Am letzten Wochenende gab es auch in Eching bei München ein kleines aber wirklich feines Festivalhighlight des Sommers. Das Sonnenrot Festival direkt am Echinger See gelegen bietet dem musikverliebten Besucher ein wirklich süsses kleines Gelände (von Bäumen umgeben) mit zwei nah beieinander liegenden Stages (East Stage und West Stage), die abwechselnd bespielt werden.
Neben dem gemütlichen Ambiente gab es ein äußerst abwechslungsreiches Musikprogramm und endlich auch mal gutes Wetter.
In den beiden letzten Jahren wurde das Sonnenrot Festival extrem vom schlechten Wetter gebeutelt (Konzertabbruch wegen Blitzeinschlägen neben der Bühne bei Jan Delay letztes Jahr, Evakuierung des Zeltplatz wegen schwerem Unwetter im Jahr davor). Dieses Mal gab es schon zum Festivalstart am Freitag trockenes und insgesamt gutes warmes Wetter mit diversen Wolken aber auch sonnigen Abschnitten.
Mit dem genremäßig rech weit gestreuten Musikprogramm sollte eigentlich für alle Musikfreunde aus München und Umgebung etwas dabei sei. Dank der abwechselnd bespielten Bühnen ergeben sich keinerlei Überschneidungen und (wenn es keine technischen oder sonstigen Probleme gibt) auch keine großen Wartezeiten zwischen den Bands. Eine Möglichkeit zum Verschnaufen bietet sich, wenn einem doch mal eine Band nicht so zusagt… aber Dank dem abwechslungsreichen Programm von Ska über HipHop und Reggae bis zu Indie-Rock und Punk ist fast alles mit dabei.
Los gings für mich am Freitag Nachmittag mit den Schweden von Hoffmaestro bzw sollte es um 14.45Uhr losgehen… entweder kam die Band zu spät oder beim Aufbau der Technik wurde getrödelt, jedenfalls begann das Programm erst 30min später. Die ersten paar Songs gab es auch noch weitere technische Probleme aber dann groovte sich die Band langsam ein. Mit der vollen Stunde wäre die Stimmung sicherlich noch einiges besser gewesen, denn die insgesamt 11 Jungs auf der Bühne geben mit viel Spaß an der Sache richtig Gas. So fand sich aber nur ein überschaubares Grüppchen vor der Bühne ein.
Die Menge wurde bei der nächsten Band gleich etwas größer, denn Turbostaat erklommen im Anschluss die East Stage. Mit ihrer Fahrt aus Flensburg hatten sie mit fast 1000km die vermutlich längste innerdeutsche Anreise. In der prallen Sonne spielte die Punk-Band um Frontmann Jan Windmeier ein gutes Programm und sollte sogar später am Abend vom Hamburger Co-Headliner Kettcar noch mit einigen lobenden Worten bedacht werden.
Sehr ruhig und melancholisch wurde es im Anschluss bei The Unwinding Hours aus Schottland auf der kleinen Bühne. Die erst seit 1-2 Jahren aktive Band (Sänger + Gitarrist der Band Aereogramme) boten einen sehr ruhigen aber technisch verspielten und atmosphärisch düsteren Auftritt – ein Kontrast zu den Bands davor. Das ist aber Konzept, denn frei übersetzt und wiedergegeben sagt Sänger Craig B. über die Band:
„Wir sind nicht hier um Spaß zu verbreiten sondern um euch mit unseren Liedern traurig zu machen – wir kommen schließlich aus Schottland…“
Für Fans der Band sicherlich sehenswert, für alle anderen die Chance auf eine Pause und Zeit für eine Runde über das kleine Gelände. Dabei konnte man die unterschiedlichen Buden und Stände begutachten, den Aktiven beim Skateboarding zuschaun, in den Chill-Areas abhängen oder auch Bier und Speisen genießen. Besonders prominent waren die Werbemittel von Desperados platziert und auch die verkauften 0,5L Dosen waren überall zu sehen.
Es war auch irgendwie auffällig, dass trotz eigentlich striktem „Verbot mitgebrachter Getränke“ doch ziemlich viele Dosen und Tetrapacks ihren Weg auf das Gelände gefunden haben. Sicherlich ein weiteres Zeichen für die enspannte Atmosphäre, die auch bei den Einlasskontrollen nicht allzu streng war – sehr erfreulich, wie wir finden!
Als nächstes auf der etwas größeren East Stage gab es Jennifer Rostock zu sehen. Die Berliner Truppe sorgte für gewohnt gute Stimmung unter den Fans, denn neben den Songs gibt es immer allerlei lustige Ansagen von Frontfrau Jennifer Weist und diverse Mitmachspielchen. Saufen und Titten sind dabei viel gebrauchte Vokabeln und Fans dürfen Songs auf der Bühne singen oder sich von Jenni mit einem Lapdance verwöhnen lassen.
