Auch am letzten Tag des Highfield 2012 meinte es der Sonnengott wieder verdammt gut mit uns und meinte, sogar noch einen drauflegen zu müssen. Bei nun fast 40 Grad im Schatten und gefühlten 100 in der prallen Sonne, fiel es dem ein oder anderen verdammt schwer sich aus dem Schatten oder dem Wasser zu bequemen und vor die Bühne zu stellen. So sah der sonntägliche Trend eher nach abwarten aus, abwarten auf sinkende Temperaturen.
Ein Bericht vom letzten Tag des Highfields 2012, Sonntag dem 19.08.2012, von den Festivalhoppern Yvonne und Gabriel.
Den Bericht vom Vortag gerade erst fertig geschrieben (kann man hier nachlesen), die letzten Bilder bearbeitet (kann man bald hier sehen) und noch fix unter die Dusche gesprungen, ging es auch schon wieder los, los in Richtung Störmthal. Den ersten Fuß kaum aus der Haustür gesetzt, traf es einen auch schon wie ein Schlag ins Gesicht, blauer Himmel und brütender Sonnenschein. Das Auto natürlich Schwarz von außen und schön heiß von innen. Während der Fahrt kletterte das Thermometer auf sage und schreibe 39 °C, welche auch nur durch angenehme Klimatisierung auszuhalten waren.
Auf dem Zeltplatz angekommen, war die Freude erst einmal riesig groß, der am Vortag verloren gegangene Personalausweis, wurde glücklicher Weise gefunden und netter Weise bei der Security abgegeben. Nun hieß es also, Ausweis wiederholen, was dank freundlicher und hilfsbereiter Security absolut Reibungslos funktionierte. Mit dem Ausweis in der Tasche und der ein oder anderen, leider doch schon verpassten Band, ging es nun auch für uns aufs Festivalgelände.
Den Opener der Blue Stage machten die fünf Briten von We Are The Ocean, welche mit einer Bandgeschichte von 5 Jahren eher noch zu den Newcomern gehören, musikalisch aber schon mit Bands wie Lostprophets oder Underoath auf der Bühne stehen und mit einem Mix aus Post-Hardcore und Punk einen guten Eindruck hinterlassen.
Radio Havanna eröffneten die Green Stage mit verdammt guten Punk-Rock. Die vier Berliner sind auf der Bekanntheitsskala eher noch im unteren Bereich angesiedelt, zunehmende Konzerte und Festivals lassen sie aber Stück für Stück nach oben klettern und könnten auch dem ein oder anderen auf dem Highfield diese Band etwas näher gebracht haben.
Weniger krachiger aber trotzdem hin und wieder etwas härter ging es mit den nächsten fünf Jungs aus den USA zur Sache. Melodic-Hardcore gab es von Polar Bear Club, einer jungen Band, welche in ihrer kurzen Bandgeschichte schon einiges geleistet hat, so gab es drei Alben innerhalb von nur sechs Jahren.
Ruhig wurde es nach all dem Krach und Gerumpel hingegen auf der Green Stage und den fünf Herren von Alberta Cross. Folkartiger Blues-Rock nennt sich ihr Genre und ist für die vorherrschenden Temperaturen wahrscheinlich genau das richtige.
Zu der nächsten Band gibts nicht viel zu sagen, außer das es für das Publikum musikalisch voll auf die Fresse gab. Every Time I Die, eine Metalcore-Band aus Buffalo, lässt es seit 1998 so richtig krachen und haut den Zuhörern musikalisch so einiges um die Ohren.
Die Kilians aus dem Ruhrpott sind die Karriereleiter bedeutend schneller hinauf geklettert und brauchten nur wenige Monate um aus der eigenen Garage ins Vorprogramm von Tomte zu stolpern. Fünf Jungs, die gerade mal ihr Abi gemacht haben, stehen mitlerweile vor tausenden Leuten auf dem Highfield und rocken dort was das Zeug hält.
Zurück auf der Blue Stage, welche sich heut dem Metalcore und Hardcore verschworen hat, traf man niemand anderen als die sechs Norweger von Kvelertak, welche die ganz düsteren Seiten des Highfields durchblicken ließen und mit schweinegeilem Black-Metal auch das langhaarige, headbangende Publikum voll auf seine Kosten kommen ließ.
Eine wahre Familienband sind The Subways aus England, zwei Brüder als Sänger und Drummer und die mitlerweile Ex-Freundin des Sängers als Bassistin. Das dies aber trotzdem funktioniert, zeigen die drei auf jeder ihrer Shows und auch beim diesjährigen Highfield. Sie spielen immernoch in Urbesetzung und alle stehen mit vollem Herzen hinter der Band, was sich musikalisch durch und durch positiv auf ihre Rockmusik ausübt.
30 Jahre Hardcore und es ist kein Ende in Sicht, bloß gut, wie wir finden. Zwar sind die Herren von Agnostic Front schon etwas in die Jahre gekommen aber wer könnte den Begründern des New York Hardcore soetwas zu Lasten legen. Vorbild und Einfluss auf unzählige Musikszenen und Musiker nach ihnen und gerade deswegen begeistern sie nach so langer Zeit immernoch solche Massen. Natürlich ist die Bühnenshow bei Agnostic Front nicht mehr geprägt von akrobatischen Einlagen oder Stagedives aber sowas erwartet man von Urgesteinen wie Lemmi und Co natürlich auch nicht mehr. Trotz Temperaturen, die nah an der 40 geschnuppert haben, war die Beteiligung der verbliebenen Sonnenanbeter durchaus annehmbar.
