Auch dieses Jahr konnten sich die Besucher auf ein LineUp der Extraklasse freuen. Anlässlich des 15-jährigen Jubiläums des Rock am Ring Tochterfestivals Rock im Park gab es sogar noch einen Tag länger laute Musik auf die Ohren (genauso am Ring zum 25.Jubiläum Anm.d.R.). Am Donnerstag eröffneten Turbostaat und Rage Against The Machine das Festival. Anbei reichen wir den RiP2010-Festivalbericht der Festivalhopper Alexandra und FabianL nach.
Während es bei Turbostaat noch relativ übersichtlich war, platzte das Gelände zu RATM aus allen Nähten. Das kurze Regenintermezzo im Laufe des Tages führte nicht nur dazu, dass man die Zeltheringe einfach in den Boden bekam, sondern auch dass der Rasen vor der Bühne ziemlich in Mitleidenschaft gezogen wurde. Turbostaat legten eine solide Show hin, konnten allerdings das auf Rage Against The Machine wartende Publikum nicht richtig mitreißen.
Die seit zwei Jahren wiedervereinten Amerikaner lieferten ein atemberaubendes Konzert ab. Sie bewiesen viel Spielfreude, auch wenn die Gitarre von Tom Morello kurzzeitig streikte. Diese technischen Schwierigkeiten nutzte der Rest der Band um eine spontane Jam Session einzulegen. Nach diesen zwei Bands war der erste Tag auch schon vorbei und die Besucher gingen mit einem riesigen Grinsen im Gesicht zu ihren Zelten.
Der Freitag sollte dem Donnerstag in Nichts nachstehen. Die Sonne kam am frühen Morgen heraus und sollte für den ganzen Tag auch nicht mehr verschwinden. Die brütende Hitze hielt jedoch einige Besucher nicht davon ab schon am frühen Nachmittag zu den ersten Bands auf der Alternastage zu gehen. Carpark North machten den Anfang und hatten sofort die Sympathien des Konzertvolks auf ihrer Seite. Die nachfolgenden Cancer Bats boten mit ihrem Hardcore ein gelungenes Kontrastprogramm und brachten das Publikum spätestens mit ihrer Sabotage Cover Version von den Beastie Boys zum ausrasten.
Auf der Centerstage ließen es sich Bullet For My Valentine nicht nehmen ihr neues Album vorzustellen. Die neuen Songs wurden vom Publikum wohlwollend aufgenommen und in einigen Mosh Pits wurden kostenlos blaue Flecken verteilt. Natürlich fehlten die Hits der Vorgängeralben nicht. Ein besonderes Bonbon exklusiv für die Rock Im Park Besucher waren In Extremo, die ebenfalls ihr 15-jähriges Bestehen feiern.
Sie stellten eine gute Mischung von neueren und altbekannten Songs vor. Allerdings fiel die gewohnte Feuershow ein wenig sparsam aus. Vielleicht wollten sie Rammstein nicht die Show stehlen, die an diesem Abend der Headliner auf der Centerstage waren. Bevor die jedoch auf die Bühne kamen, musste das Publikum Rise Against ertragen. Bis auf die vordersten Reihen des Publikums, die zu jedem Song mitmachten, machten die Zuschauer einen eher gelangweilten Eindruck. Dies mag mit dem relativ eintönigen Set von Rise Against zusammenhängen. Der kurze, zwei Songs andauernde Akustikteil brachte die einzige Abwechslung in den sonst an Highlights sehr armen Auftritt.
Gegen 21Uhr betraten dann endlich Rammstein die Bühne. Bevor man sie zu Gesicht bekam mussten gleich zwei Vorhänge fallen. Ein schwarzer und danach noch eine Deutschlandflagge. Es kam einem fast so vor als ob die Menschen sehnsüchtig diesen Auftritt herbei fieberten. Vom ersten Lied an (Rammlied) schrien sie sich die Kehle aus dem Hals. Leider haben die Berliner ihr Set, im Gegensatz zur normalen Tour, um zwei Lieder gekürzt. Es fehlten „Weißes Fleisch“ und „Engel“. Gerade letzteres ist eines der Highlights des Sets, weil Till Lindemann hier sehr große Engelsflügel trägt, aus denen auch noch Feuer kommt. Ansonsten war es wie immer eine effektreiche, feurige und teilweise lustige Show. Für das Publikum gab es auch noch Flake Lorenz zum Anfassen. Er „ruderte“ mit einem Schlauchboot über die Hände des Publikums.
