3 Tage Festival sind schon ziemlich anstrengend, auch wenn man noch jünger ist ;). Das Sziget Festival bietet aber eine ganze Woche Festivalspaß inklusive den Tagen -1 und 0, die wir ausgelassen hatten. Nach Tag 3 waren wir also ein bißchen angeschlagen. Ich sogar ein bißchen mehr, denn trotz 30 – 35 Grad im Schatten, hatte ich mich irgendwie erkältet. Ich hatte also nur wenig Lust, noch einen Festivalabend über mich ergehen zu lassen. Gut, dass ich mich nicht habe hinreißen lassen im Hotel zu bleiben, denn musikalisch sollte es für mich der schönste Abend der Woche werden.
Zunächst einmal habe ich aber Ralf vorneweg geschickt, um noch ein paar gute Fotos zu machen und mal wieder eine uns unbekannte Band zu erkunden. Rupa & The April Fishes spielten auf der World Music Stage und boten eine bunte Musikmischung mit Einflüssen aus der halben Welt. Die Sängerin Rupa hat indische Wurzeln und die Mitglieder der Band fanden nach und nach in San Francisco zusammen. Die Gruppe ordnet sich selbst in Stilrichtungen wie Folk Rock, Latin und Fusion ein aber auch weitere musikalische Einflüsse von Gypsy Jazz, Tango und Chanson sind nicht von der Hand zu weisen und verschmelzen zu einem faszinierenden Gesamtkunstwerk. Top!
Dann haben wir uns an der Jazz- Bühne getroffen, um Hjaltalin zu lauschen. Die 8 Isländer machen Musik, die ins Ohr geht und die ein bißchen nach Cardigans (wenn die Frau singt) und ein bißchen nach Eric Clapton (wenn der Gitarrist das Mikro übernimmt) klingt. Instrumental werden die Sänger von Bass, Gitarre, Schlagzeug, aber auch von Fagott und Geige begleitet, was den besonderen Reiz an der Musik ausmacht. Hjaltalin ist auf jeden Fall eine Band, die man im Auge behalten sollte!
Wir mußten dann aber auch schon weiter, denn auf der gegenüber liegenden Blues Stage war an diesem Abend Rockabilly angesagt. Die Mystery Gang heizte dem Publikum ordentlich ein, auch wenn die Tanzfläche eher begrenzt war, wurden die tätowierten Musiker grandios gefeiert. Der Bassist legte sogar ein kleines Tänzchen mit seinem Instrument hin, das ihn um 30cm überragte.
Aber auch hier hielten wir uns nicht lange auf, weil wir am anderen Ende des Festivalgeländes noch Los de Abajo hören wollten, eine Latin-Ska / Punk-Salsa Band aus Mexiko. Auf dem Weg dorthin wurden wir noch vom Compagnie Malabar Street Theater überrascht. Einem weißbemaltem Schiff mit ebenso weißer Band und lustigen Figuren, die auf Stelzen vorneweg liefen und allerlei Kunststückchen vorführten. Laut Programmheft sollten sie wichtige Planeten unseres Sonnensystems darstellen.
Laut Programm gab es am Ende des Auftritts noch eine Schaumparty, aber da waren wir schon an der World Music Stage und feierten bei den ersten Tönen, die wir von Weitem hörten. 7 Männer und 1 Frau bilden die mexikanische Gruppe, die dem Publikum vormachte, wie man abgeht. Wild sprangen sie über die Bühne und trieben die Musik immer schneller voran. Nach einer Stunde verabschiedeten sich alle Bandmitglieder außer dem Schlagzeuger und 2 Percussionisten, die dann ein beeindruckendes Solo von mehreren Minuten lieferten.
Der krönende Abschluß jedoch war, als die gesamte Band inklusive Instrumenten direkt ins Publikum marschierte und dort weiterspielte. Jede Menge Musikbegeisterte drängten sich nach vorne und feierten mit Los de Abajo („die von unten“), die damit zeigten, dass sie keine abgehobenen Stars sind, sondern Musik für und mit ihren Mitmenschen machen. Leider standen wir zu weit weg und sind auch nicht nah genug herangekommen um bessere Bilder zu bieten.
Unser letzte Act an diesem Abend konnte verrückter nicht sein: Nina Hagen. Die Diva aus Berlin kam einmal mehr mit wilder Frisur, Jesus-T-Shirt im AC/DC-Stil und grellem Make-Up. Aber an der Musik gibt es nichts zu rütteln. Nina gab einige Cover aber auch eigene Songs zum Besten und beeindruckte durch ihre bekannte Gesichtsakrobatik. Im Großen Zelt gibt es aber leider nur eine Leinwand hinter der Bühne, sodass alle, die weiter hinten standen von der verrückten Show nicht viel mitbekamen. Nina Hagen ist und bleibt eine einzigartige Entertainerin.
22. Oktober 2010 um 18:23
[…] Ausflug zum Sziget Festival in Budapest planen. Dort bekommt man eine komplette Woche Festival, ein überwätigendes Musikprogramm (das man unmöglich voll überblicken kann), viele neue Bands /Show-Acts zu entdecken und […]