Die Festivalhopper Veronika und Cutter berichten vom 6.Amphi Festival, das am 24.+25.07.2010 in Köln stattfand. Es folgt der Bericht von Tag2, hier geht’s zu Bericht und Fotos vom Amphi Festivaltag eins 2010.
Nach einem ausgiebigen Frühstück und einem verunsicherten Blick gen Wettervorhersage packten wir des Morgens unsere Siebensachen (welche durch Schirmchen und Jacken ergänzt wurden) und kurvten geschmeidig nach Köln. Dort angekommen stellte die Parkplatzsuche auch an diesem Tag keine Schwierigkeit dar, so dass wir früh genug das Gelände betraten, um uns vor dem Hetzen ausgiebig den Inhalten der Stände zu widmen (ich war aber immer noch der Meinung gar nix zu kaufen) und den Klängen von Ext!ze, Mono Inc. und Rabia Sorda zu lauschen.
Um 14.30 Uhr wurde es dann ernst – Blitzkid enterten die Staatenhaus-Bühne und sorgten als erstes Highlight des Tages für den gothrockpunkigen Part des Festivals schlechthin. Eine halbe Stunde später boten Liv Kristine, Alex Krull und Band alias Leaves’ Eyes eine Runde guten Goth Metal auf der Main Stage. Viel Haargeschüttel und eine gut gelaunte Kapelle hatten demzufolge auch den verdienten Applaus der Menge auf ihrer Seite. Im Staatenhaus folgten Coppelius, welche mir bis dato noch völlig unbekannt waren.
Mein mittaglicher Versuch, von diversen Personen Informationen über diese Band zu erhalten, war kläglich gescheitert, da sich in Bezug auf die Band niemand in der Lage befand eine der tollen Musikgenre-Schubladen annähernd öffnen zu können, geschweige denn eine präzise Beschreibung abzugeben. Auf jeden Fall wurden wir auf das Angenehmste überrascht; das gekonnte Zusammenspiel zwischen Cello, Klarinetten, Schlagzeug und Bass gepaart mit interessanten Texten machte verdammt gute Laune!
Wahrscheinlich habe ich die vorigen Monate sträflicherweise getrieft – aber im Nachhinein stellten diese Edison-like gekleideten Leute für mich die Entdeckung des Amphis dar und wer sie bisher nur von Tonträgern kennt, dem sei gesagt: Coppelius ist eine Liveband!
Gegen 16.00Uhr hieß es sich zu lösen und wieder in den mehr oder weniger noch vorhandenen Sonnenschein zu treten, um Mesh anzugucken, was sich als Fehler herausstellte. Wie schon am Vortag bei Solitary Experiments sackte meine Laune bei ewig gleichklingenden Tönen gen Tiefpunkt und eine gehörige Langeweile stellte sich ein. Hinzu kam, dass scheinbar selbst der Lichtmensch nicht wusste, wie er begeistern könnte und dementsprechend einfach kiloweise Nebel rauspumpte – das fotografierende Volk war beeindruckt. Schwamm drüber.
Zügigerweise wechselten wir schnell wieder ins Staatenhaus, um zu schauen, was denn Samsas Traum so kredenzen möge. Wir wurden nicht enttäuscht; mit gewohnt übertriebenem Ego präsentierte Herr Kaschte eine Art Best Of seines Repertoires. Für mich defintiv eines seiner besseren Konzerte – besonders gut: „Stromausfall im Herzspital“. Nun hieß es wieder draußen dem Electro zu fröhnen: Combichrist legten los und verstanden es als erste EBMer des Tages durch treibende Beats und viel Bewegung auf der Bühne zu gefallen. Endlich hatten auch die sich im Publikum befindlichen Neonbunnies mal die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf ihrer Seite. Zwar wurden deren Tanzeinlagen mit „albernes Rumgehampel“ und „die benehmen sich ja wie die Backstreet Boys“ kommentiert, aber letztendlich tat dies der allgemeinen Stimmung keinen Abbruch, da allgemein bekannt ist, dass auch störendes Knicklicht-Arme-Herumwedeln ca. jede 5 min. eine längere Pause benötigt .