Der Auftritt war definitv ein Entertainment-Highlight und die Menge vor der Bühne voll dabei… Das wichtigste Motto der Band zum Schluss: „Nazis raus, Schwänze rein!“
Nach soviel Energie und Show auf der East Stage ging es mit etwas ruhigerem Programm auf der West Stage weiter – Motopsycho betreten die Bühne. Die Band aus Norwegen mit über 20jähriger Geschichte ist mit drei Musikern besetzt und das Schlagzeug steht mal nicht hinten versteckt sondern vorn links auf der Bühne. Man merkt den Bandmitgliedern die Liebe zu ihren Instrumenten an und dank perfektionierter Spieltechnik fällt es ihnen leicht, eine ganz besondere Stimmung mit ihrem Psychedelic Rock zu erzeugen. Interaktion mit dem Publikum gibt es kaum, selbst Blickkontakt bleibt fast aus – macht aber nix, denn die Musik entführt einen in fernen Welten.
Zurück auf dem Planeten Erde, geht es direkt im Anschluss auch gleich weiter mit dem britischen Popduo The Ting Tings auf der Hauptbühne. Die Abenddämmerung setzt langsam ein und auf der Bühne wird viel mit grellem Licht und hellen Farben gearbeitet. Frontfrau Katie White bekam viel Beifall für ihre auf Deutsch vom Zettel abgelesenen Begrüßungsworte. Ansonsten springt und tanzt sie über die Bühne und läßt die blonden Haare fliegen… bei soviel Animation bleibt bei eingängigen Electro-Pop-Songs keiner ruhig stehen und die Menge tanzt fröhlich mit. Im Programm der Band durften natürlich auch die bekannten Hits wie „Shut up and let me go“ und „That’s Not My Name“ nicht fehlen – ein rundum gelungener Auftritt.
Danach folgte die – nach eigener Aussage – beste Vorband von Cypress Hill: Kettcar aus Hamburg. Auch daran kann man wieder sehen, wie vielfältig die Bandauswahl beim Sonnenrot Festival ist… britischer Elektropop, deutscher Indie-Rock und später dann amerikanischer Westcoast HipHop. Kettcar wurde jedenfalls von den zahlreichen Fans sehnlich erwartet und legten einen äußerst gut gelaunten Auftritt hin. Trotz gelegentlich geäußerter Selbstzweifel, ob ihre Musik überhaupt für Festivals geeignet ist, war es doch sehr schön zu beobachten, wie die Band aus Hamburg und das bayrische Publikum hervorragend zusammen passten. Es wurde fleißig mitgesungen und auch die ersten Lieder der neuen Platte konnten überzeugen.
Selbst nach der Zugabe hätten Kettcar vermutlich nochmal 1,5 Stunden auf der Hauptbühne weitermachen können und keiner wäre böse gewesen.
Hmm keiner? Naja B-Real und Sen Dog von Cypress Hill dann vielleicht doch… schließlich wollten die US-Rapper aus Los Angeles auch zeigen, dass sie es nach rund 20 Jahren Bandaktivität noch immer drauf haben. Der Andrang vor der Bühne war enorm und der Funke sprang schon nach wenigen Songs aufs Publikum über. Zusammen mit ihrem DJ und dem Percussionisten präsentierten die beiden Rapper eine gute Show und ließen sich entsprechend feiern. Selbstverständlich durften im Programm die Hits wie „Insane in the Brain“, „Dr. Greenthumb“ und das aktuellere „Rise Up“ nicht fehlen.
Ein wirklich gelungener Festivalauftakt ging damit für uns zuende und der etwas längliche Heimweg wurde mit der letzten S-Bahn um 1:47Uhr angetreten… am Samstag warten dann noch der zweite Tag beim Sonnenrot Festival 2011 auf uns.
Das 7.Sonnenrot wird vom 13.-14. Juli 2012 wieder in Eching bei München stattfinden.
17. August 2011 um 18:27
[…] freuen wir uns am Freitag noch auf die Auftritte von Hoffmaestro (Opener am Freitag und hoffentlich besser vorbereitet als beim Sonnenrot), Skindred, Blood Red Shoes, Katzenjammer und Flogging Molly. Für den Samstag stehen unter […]
22. Februar 2012 um 14:50
[…] “Endlich mal gutes Wetter” gab es beim Sonnenrot 2011, wie Festivalhopper Ralf berichtete. Wir hoffen und freuen uns auf ein krachendes Sonnenrot 2013 mit hammermäßigem Wetter und sind dann auch gern wieder mit dabei! Weitersagen! Twittern Veröffentlicht von Festivalhopper Yoda am 22. Februar 2012 Abgelegt unter elektronische Musik, Festivalnews, Festivals 2012, Festivals abgesagt, Indie Festivals, Rock Festivals Keine Kommentare » Ähnliche News-Einträge:Programmstart fürs Sonnenrot Festival 2011 […]