Ungefähr zur gleichen Zeit spielten auf der Alternastage HIM und The Hives. Dieses Skandinavienpaket brachte die Leute ebenfalls zum durchdrehen. Als dann nach Rammstein das Programm auf der Centerstage für diesen Tag vorbei war, pilgerten die Festivalbesucher zu den anderen beiden Bühnen. Auf der Alternastage spielte eine Band die mehrere Epochen und Stile der Rockmusik in sich vereint – Them Crooked Vultures. Diese Supergroup bestehend aus Alain Johannes, Dave Grohl (Nirvana, Foo Fighters), Joshua Homme (Kyuss, Queens Of The Stone Age) und John Paul Jones (Led Zeppelin) spielten nicht nur einfach ihre Songs herunter sondern schweiften immer wieder in längere Improvisationen ab. Es war sehr beeindruckend diese Schwergewichte der Musikgeschichte miteinander jammen zu sehen. Für alle die dann noch nicht genug hatten, spielten auf der Clubstage noch Foals bis 2Uhr morgens.
Am Samstag war es wieder sonnig und heiß, so dass man es ab 10Uhr nicht mehr im Zelt ausgehalten hat. Der Freitag hat seine Spuren bei vielen Besuchern in Form von Sonnenbrand hinterlassen. Roman Fischer war der erste Act des Tages auf der Alternastage. Wie nicht anders zu erwarten war es zu dieser Zeit (12:45Uhr) noch nicht wirklich voll vor der Bühne. Dafür verpassten aber sehr viele Leute einen sehr schönen Auftritt.
Bei einem Festival, bei dem ein Soundcheck durch Techniker zum guten Ton gehört, ließen es sich Fertig, Los! nicht nehmen ihren Check selbst durchzuführen. Des Weiteren rührten sie kräftig die Werbetrommel für den Auftritt der Sportfreunde Stiller später am Abend, weil die Bassistin ein Duett mit Peter singen sollte. Die Australier von Airbourne lieferten auf der Centerstage eine kompromisslose und nicht allzu ernst zu nehmende Rock Show ab. Es war alles dabei! Harte Gitarrenriffs, eine Kletteraktion auf der Traverse mit nachfolgendem Gitarrensolo und am Kopf zerschellende Bierdosen. Anschließend verzückte der Mann mit dem Zylinder das Publikum. Slash, allen bekannt als Leadgitarrist von Guns ‘n’ Roses, begeisterte mit einer gelungenen Mischung aus Hits von Velvet Revolver, Guns ‘n’ Roses und eigenen neuen Liedern von seinem kürzlich erschienen Soloalbum.
Danach kam es zu einem harten Stilbruch. Cypress Hill kamen auf die Bühne und wurden vom Rock Im Park Publikum wohlwollend aufgenommen. Es war schön zu beobachten wie überall im Publikum auf einmal gewisse süßlich riechende Rauchschwaden aufstiegen. Die Hip Hop Urgesteine standen diesem in Nichts nach und zündeten sich zu ihren Hits (From The Bong) die ein oder andere Tüte an. Der nachfolgende Jay-Z trat dann mit einer ganzen Band auf und zeigte einen relativ rockigen Auftritt. An diesem Tag gab es damit also auch zwei Hip Hop Acts auf der Centerstage. Rein vom Namen her sind die Beiden nicht gerade als „Vorbands“ von Headliner KISS geeignet. Sie lehrten uns das Gegenteil und brachten die Wiese zum Beben.
