Party.San Tage 3+4: Regen, Landebahnen und unglaubliche ‚At the Gates‘

News am 17. August 2011 von Solokin

Hier folgt die Fortsetzung unseres Party.San Festival-Tagebuchs 2011 – inklusive aller Festivalhöhepunkte und persönlichen Tiefpunkte unseres Ironiekanone Kappy – Fotos von Bo.

Wir berichteten bereits über den Party.San Mittwoch und Donnerstag, die ersten PSOA-Erlebnisse 2011 und ein Bühnendach, das fliegen lernte.

  • Tag 3, Freitag, der 12. August 2011

Wer gegen 9Uhr schon wieder hinreichender Bewegung angetan war, oder eher befähigt und gleichsam das eine oder andere Bier verklappen wollte, für den stand wohl das Flunky Ball Turnier im Vordergrund. Es schien den Teilnehmern genug Spaß zu machen, auch wenn es deren Tag vorerst aufgrund von Leberschäden beendete.

Absu konnten zwar musikalisch beeindrucken, jedoch stießen die Ansagen vom Bandleader und Schlagzeuger Proscriptor nicht bei allen Anwesenden auf Verständnis. Für meine Begriffe viel zu albern, Metal hin oder her.

Absoluter Tagessieger, nicht nur in musikalischer Hinsicht – ich habe mich sehr auf diese Combo gefreut – waren definitiv Primordial. Klanglich vielleicht nicht unbedingt die beste Produktion, aber immerhin hatte Herr Averill gute Laune, und schaffte es die Menge anzufeuern. Als sich schließlich das Mikrofon mit knackenden Lauten seiner Stimme ergab, und innerhalb von Sekunden das neue am Start war, kommentierte er es gelassen mit den Worten: „too much bitterness, even for the microphon to take“. Auf „The Gathering Wilderness“ hatte ich mich sehr gefreut, wurde aber enttäuscht, was meine Laune jedoch kein bisschen trüben konnte.

Ebenso wie bei Absu, waren auch die Ansagen von Belphegor Grund für sporadische Kopfschüttler und hochgezogene Augenbrauen. Dafür gab es dort ordentlich auf den Sack (in zweierlei Hinsicht). Das absolute Highlight tanzte nackend und fröhlich neben den Herren aus Österreich vor sich hin – wohl für viele Besucher das I-Tüpfelchen.

Richtig begeistert war ich von 1349, die es doch geschafft haben, mehr als 20 Minuten Auftritt abzureißen, im Gegensatz zum PSOA im Jahre 2005. Klanglich ganz ok, auch wenn es hier und da nicht mehr ganz nach dem Black Metal klang, den es eigentlich darstellen sollte – in jedem Fall hat es sich für mich persönlich gelohnt.

Dank Ensiferum kamen Freunde des Viking-/Paganmetals auch noch dazu ihre Nacken zu brechen, aber für mich hieß das oberste Ziel, auf das es sich zu warten lohnte ganz klar: MORBID ANGEL! So sehr ich mich auch darauf gefreut habe, und so sehr ich diese Band schätze, ich konnte es mir nicht lang genug anschauen. Kurz vor ihrem Auftritt ergoss sich der halbe Atlantik über Schlotheim, und das, obwohl die Landfläche eigentlich mehrere Dürreperioden zu verzeichnen hatte, wie wir erfahren durften.

Die ersten vier Songs blieb ich durchaus standhaft, gab dann aber, vollkommen durchnässt und mit Sorgen beladen, ob denn das Wetter komplett feindlich gegen dieses Festival gesonnen war, zurück ins Trockene. David Vincent, seines Zeichens der Sänger jener Todescombo machte den übrig gebliebenen, unerschrockenen und sowieso hartgesottenen Lungenentzündungspatienten Mut. Er hatte Gut reden, so ganz trocken unter dem jetzt wieder festen Dach der Bühne.

Ich allerdings durfte überrascht feststellen, dass sich der Wiesenboden von all den Wassermassen so gar nicht beeindrucken lassen wollte – kein Schlamminferno, keine stecken gebliebenen Stiefel, ja selbst meine Wildlederturnschuhe blieben sauber.

Ich schlief in der Hoffnung ein, morgen besseres Wetter erwarten zu dürfen…

  • Tag 4, Samstag, der 13. August 2011

… und wurde enttäuscht.

Regen gehört wohl genauso zum Party.San wie betrunkene Idioten, die gegen ihre eigenen Zelte urinieren, und dadurch ihr Revier markieren. Bei aller Kraft die wir aufbrachten – so entmenscht konnten wir nicht sein. Aber einen Schmunzler war es ja dennoch wert. Hatte ich schon von den positiven Aspekten der Landebahnen erzählt? Nicht nur teilen sie das Gebiet in drei Wiesenstreifen auf, nein, sie sind vor allem breit. Man kann auf ihnen sitzen, auf ihnen trinken, und man steht niemandem im Wege. Selbst die Security hat es gefreut – mit ihrem Einsatzwagen kamen sie überall hin, konnten Notärzte in Sekundenbruchteilen zum Einsatzgebiet geleiten, und auch der ADAC hatte leichtes Spiel.

