerliebe“ zeigte sich die zahlenmäßige Überlegenheit des männlichen Publikums, als es um das Singen von zwei Textstellen ging. Ein Meer von Feuerzeugen brachte dann auch noch etwas Romantik in den sonst so harten Metalcore Abend. Nach der Coverversion von dem Ärzte Hit „Schrei nach Liebe“ wurde noch ein gemeinsames „NAZIS RAUS!!!“ angestimmt und die Menge für das letzte und zur Zeit wohl bekannteste Lied von Callejon aufgeheizt. „Porn from Spain 2“ nennt sich dieser absolute Partyhit und so konnte wohl auch an diesem Abend keiner mehr ruhig auf seinem Platz stehen, ohne auch nur etwas mit an dieser Party teilzunehmen.
Und nun war es soweit, der Hauptact des heutigen Tages, die wohl wichtigsten Vertreter des deutschen Metalcores und der Schrecken des With Full Force 2012 machten die heiligen Bretter zu wahren heiligen Brettern. Heaven Shall Burn begannen mit ihrer Show nach einer kurzen Verspätung auf Grund von Soundcheck und Lichtproblemen. Aber das Warten hatte sich gelohnt und sie waren verdienter Maßen das Highlight des heutigen Abends, auch wenn wir es übertrieben laut fanden und der Gesang schon etwas zu übersteuern begann. Mit einem wahren Lichterspektakel, wie man es von dieser Band nicht anders kennt, so aber noch nicht oft gesehen hat, nutzten sie die Gunst der Stunde und stellten ihr neues Album „Veto“ vor. Für alle, die bis hierhin durchgehalten hatten gab es eine Lasershow die sich gewaschen hatte und ein Gewitter an Stroboskopen, bei dem man aufpassen musste, keinen epileptischen Anfall zu bekommen. Die neuen Songs kamen super an und die Masse lebte ein letztes Mal so richtig auf. Selbst einen Rollstuhlfahrer hielt es nun nicht mehr an seinem Platz und er ließ sich samt Rollstuhl über die Menge in Richtung Bühne tragen, um der Band ganz nahe zu sein. Dieser Augenblick zeigte einmal wieder, wie sehr diese Szene zusammenhält und wie sehr auf einander Acht gegeben wird. Der Auftritt von Heaven Shall Burn aber auch allen anderen Bands machte dieses Festival wieder einmal unvergesslich.
Abschließend möchten wir nur noch sagen, dass das Impericon Festival 2013 mal wieder ein voller Erfolg war. Vielleicht sollte man nächstes Jahr darüber nachdenken, nicht zu viele Bands einzuladen -Zehn Stunden Musik reichen auch- und es mit der Lautstärke, auch bei einem Hauptact, nicht zu übertreiben. Wer in Wien und Umgebung beheimatet ist, kann am Samstag noch zur Premiere des Impericon Festival Wien gehen und ebenfalls HSB, Callejon, August Burns Red und weitere sehen.
Wir auf jeden Fall freuen uns auf nächstes Jahr und bleiben gespannt was das Impericon Festival 2014 so alles mit sich bringt.
Hier noch ein Video von dem Crowd surfenden Rollstuhlfahrer. Dafür hat er sich wirklich Respekt verdient!
14. März 2014 um 13:43
[…] Was einst in Leipzig begann verteilt sich so langsam über den ganzen Globus und so findet das vierte Impericon Festival in vier verschiedenen Städten statt. Drei Länder, vier Städte und rund 25 verschiedene Bands sorgen in den letzten beiden April Wochen dafür, dass die Herzen von Freunden der etwas härteren Musik wieder höher schlagen. Unseren Bericht über das Impericon Festival 2013 könnt ihr hier noch einmal nachlesen. […]