Vom 8. Juli bis zum 10. Juli fand das 20zigste Öttersdorf Open Air statt. Zum Jubiläum durften die Fans per Online Abstimmung entscheiden, welche Musikgruppen eingeladen werden sollten. Bei fabelhaftem Wetter wurden diese Wünsche dann auch umgesetzt.
Festivalhopper Stephan berichtet von dem kleinen gemütlichen lokalen Festival in Thüringen.
Anfangs gab es doch ein paar Bedenken, ob ich mich in meinem Alter noch auf Festivals blicken lassen darf, aber schnell stellte sich heraus, dass das Alter auf diesem Festival keine Grenzen kennt und auch keine Rolle spielt. Noch bevor ich mich auf dem Festivalgelände befinde, schlendert ein etwas betagter Mann mit grauem Vollbart, der an ZZ-Top erinnert, mit Whiskyflasche in der einen, Bierflasche in der anderen Hand und einem kleinen Mädchen auf den Schultern vor mir über den Weg. „Hier bist du genau richtig“ denke ich, als ich mein erstes Bier mit meiner halbvollen Whiskyflasche öffne. Es ist Freitag Nachmittag und ich stelle fest, ich bin bereits zu spät. Der Zeltplatz ist komplett gefüllt, und die meisten Besucher sind bereits betrunkener als ich. Aber das ist nicht schwer, sie haben ja auch einen ganzen Tag Vorsprung, denn viele sind schon am Donnerstag angereist.
Glücklicherweise verfügt das Zeltplatzgelände über eine frisch geöffnete Reserve Fläche, die noch genügend Platz für weitere Besucher bietet.
Etwas klein und improvisiert wirken die vier Dixis und der Viehwasserbehälter auf dem Zeltgelände. Aber genau das macht das gewisse Öttersdorf Feeling aus, denn den Zweck erfüllt es allemal.
Die Stimmung auf dem Gelände ist überaus entspannt, mitgebrachte Sessel und Couchs unterstreichen diesen Eindruck. Denn in Öttersdorf ist es noch möglich neben dem Auto zu zelten. Kontrollen oder Einfuhrbegrenzungen für den Zeltplatz gibt es nicht. Und da fast jeder auf eine saubere Atmosphäre wert legt, bleibt die Vermüllung wie auf anderen Open Airs aus.
Kaum hat man geparkt und steigt als neuer Festivalbesucher aus dem Auto, eilt bereits die freundliche Nachbarschaft zum Willkommensbier vorbei. Eine alte Tradition, die sofort neue Bekanntschaften knüpft, und sowohl den Zeltaufbau als auch die eigenen Alkoholreserven ziemlich erleichtert.
Durch die ideale Lage von Öttersdorf zu den angrenzenden Bundesländern tummeln sich größtenteils Bayern, Sachsen und Thüringer auf dem Gelände und sorgen für einen bunten Mix an Diskussionsgrundlagen, Ansichten und Musikgeschmäckern.
Nur wenige Bierminuten vom Zeltplatzgelände erhebt sich etwas erhöht, anmutig wie eine Burg, der eigentliche Festivalbereich. Ein Bierzelt mit großer Theke und einer Bühne zur linken, die Hauptbühne zur rechten Seite. Dazwischen Biertischgarnituren, Bierstände, fahrendes Volk mit typischer Hippie-Festival-Bekleidung, und eine Futterbude. Das dortige Essen ist lecker, preiswert und sättigend. Das Bier ist kühl und liegt weit unter dem durchschnittlichen Festivalbierpreis.
Am Freitag spielten als Ersatz für Zaunpfahl die Thüringer Rockband Die Kunden. Weitere Stars des Abends waren Dritte Wahl und Pothead. Kurz & Lang überbrückten die Auftritte und ließen den Abend bei chilliger Musik ausklingen.
Am Samstag Morgen kam jeder auf seine Kosten: die einen konnten ausschlafen, für die Kleinen gab es ein buntes Kinderprogramm und für die Durstigen den Frühshoppen mit Heike May.
Am Nachmittag brachte Eric Fish von Subway To Sally seine Freunde mit und gestaltete einen gemütlichen Liedernachmittag, bei dem eigentlich nur das Lagerfeuer und der Sonnenuntergang fehlte, um das Ambiente komplett zu machen. Es folgten die Erfurter Kirsche & Co und danach Shawue mit ihrem Rock’n’Roll Folk, einer gelungenen Mischung aus Grunge, Blues und Punk.
Mit dem Freygang Blues Rock startete dann der Samstag Abend. Die Monokel Blues Band überbrückte dann den Bühnenwechsel zu den melodischen Geigenklängen von Fiddlers Green und später den Rostocker Hardcore Punkern Crushing Caspars. Den Ausklang des Abends gestaltete Disco Bunzel mit abwechslungsreicher Musik für Jung und Alt.
Am Sonntag durfte Didi spielen und brachte nochmal Stimmung ins Zelt. Ein sehr gelungener Ausklang des Wochenendes, der einem bei manchem Lied doch schon fast die Tränen in die Augen trieb und etwas melancholisch werden ließ, dass das Wochenende doch so schnell vorüber war.
Mit traurigen Abschieds-Gefühlen, aber mit riesiger Vorfreude aufs nächste Jahr geht auch dieses wunderschöne, gemütliche Familien Open Air zu Ende.
Kommentar schreiben