Der dritte Tag beim Sziget 2010 begann schon sehr warm und schwül und dunkle Wolken zogen über den Himmel. Also wurden die Regenjacken eingepackt und es ging um 17 Uhr los, um zu Gentleman pünktlich auf dem Gelände zu sein. Wie Murphy es so will, kam natürlich genau dann die Sonne wieder raus und verwöhnte uns mit Super-Sommer-Wetter: passend zur Guten-Laune-Musik von Gentleman & The Evolution Band. Schwül war es trotzdem noch und uns klebten bald die Kleider am Körper. Gentleman sollte es später nicht anders ergehen…
Dass Gentleman Spaß an seiner Musik und auf der Bühne hat, merkt man schon beim ersten Song. Wild hüpft er über die Bühne, während er das Publikum animiert mitzuspringen. Er ist auch kein abgehobener Star sondern verwurzelt mit seinen Fans, wie wir erfreut feststellen konnten. Immer wieder lief er während der Songs durch den abgesperrten Graben im Publikum Richtung Soundmischer und klatschte alle Hände ab, die seinen Weg kreuzten. Beim vorletzten Song ging er sogar mitten in die Menschenmenge hinein, ohne von übereifrigen Securityleuten abgeschirmt zu werden. Ein Erlebnis der besonderen Art, für die Fans, die gerade dort standen und mit Gentleman hautnah feiern konnten. Vorher hatte sich der Kölner Künstler aber noch umgezogen, denn sein T-Shirt war nach einer Stunde wilder Bühnenaction zu 80 Prozent um eine Nuance dunkler geworden. Für mich war der Auftritt des Reggaesängers das absolute Highlight an diesem Abend.
Nach Gentleman ging es weiter zu Gotan Project. Vor dem Partyarena-Zelt erwartete uns aber eine riesige Menschenansammlung und es sah nicht so aus, als würden wir etwas von der Band zu sehen bekommen. Hier kommt dann aber der Pressevorteil ins Spiel, auch wenn unüblicherweise erst ab dem sechsten Song fotografiert werden durfte. Während ich mir die Musik von außerhalb des Zeltes anhörte, war Ralf im sauna-ähnlichen Zelt und hat für euch unter schwierigsten Bedingungen ein paar Fotos geschossen. Die Musik von Gotan Project könnte man als Mischung aus Tango, Elektronischer Musik und noch einigen weiteren Elementen beschreiben oder es auch kurz als Elektrotango bezeichnen. Alles dreht sich mehr oder weniger um das Bandoneon – das zentrale Musikinstrument beim Tango. Faszinierend :-).
La mal coiffée ist eine sechsköpfige Frauengruppe, die Lieder a capella auf okzitanisch zum Besten geben, nur begleitet durch unterschiedliche Trommeln, die sie selber spielen. Das war mal eine ganz andere Erfahrung, aber trotzdem wunderschön. Glockenklare Frauenstimmen und mehrstimmiger Gesang – da habe ich mich ein bißchen ins Mittelalter in eine Kirche mit Wahnsinnsakustik versetzt gefühlt. Mein Geheimtipp für alle, die schöne Gesänge mögen und dabei gerne eine Gänsehaut bekommen!
Vive la fete aus Belgien spielten in einem der wirklich großen Zelte (die aber oft nur zur Hälfte gefüllt waren) und begeisterten das Publikum mit ihrem independent Electroclash. Der Stil von Sängerin Els Pynno erinnert etwas an Lady Gaga wobei Vive la Fete schon viel länger auf der Bühne stehen Die Show ist jedenfalls unterhaltsam und bei der Musik kann man unmöglich die Füße stillhalten. Dementsprechend sorgte die tanzende und schwitzende Menge für ein heißes Erlebnis.
Ein wenig enttäuscht war ich vom heutigen Mainstage-Headliner 30 seconds to Mars. Zugegeben, ich habe noch nie vorher was von den Jungs bewußt wahrgenommen und kenne auch keins ihrer bekannten Lieder. Aber weil ich von einigen schon gehört hatte, dass sie toll sind und ich den Sänger noch von früher aus der Serie „Willkommen im Leben“ kannte, wollte ich mir zumindest mal anhören, was sie zu bieten hatten. Vom Gesang hat man nicht viel gehört und die Musik hat sich an vielen Stellen einfach gleich angehört. Trotzdem sind die vielen Fans ordentlich abgegangen und hatten eindeutig ihren Spaß.
Zu späterer Stunde gab es im A38-Zelt dann noch ein weiteres musikalisches Highlight – Charlie Winston betrat mit seiner Band die Bühne. Der britische Singer-Songwriter hat nicht nur ein kräftiges Gesangsorgan sondern überzeugt auch mit einer dynamischen Bühnenpräsenz inklusive exzessiver Tanzeinlagen. Der Sound im Zelt war etwas sehr laut aber das Konzert hat Spaß gemacht und ist damit der Tip des Tages von Ralf :-).
Zwischen 12 und 1 Uhr kam dann das, was sich mit dem schwülwarmen Wetter schon den ganzen Tag über angedeutet hat – das unausweichliche Sommergewitter. Und was für eins! Los gings mit starken Windboen, die Bäumen und Zelte orgentlich verbogen, gefolgt von Blitzen im 10-Sekunden-Takt. Die angestaute Feuchtigkeit entlud sich dann für eine gute halbe Stunde sturzbach-artig aus fröhlich weiter blitzenden Wolken. Natürlich hat uns das Gewitter direkt auf dem Heimweg erwischt und wir durften mit vielen anderen Besuchern eng zusammengedrängt in einem Unterschlupf abwarten, damit man halbwegs trocken nach Hause kommt. Das Blitzlicht-Gewitter ging dann noch lange weiter und begleitete uns bis wir gegen halb 3 ins Bett gefallen sind.
15. November 2010 um 20:03
[…] ihres 30-jährigen Bestehens, u.a. auch bei Rock am Ring, beim FM4 Frequency, bei Open Flair, beim Sziget und so weiter und soweiter.. “Wir freuen uns sehr über diese Bestätigung und kramen […]