Hier ist Teil2 unseres Berichts „Hartes Wetter, härtere Fans und die härtesten Bands“ (zu Teil 1) vom Metalfest Open Air Germany East. Für Euch berichten die Festivalhopper Jojo, Moe und Kirsi.
Am nächsten Morgen sah dann schon alles ganz anders aus. Es war zwar immer noch bitterkalt, doch der Regen wurde durch einen beißenden Wind ersetzt. Dies war allerdings weitaus amüsanter, denn in den Zäune hingen schon die ersten Zelte derer, die ihre Heringe nicht fest genug in den recht dünnen Boden hauen konnten.
Was wir langsam vermissten im Gegensatz zu größeren Festivals, waren die gut gelaunten und durchgeknallten Rocker. Kein Bierball oder Ähnliches, keine ausgelassenen Gesänge und kein Gefühl von Geselligkeit, als ob alle nur die Kälte absitzen bis die ersten Konzerte beginnen.
Am Nachmittag wagten wir uns auch zum ersten mal wieder auf den Festplatz. Diesmal um uns die erste polnische Band des Abends anzusehen, Vader. Feinster Death Metal mit quietschigen Gitarrensoli und hämmernden Blastbeats war das, was die Menge zu dem Zeitpunkt brauchte. Mit Songs wie „Come and see my Sacrifice“ oder „Helleluyah!!! God Is Dead“ heizten die Jungs um Frontmann Peter der Menge gut ein und vertrieben so jegliche Gedanken an kaltes Wetter oder den eisigen Wind.
Am Abend zeigte sich endlich ein bisschen Sonne, passend zum Auftritt von Eluveitie. Die Schweizer spielen keltisch anmutenden Pagan Metal, gespielt mit echten mittelalterlichen Instrumenten und der einer typischen Rockkapelle. Der gutturale Gesang des Frontmanns und Multiinstumentalisten Christian „Chrigel“ Glanzmann wurde oft melodisch von einer Vielzahl der Instrumentalisten melodisiert, bei einigen Songs entzückte die Drehleierspielerin Anna Murphy mit ihrer niedlichen und emotionalen Stimme, was viel Abwechslung bot. Doch neben all den keltischen Melodien, mittelalterlichen Instrumenten und zarten Frauengesang ist Eluveitie in erster Linie doch eine Metalband mit fetten Riffs und schnellen Blastbeats. Der Menge gefiel dies, es wurde crowdgesurft, gemosht und gebangt. Ihr bekanntestes Lied „Inis Mona“, die Neuinterpretation einer keltischen Melodie, sorgte für Gänsehautfeeling auf dem Metalfest, jeder konnte und sollte mitsingen.
Nach melodischem Folk Metal folgte mächtiger Extrem Metal von den Kollegen Vaders. Behemoth beeindruckten die Festivalgänger mit einer Feuershow und einer absolut stimmigen Bühnenshow, wie man sie von Nergal, Orion, Seth und auch dem Drummer Inferno kennt.
Nach einem Intro, dass Gänsehaut und kalte Schauer garantierte, folgte der erste Hit der Polen. „Ov Fire and the Void“ war jedem bekannt und dementsprechend wurde das Festivalgelände gerockt.
Es wurde gebangt, gemosht und laut mitgebrüllt, sodass man gar nicht anders konnte als sich der Menge anzuschließen und sich der Band vollkommen hinzugeben. Nachdem die Mikroständer bei „The Left Hand Ov God“ in Flammen aufgingen, viel Kunstblut gespuckt wurde und die Menge zum Ausrasten gebracht wurde, gab es mit dem letzten Song „Lucifer“ nochmal einen richtigen Höhepunkt. Nachdem Sänger Nergal seine Maske aufgesetzt hatte wurde eine riesige Fontäne aus schwarzen Schnipseln in Richtung Publikum geschossen, die an eine dunkle Aschewolke erinnerte. Nachdem das Outro ausgeklungen war und noch für einen letzten Schauer sorgte, wurde es dann Zeit sich auf den letzten und bekanntesten Höhepunkt des Abends vorzubereiten: Kreator!
Die Trash Metal Formation aus Essen um den Sänger Mille konnte zahlreiche Metalfreaks bei noch einem letzten Konzert für den Abend gefangen nehmen. Bei Hits wie Hordes of Chaos konnte die ganze Meute laut mitgröhlen. Die Teutonenmetaller spielten alles was ihr Set zu bieten hatte und konnte so eingefleischte wie auch neuere Fans gleichermaßen begeistern.