Der offizielle Teil des Tages begann mit CashleyRock’n’Roll aus Berlin. Mal was anderes. Zwei Stunden lang gab es gecoverte Rock Klassiker zu hören, während Dawn of Disease ihren Soundcheck hinter sich brachten. Panzerchrist waren nicht so ganz mein Fall, auch wenn ich sie ab und an in der Playlist stehen habe – es hat mich einfach nicht wirklich vom Hocker reißen wollen – was aber auch an den leichten Schauern liegen könnte, die sich den ganzen Tag nur eines gesagt haben: „Denen machen wir die Stimmung mies!“

So richtig hat der Regen es nicht geschafft, das kann ich gleich sagen. Entweder hätte ich es älteren Menschen nicht zugetraut musikalisch so breit gefächert zu sein, ich spreche hier von über 60 Jährigen, oder hier und da sammelten sich auch mal ein paar Rentnerpäärchen, um die neuen Nachbarn einmal in Augenschein zu nehmen. Für meinen Geschmack gab es erst ab 20Uhr richtig etwas auf die Ohren – Hail of Bullets! Eine ganz neckische niederländische Death-Truppe, deren Songs zwar oft eine Spur zu militant klingen, aber es dennoch nie zu viel wird.

Watain klangen viel besser, als ich sie in Erinnerung hatte und wesentlich besser als es bei Taake der Fall war, die gegen 18Uhr spielten – aber Taake ist sowieso eine ganz eigene Geschichte für sich. Black Metal kann eben manchmal auch gut klingen. 22Uhr betraten Morgoth die Bühne, und betonten in regelmäßigen Abständen, dass sie wieder zurück sind. Sei es drum, meinen Segen haben sie, denn es gab ordentliche Riffs zum Haareschütteln, was selbst bei Enslaved nicht mehr aufhören wollte. Alte wie neue Stücke wurden da zum Besten gegeben, und auf keinen Fall durfte das gewohnte Posing der fünf Norweger fehlen.

Der absolute Hammer aber kam ja noch.

„Noch nie habe ich ein so geniales Konzert auf dem Party San erleben dürfen wie bei AT THE GATES.“

Zwar versuchte Petrus es ein weiteres Mal uns den Spaß zu verderben, aber wir hatten in weiser Voraussicht vorgesorgt, denn das wollte keiner verpassen. Kaum die Bühne betreten stürmte unser kleines Trüppchen nach vorn, und es berauschte alle Sinne. Nach fünf Minuten zogen die Regenwolken leicht verdrossen weiter, und es gab nur noch die wiedervereinten Schweden und das Publikum. Es war einfach alles stimmig. Nicht ein einziger Kritikpunkt am Sound selbst, an der sehr raffinierten Spielweise und den dezent abgeänderten Riffs war berechtigt. Mit KINGDOME GONE verabschiedete man sich, in einem fulminanten Abgang. Kein einziger Kopf konnte dabei ruhig auf dem Halse verweilen, nicht ein einziger Fuß blieb ruhend auf dem Boden stehen… und dann, ganz plötzlich wurde mir bewusst, dass das Party San 2011 Geschichte ist.

Alles in Allem – ein geniales Festival. Die neue Location spricht für sich, daran gibt’s nicht auch nur ein Quäntchen zu kritisieren. Ich denke, wenn dem Team die Macht zuteil wäre das Wetter zu beeinflussen, dann würden sie es auch tun. Doch solang es nicht an dem ist, kann man ihnen auch das nicht zum Vorwurf machen. Einzige, wirklich grobe Kritik: es mangelte an ausreichenden Spültoiletten – auch hier gabs wieder einen kleinen Witz, denn man bezahlte 6Euro für eine Shit & Shower Flatrate.

Auch Stiefel, der Soundmeister hat alles in seiner Macht stehende getan um dem „Volk“ die bestmögliche Qualität zu präsentieren. Das so etwas nicht ganz einfach ist, gerade bei der zeitlichen Einschränkung, und auch den nicht immer ganz sauberen Signalen der Musiker selbst, ist zwar nicht jedem bekannt, aber auch da darf doch jeder daher gelaufene Hobbytechniker meinen, dass er es hätte besser machen können. Noch ein kurzes Statement zur Lichttechnik: zumindest am Abend hatte ich den Eindruck, dass auch dort alles gestimmt hat. Die Atmosphäre auf der Bühne hat zu jeder Band gepasst, und es war nie zu viel.

Nächstes Jahr, sofern das Line-Up stimmt, bin ich auf jeden Fall wieder dabei, wenn es heißt: HELL IS OPEN!

Das war der Rückblick von unserem Festivalhopper Kappy, die Fotos sind von Bo. Hier gehts zum ersten Teil des Party.San Festivaltagebuchs 2011. Weitere Party.San Bilder aus 2011 gibt es in Kürze in unserer Galerie.

2 Kommentare zu “Party.San Tage 3+4: Regen, Landebahnen und unglaubliche ‚At the Gates‘”

  1. Nummer 1: Party.San mit fliegendem Bühnendach – Rückblick auf Mittwoch und Donnerstag 2011 | Festival News sagt:

    […] In Form eines kleinen unterhaltsamen Festivaltagebuches gibt es dieses Jahr mehrere Rückblick-Artikel vom Party.San 2011. Zum Party.San Rückblick 2011 Fr.+Sa. […]

  2. Nummer 2: Party.San – Immortal u.a. für 2012 | Festival News sagt:

    […] vom Party San 2011 gibt es auf http://www.party-san.de, ausserdem geht es hier zu unserem Party San Review 2011 und hier zur Rückschau auf das fliegende […]

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