Zugunsten von Front Line Assembly schenkte ich mir diesmal den Auftritt von ASP …was auch gut war – denn sich schon 15 Minuten vor offziellem Bandwechsel von der Bühne zu begeben und zur „Zugabe“ rausklatschen zu lassen ist einfach arm und hätte mir nur Blutdruck unendlich hoch getrieben. Aber die huldigende Masse störte so etwas überhaupt nicht; sie war begeistert, wurde animiert, sang lautstark mit und eines muß man Genossen Spreng letztendlich lassen: Er hat eine sehr gute Stimme und kann die Töne wesentlich länger halten als das Publikum – wie auch an diesem Tag. Zurück zu FLA: Trotz Totalausfall der Kamera ließ ich mir die Laune nicht verderben, genoß den Ausblick auf eine strahlende Zukunft dieser kanadischen Urgesteine und hatte mein persönliches Elektro-Hochlicht dieses Amphis gefunden. Daumen hoch und auf weitere 10 Jahre!
Hoch motiviert entschloß ich mich, in der nun folgenden kleinen Verschnaufpause kurz mal eben dem Seniorentanzkreis „Guten Tag“ zu sagen (beinhaltete den Kauf eines tollen Zoth Ommog Schlumpfes), meinen besonderen Klamotten-Spezi Marc zu begrüßen (eine Kopfbedeckung, mehrere Patches, noch eine Kapuzenjacke) sowie den großen CD-Stand im Staatenhaus aufzusuchen (9 CDs). Soviel also zu ‚gar nichts kaufen’ (siehe Vorsätze an Tag1). Ich stellte fest, dass mein Portemonnaie mich nun haßte und suchte mein Glück nun im tatsächlich glückenden Reseten meiner Kamera, gefolgt vom Besuch der Diary of Dreams-Darbietung.
Diese wurden zu Recht gefeiert und boten eine Darkwave-Vorstellung besonderer Güte. Schön, dass jemand in seinen Liedern dermaßen positiv jammern kann. Daumen hoch! Da wir beide am nächsten Tag unserer „normalen“ Arbeit nachzugehen hatten, beschlossen wir vor dem Heiern nur noch Letzte Instanz mitzunehmen, da es a) draußen ziemlich regnete, b) man VNV Nation eh überall sieht und c) für Eisbrecher inzwischen dasselbe gilt. Der Auftritt erwies sich als durchaus nett (tolle Kombi: Cellist auf Stuhl ) und deckte auch die letzte Genrelücke des Festivals ab.
Zusammengefaßt ergaben sich während des Festivals folgende Erkenntnisse: Die enormen Warteschlangen vor den WCs nerven die Damen immer noch, die Toilettenpapierfrage wurde dieses Jahr relativ gut gelöst, ein EC-Automat auf dem Gelände ist einfach zu wenig (oder er sollte besser bestückt werden), der Auftrittsplan haute bis auf kleine Verzögerungen gut hin, das Personal war freundlich, auch Rollstuhlfahrer konnten gut sehen (2. Tag), der Hallenputz hält nun, der Strand in seiner Funktion als Ruhezone ist ein tolles Extra, der Tanzbrunnen ist kinderfreundlich (Spielplatz), das Publikum war friedlich und hat – trotz der Fülle – mit seiner guten Laune erheblich zu einem erfolgreichen Gelingen beigetragen.
Musikalische Tops waren… Blitzkid, Coppelius, Crüxshadows, FLA, Skinny Puppy, ein Sonderdäumchen geht an Ashbury Heights für die nette Darbietung. Insgesamt werten wir das Amphi 2010 als Erfolg, empfehlen es und freuen uns auf nächstes Jahr!
Veronika hört momentan vorwiegend Rob Zombie und In Flames, fand ASP (musikalisch) besonders gut und hätte auf Letzte Instanz verzichten können.
Cutter hört momentan vorwiegend Social Distortion, Dry Kill Logic und Sturm Café, fand FLA besonders gut und hätte auf Mesh verzichten können.
Bericht Tag 2: Cutter, Fotos: Cutter, hier geht’s zum Bericht von Tag 1.
29. Juli 2010 um 11:16
[…] war die Rückschau auf Tag 1 des Amphi Festivals 2010, hier geht’s zur Rückschau auf Tag 2. Veröffentlicht von Cutter am 27. Juli 2010 Abgelegt unter Festival ausverkauft, […]
30. Juli 2010 um 17:51
[…] Eine Rückschau auf das Amphi Festival 2010 gab es bei uns ja bereits: Festivalhopper Cutter berichtete ausführlich vom Amphi Samstag und vom Amphi Sonntag! […]