Was hat das Highfield, das andere Festivals nicht haben? Irgendjemand meint es verdammt gut, was die Verteilung des schönen Wetters angeht. Der zweite Tag in Folge (hier der Bericht vom Freitag), blauer Himmel, strahlender Sonnenschein und Temperaturen um die 30 Grad. Das alles gepaart mit tollen Bands verspricht auch am heutigen Tag wieder ein menge Spaß.
Ein Festivalbericht vom Samstag dem 18.08.2012 von Yvonne und Gabriel.
Nach kleineren technischen Schwierigkeiten in der Heimat, reisten wir am Samstag mit etwas Verspätung aber großer Vorfreude auf die Broilers, Frittenbude und die Beatsteaks Richtung Störmthal. Ständiger Begleiter auf dem Weg dorthin? Natürlich! Strahlender Sonnenschein.
Beim Festival angekommen, hatten wir leider schon die ersten Bands verpasst, ließen es uns aber trotzdem nicht nehmen, uns mit insgesamt ca. 500 weiteren Leuten einfach mal in die pralle Sonne zu stellen, um beim „Kein Bock Auf Nazis“ Stand ein Autogramm der Broilers und ein Foto mit Sammy zu ergattern. Wohlklingende Beschallung gab es zwischenzeitlich gut hörbar von den fünf Metalcore Großvätern aus Washington. Darkest Hour spielten vor einer leider sehr überschaubaren Masse an Headbangwütigen auf der Blue Stage.
Entgangen waren uns leider der Opener auf der Green Stage, A Wilhelm Scream aus Massachusetts, die fünf Jungs begeistern ihre Anhängerschaft mit einem Mix aus Post-Punk und Post-Hardcore, auf jeden Fall geht bei ihnen die Post ab. Es folgte der Opener der Blue Stage, Veto, fünf Dänen, die ihre Hardcorezeit hinter sich gelassen haben und sich nun den durchaus ruhigeren und filligraneren Rhythmen bedienen. Arschtritte hingegen gab es von der nächsten Band The Bots, Band? darf man soetwas schon als Band bezeichnen? eher ein Duett… scheiß egal, die beiden 18 und 14 Jahre alten Brüder Mikaiah und Anaiah zeigen der Menge, dass es nicht mehr als zwei Musikern bedarf um ordentlichen Garage-Rock abzuliefern.
Weiter ging es auf der Blue Stage mit The Crooks und auf der Green Stage mit Touché Amoré, welche es innerhalb von nur wenigen Jahren geschafft haben, ein Stück Musikgeschichte wieder zu beleben und der Hardcore-Szene etwas Screamo wieder zu geben. Die fünf Kalifornier sind auf jeden Fall immer wieder sehenswert und ihre Mischung aus Screamo und Post-Hardcore ist verdammt hörenswert. Die White Rabbits aus New York, schaffen es auch beim Highfield, die Menge mit ihrem Indie-Rock zu begeistern und so geben auch hier alle sechs Bandmitglieder, verteilt auf zwei Schlagzeuge, drei Mikros und diversen andere Instrumente, wieder einmal alles.
Nachdem sich Good Riddance wieder zusammen gefunden haben, geben die vier Kalifornier nun auch beim Highfield ihren Melodic-Hardcore zum Besten und wärmen die Leute schon einmal für Darkest Hour vor.
Um wieder etwas runter zu kommen von den zerschmetternden Klängen, gaben im Anschluss Dispatch einen ihrer selten Auftritte in Europa. Die drei Herren machen eine Mischung aus Akustik, Rock, Reggea, Funk und Folk, was eine doch recht wohlklingende Mischung für das eigene Ohr ist.
Auf der Blue Stage folgten Saves The Day, die Emo Urgesteine welche aber keineswegs zum alten Eisen gehören, sorgten auch auf dem diesjährigen Highfield für eine Menge Stimmung und Staub bei den tanzenden aber verdammt wenigen Zuschauern. Zunehmende Einflüsse von Punk und Indie sprechen eine immer breitere Masse an und so kommen auch Fans von Jimmy Eat World und The Offspring voll auf ihre Kosten.
Die Leute, die man bei Saves The Day vermisst hat, traf man um so zahlreicher vor der Green Stage, gespannt warteten sie auf die H-Blockx. Mit knapp 20 Jahren Bandgeschichte gehören sie zu den Mitbegründern der deutschen Crossover-Szene und obwohl sie schon so lang im Geschäft sind, ist die Menge doch begeistert wie eh und jeh. Ein breites Spektrum an alten und neuen Songs lassen das Publikum tanzen und springen und als die dichten Staubschwaden abgezogen waren, erkannte man tausende nach oben gerissene Arme, welche sich im Takt der H-Blockx bewegen.
Eine kurze Abkühlung gönnten wir uns, an dem wenige Meter entfernten Badestrand. Das Highfield-Festival liegt ja auf einer Halbinsel und so gibt es nichts angenehmeres als bei strahlendem Sonnenschein das kühle Nass für kurze Zeit aufzusuchen. Ein eigens abgesperrter Strandabschnitt mit Bars und Eisständen, Musik und Toiletten wurde durch die Wasserwacht abgesichert und bot somit unzähligen Besuchern eine gelungene Abwechslung zum staubigen Festivalboden.