Als nächstes folgte auf der Green Stage der nach K.I.Z. (die ja am Freitag ihre Show präsentierten) größte Favorit an diesem Wochenende für uns und dem Publikum zu Folge auch für viele andere. Casper betrat die Bühne und der inzwischen gut gefüllte Platz begann zu beben. Wenn tausende Menschen zeitgleich die Arme heben und diese im Takt bewegen, dann ist das einfach ein Bild für die Götter. Die Menge dankte Casper seine grandiose Show mit Pogoeinlagen zu den rockigen Stellen und Tanz- und Gesangseinlagen zu dem gesamten Rest. Das Casper nicht nur die perfekte Mischung aus Rock und Hip Hop lebt, zeigte eine unglaubliche Rap-Einlage, die an Geschwindigkeit Ihresgleichen sucht. Bei so einer geilen Show und Temperaturen jenseits der 30 Grad Marke, sind die paar verpassten Einsätze und Textpatzer absolut zu verkraften. Nach dem ein oder anderen Witz über Slayer und dem Wunsch nach Hitzefrei war dieser unvergessliche Augenblick auch schon vorbei und wir warfen einen Blick zu den Eagles Of Death Metal.
Hmm… Eagles Of Death Metal… irgendwas stimmt doch hier nicht! Auf die Bühne kamen vier, etwas in die Jahre gekommene Rocker und spielten tatsächlich feinsten Rock. Ein doch sehr prolliger Sänger komplettierte satte Klänge aus der E-Gitarre mit einer tief ins Ohr dringenden Stimme, welche animierend war mitzumachen und den Ohrwurmfaktor verdammt hoch ansetzt.
Mit einer tollen Bühnenshow und einer wahnsinns Beleuchtung standen nun Within Temptation auf der Green Stage und hatten zeitweise doch ein sehr unbeteiligtes und dürftiges Publikum. Symphonic-Rock nennen sie ihre Musikrichtung, was im Klartext eine Mischung aus harten Metalklängen und verdammt ruhigen und emotionalen Parts mit einer unbeschreiblichen Stimme einer Modedesignerin beschreibt. Holland kann halt doch nicht nur Blumen und Holzschuhe. Das Publikum nahm zu und die Band dankte es durch eine gute Show.
Schneller und härter ging es dann wieder mit den vier Herren von Refused zur Sache. Die Schweden, die sich nach ihrer Trennung 1998 zum Glück doch irgendwann wieder zusammen gerafft hatten, schlossen an ihren Erfolg von damals an und hämmerten den Besuchern eine Mischung aus Hardcore und Punk um die Ohren, dass ihnen diese zu schlackern begannen. Die Menge war zwar überschaubar aber die, die gekommen waren, ließen den hyperaktiven Sänger samt Band nicht im Stich und zahlreiche Staubschwaden zogen über das Gelände. „Free Pussy Riot“, so die solidarische Unterstützung für die verurteilten russischen Frauen, auch von Refused.
The Black Keys, ein musikalisches Duo aus Ohio, scheint genau den Nerv des feierwütigen Publikums des Highfield 2012 zu treffen. Rock & Roll, mit ordentlichem Gitarrengeschredder und Drumgehämmer wechseln sich mit angenehm ruhigen Parts zu einer Mischung, die Augenscheinlich super angenommen wird und durch zunehmende Beteiligung auf dem ausgedürrten Platz vor der Bühne sorgt.
Rockig blieb es mit den vier Jungs von The Gaslight Anthem auf der Blue Stage. Als Standart Repertoire im deutschen Festival Line-Up passten sie musikalisch natürlich auch perfekt ins diesjährige Highfield und begeisterten dementsprechend die versammelte Mannschaft. Wir hingegen stärkten uns ein letztes Mal und verteilten wohlriechende Duftstoffe auf unseren Körpern, um beim Headliner frisch und gestärkt dieses tolle Festival ausklingen zu lassen.
Nun war es soweit, die letzte und zugleich bedeutendste Band an diesem Wochenende betrat die Bühne und wer bis sich bis jetzt keinen guten Platz gesichert hatte, der musste zusehen wie er auf der überfüllten Wiese einen guten Blick auf den Headliner erhaschen konnte. Viele Gerüchte und Ängste gab es, ob Placebo heut überhaupt spielen würden. Brian Molko, der Sänger der Ban, hat zur Zeit körperliche Beschwerden und musste bereits einen Auftritt beim Frequency Festival nach kurzer Zeit abbrechen (wir berichteten hier).
Scheinbar wieder erholt standen alle auf der Bühne und lieferten eine wahnsinns Show ab, die bei allen für Begeisterung sorgte. Das wohl Interessanteste an dieser Band ist die markante Stimme des Sängers und die musikalische Mischung aus Alternative-Rock und melancholischen und spacigen Klängen. Sehr schön anzusehen war auch die mit riesigen LED-Wänden bestückte Bühne und eine tolle Lichtshow. Der Abend und ein wundervolles Festival endete mit bekannten Hits des britischen Trios.
Das Highfield 2012 war eine tolle Erfahrung für uns, viele tolle Bands, super Wetter und eine schöne Location machten es zu einem unvergesslichen Wochenende. Wir freuen uns auf das Nächste Jahr, wenn es wieder heißt: Highfield Festival – vom 16. bis 18. August 2013.
Die Festivalhopper Yvonne und Gabriel wünschen auch euch viel Spaß im nächsten Jahr und halten euch auf dem Laufenden über bestätigte Bands und News für 2013.
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