Wer nach Kreator noch nicht genug hatte konnte sich bei einem letzten Auftritt für diesen Tag von den Finnen von Swallow The Sun noch einen Mix aus Doom und Death Metal in eine andere Welt ziehen lassen. Obwohl ich mich anfangs etwas erschrak, als fast alle Bandmitglieder mit kurzen oder gar ohne Haare auf die Bühne traten, was spürbar auch das Publikum anfangs etwas verunsicherte, waren doch spätestens nach dem ersten Song alle optischen Ungereimtheiten vergessen und Swallow The Sun legten einen Auftritt hin, der unter die Haut ging wie kaum ein zweiter! Er war trotz allem ein unvergessliches Ereignis.
Am Samstag wollte sich das Wetter bei uns scheinbar entschuldigen, die Temperaturen lockten kurzzeitig die dicken Pullis und Jacken auszuziehen. Einen Sonnenbrand haben wir wenigstens mitnehmen können. Dies hob sichtlich die etwas gedrückte Stimmung auf dem Zeltplatz und es ging lebensfroher zugange.
Feinster Göteborg Metal von Dark Tranquillity weckte nicht nur in uns Festivallaune. Die Leute waren hellauf begeistert von Hits wie „Miserys Crown“ oder dem Opener „Terminus“. Der Platz war sehr gut gefüllt. Auch als danach die finnischen Kollegen und Viking Metaller Ensiferum auf die Bühne kamen, wurde es noch voller. Nach dem ersten Song gab es kurze technische Probleme, die auch bei Dark Tranquillity schon für eine kleine Pause sorgten, was der Stimmung aber keinen Abbruch tat. Im Gegenteil. Der Basser Sami Hinkka nutzte die Gelegenheit und rief die Meute zum Bier trinken auf, solang die Probleme noch behoben werden: „No problem, so I have more time for drinking my beer“. Danach ging es dann auch gleich weiter mit dem Song „Twilight Tavern“ den Ensiferum auf ihrem aktuellen Album „From Afar“ veröffentlichten. Mit Songs wie „Tale of Revenge“, „Lai Lai Hei“ und „Iron“ hatten sie das Metalfest voll gefangen und hielten die Stimmung durchgängig auf höchstem Niveau.
Nach diesen beiden Krachern war uns immer noch keine Pause vergönnt. Heftig ging es weiter mit Fear Factory, auch einer der von uns am meisten erwarteten Acts. Der düster und industriell anmutende Deathmetal und Grooveder vier US-Amerikaner war atemberaubend. Das inhaltliche Konzept von „Mensch gegen Maschine“ wird durch extrem schnelle und präzise Doublebass Stakkatos, gepaart mit tiefen harten Gitarrenriffs und atmosphärischen Synthesizern umgesetzt. Der Name ist Programm! Der etwas skurril anmutende Gesang von Frontmann Burton C. Bell ändert nichts an der Tatsache, dass Fear Factory verdammt nochmal abgehen und klingen wie ein Großkalibermaschinengewehr. Technisch unschlagbar, sind Fear Facotry eine ganz klare Empfehlung von uns, ansehen!
Doch getoppt wurden alle Acts des Festivals von der letzten Band: In Extremo.
Die deutschen Mittelalterrocker waren wohl die softeste Band des ganzen Festivals, man kann sie wohl kaum als Metal bezeichnen, aber dies tut nicht zur Sache, weil sich in Sachen Sound und Performance alle Anderen eine Scheibe abschneiden können. Alle Lieder sind absolute Mitgröler und gehen unter die Haut! Aufwendigste Pyrotechnik wurde aufgefahren um die Metalfestgänger ein letztes mal in Staunen zu versetzen. Überall knallte es, schlugen Flammen aus dem Boden oder sprühten Funken über die Bühne. Zusammen mit der Performance der Bandmitglieder, insbesondere des Sängers, der die Menge auch nach Ende des Konzertes noch zum Schreien und Singen brachte, war dies die perfekte Mischung und ein durchaus würdiger Abschluss für ein solches Festival!
Am nächsten verhangenen Morgen hieß es Abschied nehmen. Nach dem kollektiven Müllsammeln erhielten wir unseren Pfand zurück und konnten mit einem reinen ökologischen Gewissen die Rückreise nach Berlin antreten. Wir blicken zurück auf eines der härtesten Festivals, was wir je besuchten in Sachen Wetter und Musik. Das viele Geknüppel und Geschrei konnte allerdings dem kleinen Festival nicht den familiären Flair nehmen, eine Empfehlung für alle Metaller im Osten Deutschland. Für die Wessis und die Ossis, die weit fahren wollen, ging es mit den Metalfest Open Air West am Loreley-Felsen bei Sankt Goarshausen weiter. Was für ein passender Name für ein Metal Festival!