Wieder zurück, begeisterte Bosse die Menge auf der Blue Stage und bei diesem Sänger kann man wirklich von Begeisterung sprechen. Bosse ist mit Leib und Seele bei seiner Musik, voller Freude und Spaß steckt er das Publikum an, einfach mitzumachen, mitzutanzen und mitzusingen. Emotionalen Liedern folgen etwas rockige und darauf wieder sehr emotionale. Die Menge ist einfach begeistert und zeigt ihm das durch dichte Staubschwaden, welche immer wieder richtung Bühne ziehen.
Ältere Herren, welche in Hawaiihemden auf der Bühne stehen, Witze machen und irgendwie versuchen lustig zu sein, dann noch ein Sänger, welcher aussieht wie eine Mischung aus Heino und Frank dem Weddingplaner, das konnten doch nur Me First & The Gimme Gimmes sein. Diese Kombo aus zahlreichen bekannten Punk und Rock-Bands schafft es immer wieder der breiten Masse, auf Punk-Rockige Art und Weise altbekannte Lieder, gut gecovert näher zu bringen. Und es funktioniert einfach! Anfangs dachten wir uns, OHH MEIN GOTT, was wird das denn hier aber nach kurzer Zeit haben sie auch uns überzeugt, genauso wie das zahlreich versammelte Publikum. Tanzen, Pogen und einfach Spaß haben war angesagt, bei Songs wie: I believe i can fly, welcher mit der Ukulele angestimmt und mit der E-Gitarre und einem satten Schlagzeug vollendet wurde.
Jupiter Jones folgten mit guten rockigen Klängen und einem tollen Publikum, konnten uns aber nicht lange halten, da die Broilers auf der Green Stage folgten.
Endlich war es soweit, die Broilers aus Düsseldorf betraten die heiligen Bretter und es kam Bewegung in den noch sehr lahmen Haufen, welcher sich Publikum schimpfte. Hätten sie drin gespielt, so wär die Hütte bis unters Dach voll gewesen. Entwachsen aus einer Punkband, bringen diese fünf Herrschaften nun auch das eher Indielastige Publikum des Highfields zum ausrasten. Dem Oi!-Punk immernoch treu, mischen sich in ihre Musik aber auch unzählige Einflüsse aus dem Ska, dem Psychobilly und dem Reggae, so finden sie Unterstützung durch ein Akkordeon und diverse Trompeten, sowie durch Orgel und Keyboard. Sammy, der Frontsänger der Band macht auch beim Highfield klare Aussagen: „Ich hasse Faschisten und Rassisten, Menschen die andere Menschen verachten, brauchen keine Toleranz erwarten“, die Menge ist begeistert. Als er von der Autogrammstunde beim Kein Bock Auf Nazis Stand erzählte fingen so viele Menschen einfach mal an „Nazis Raus!!!“ zu rufen, dass die Meinung der Besucher doch recht klar und positiv ausfällt. Alles in allem war der Auftritt der Broilers unser persönliches Highlight an diesen beiden tagen und auch bei vielen anderen kamen sie verdammt gut an, was man in der Beteiligung und den Reaktionen merkte.
Sehr ruhig und Emotional ging es dann rüber zu den fünf Herren von Kettcar. Die Hamburger, welche notgedrungen ihr eigenes Label gründen mussten, holten sich dazu Unterstützung von Thees Uhlmann und machen seit nun 10 Jahren guten deutschsprachigen Pop.
Ordentlichen Punk-Rock gab es von dem vierer Gespann von Social Distortion, leider war es uns nicht erlaubt von ihrem Auftritt Bilder zu machen, also hieß es: ab auf die Marlboro Raucherlounge und einfach mal das ganze Geschehen von oben genießen. Auch hier das übliche Bild, eine ganze Menge Staub und viele tanzende, pogende und feiernde Menschen mittendrin.
Dicke Beats und satte Bässe gab es dann für das eher elektronische Publikum von drei Jungen Männern, Frittenbude nennt sich dieses Trio und tritt textlich eher kritisch gegenüber Deutschland und vor allem Nazis auf. „Wenn ihr einen Nazi seht, esst ihn einfach auf, dann ist es einer weniger“, diese Meinung zieht sich durch ihre gesamte Show und kommt beim feiernden Publikum richtig gut an, dies dankt es ihnen mit „Alerta Antifascista“ Rufen.
Zum krönenden Abschluss gab es dann noch die fünf BeatBouletten, welche zwar mit leichter Verspätung die Bühne betraten aber dafür eine wahnsinns Show ablieferten. Die Beatsteaks aus Berlin, welche mitlerweile auch schon zu den Alteingesessenen der deutschen Punk-Rock-Szene gehören haben wahrscheinlich das gesamte Highfield Festival vor ihrer Bühne versammelt. Egal wohin man blickte, Menschen, die die Beatsteaks sehen und hören wollten und ihnen ihre wahnsinns Show durch rege Beteiligung dankten. Wer bis jetzt noch nicht auf seine Kosten kam, der ist wohl am falschen Ort gelandet.
Das war der Samstag auf dem sonnigen Highfield Festival 2012, wir freuen uns auf den letzten Tag und dort vorallem auf Agnostic Front, Casper und Placebo.
21. August 2012 um 14:59
[…] Bericht vom Vortag gerade erst fertig geschrieben (kann man hier nachlesen), die letzten Bilder bearbeitet (kann man bald hier sehen) und noch fix unter die Dusche […]