Hier geht’s zum Metalfest Bericht Teil 1 um Megadeth, Hypocrisy, Legion of the Damned uvm. Hier geht’s zu den Bildern vom Metalfest 2012.
11. Juni 2012 um 16:38
[…] geht’s zum Metalfest Bericht Teil 2 um In Extremo, Behemoth, Eluveitie, Kreator, Fear Factory uvm. Hier geht’s zu den Bildern vom Metalfest […]
11. Juni 2012 um 20:34
und da redet jemand von Müllsammeln und ökologischem Bewusstsein?
Wenn es kaum Toiletten gibt, keine Rettungswege, kaum Mülleimer,wenn zum munteren Gruppenpinkeln und Sch…en
in und an den Wegrändern angetreten wird?
Der Donnerstagnachmittag begann damit, dass bei meiner Ankunft um 14Uhr schon alle
Parkplätze belegt waren und erst noch ein paar Hektar Ölraps abgefräßt werden mußten, wovon aber niemand der „Streckenposten“, trotz Funkgeräten, eine Ahnung hatte.
Nachdem ich dann das Auto in ca 1,5km vom Eingang geparkt hatte wollte ich meine
Daueruugangsberechtigung, genannt Bändchen, abholen.
SCHOCK ca 2 km Schlange mit einer gefühlten Geschwindigkeit von 30m/h.
Ringsum ca 40% schon alkoholisierte proletarische Gröhler.
Die Gruppe, die ich sehen wollte trat um 15:45 auf, um 15:30 fing ich an jemanden von
der Orga, die sowie nicht funktionierte zu suchen. Dabei gelangte ich bis zum Umtauschzelt. Immerhin waren 2 Personen damit beschäftigt in bayerischer, stoischer
Gleichgültigkeit bei der immensen Abwicklungszeit von 90 sec/Besucher den Anstrum
von nur ca 12000 Besuchern zielgerichtet zu bewältigen. Was ihnen nach einer nicht bestätigten Hochrechner auch in ca 12,5 Tagen gelungen wäre.
Da mittlerweile die Gruppe schon wieder auf der Reise zum nächsten Ziel war, habe ich
mich ganz frech wieder in die Warteschlange eingereiht, 20 m vor dem Zelt.
Es dauerte noch nicht mal 5min bis ich den ersehten Einlassnachweis hatte, was wohl
aber auch damit zu tun hatte, dass auf einmal wie von Geisterhand 10 Heinzel am Werk
waren, von denen jeder den Umtausch in 30sec bewältigten.
Warten auf die 2. Wahlgruppe, 2.Bühne ansehen: Zirkuszelt à la Roncalli,Nur ohne Licht,
außer dem an der Theke und Intimbeleuchtung auf der Bühne. Obwohl ich nicht
viel rieche, war der Vergleich mit einem Pumakäfig im Monsun angebracht.
Wieder raus, warten im Regen. Dann immerhin 1,5 std Wassermusik.
Wieder 2std warten.Dazu hatte ich trotz 1A Ausrüstung auch keine Lust mehr.
Auch lag der Gröhleranteil mit einem geschätzen Blutalkoholwert über 2,5 Promille nun bei bestimmt 60% und dieser Level wurde bis
Sonntag gehalten.
Also 1,5km Bergwanderung durch Schlamm. dann der Versuch das Auto am Hang zu
wenden, siehe Bilder und über die Pflanzenreste bei aufgeweichtem Boden bergauf
einen immerhin festeren Weg zu erreichen. Schneeketten wären gut gewesen.
Wintererfahrungen machten sich positiv bemerkbar.
Kurz zu Freitag un Samstag:
Die sanitären Anlagen, Müllentsorgung, Informationen an Personal und Kompetenz der Securityleute (haha) außerhalb
des Bühnenbereichs waren auf einer Skala von 0 – 10 mit -5 zu bewerten.
Immerhin konnte ich mir die anderen 6 ausgesuchten Gruppen noch anhören.
Mein persönlicher Höhepunkt war am Samstag „In Extremo“ bei toller Stimmung und
gutem Wetter. (Auch wenn sie erst um 22:30 loslegten)
Fazit: wenn dieses Publikum die Intelligenzia von morgen darstellt,
dann suche ich mir lieber eine sechseckige Wohnung und lasse mich 2m
tiefer legen.