Zur selben Zeit haben auf der Alternastage Kasabian und Editors gespielt, die das Indiepublikum mit vielen Hits versorgten. Gleichzeitig zu KISS spielten auf der Alternastage die Sportfreunde Stiller ein Unpluggedset. KISS schienen das Gleiche wie seit 20 Jahren zu machen. Es gab Feuer, komplett einstudierte Ansagen und Gene Simmons spuckte Blut. Auch wenn es nichts Neues war wurde die Band ohne Ende gefeiert. Kleine Probleme gab es aber bei den gewollten Mitsingpassagen. Hier wirkte das Publikum nicht allzu textsicher. Aber Paul Stanley hat das ganze gut überspielt. Vor dem letzten Lied wurde dann noch dem vor kurzen verstorbenen Ronnie James Dio gedacht.
Nachdem KISS ihre Show beendet haben, pilgerte das Publikum zur Alternastage, wo Jan Delay als letztes spielen sollte. Dieser hatte wahrscheinlich die größten technischen Probleme des ganzen Festivals. Ein ominöses Rauschen in der In-Ear Monitoring Anlage machte es ihm fast unmöglich zu spielen. Nach mehreren längeren Unterbrechungen, in denen ihm nichts anderes übrig blieb als Witze zu erzählen, konnte er dann doch noch sein Konzert voll spielen (Dank an den Veranstalter und den Bürgermeister von Nürnberg!). Auf der Clubstage ereignete sich etwas früher am Abend ein weiteres Highlight des Festivals.
Der Sonntag war von einigen Absagen begleitet. Zum einen konnten die verrückten Metaller von Mastodon nicht auftreten und die für die Meisten viel schlimmere Absage war die von Wolfmother, für die aber ein adäquater Ersatz gefunden wurde – Gentleman. So kam es dazu dass es auf der Centerstage eher losging als auf der Alternastage. We Are The Fallen konnten aufgrund schlechter Soundqualität allerdings nicht überzeugen. Ganz anders war es auf der Alternastage, auf der die nächste Supergroup auftrat. Hellyeah bestehend aus Mitgleidern von Nothingface, Pantera, Damageplan und Mudvayne zeigten einen sehr abwechslungsreichen Auftritt, der leider nach einer Dreiviertelstunde schon wieder vorbei war.
Aber das Programm auf der Alternastage sollte ähnlich gut bleiben. An diesem Tag kamen alle Headbanger auf ihre Kosten. As I Lay Dying und Lamb Of God rockten die Masse zu Brei. Auf der Centerstage spielten die H-BlockX seit 15 Jahren mal wieder bei Rock Im Park und konnten bei der Gelegenheit testen ob die Leute ihre alten Songs noch kennen. Das Publikum hat den Test mit Bravour bestanden. Danach sollte es musikalisch um einiges ruhiger werden. Gentleman kam auf die Bühne und die Zuschauer feierten mit ihm und seiner Band ein kleines Reggae Fest. Er lief minutenlang durch die Menschenmassen und es schien als wolle er jeden persönlich begrüßen.
Die nächsten waren Gossip. Das Publikum war gespannt in welchem ausgefallenen Outfit Beth Ditto auf die Bühne kommt. Widererwartend war es für ihre Verhältnisse ein eher konservatives pinkes Kleid. Abgesehen von dieser Enttäuschung war der Auftritt eine Ohrenweide. Stone Sour kündigten währenddessen auf der Alternastage die Veröffentlichung ihres neuen Albums mehr als deutlich an – Corey Taylor wiederholte den VÖ Termin gefühlte 1000000000 mal. Trotzdem war es ein sehr gelungener Auftritt und das Konzertvolk nahm die neuen, noch unveröffentlichten Songs genauso gut auf wie die bekannten.
Eine kleine Enttäuschung folge dann mit Alice in Chains. Der Funke wollte nicht wirklich überspringen. Die Band gab sich Mühe und vergaß keinen der alten Hits aber das Publikum konnte mit ihrer Musik irgendwie nichts anfangen. Es mag daran liegen, dass ihre Popularität, trotz des neuen Albums, in den letzten Jahren doch eher abgenommen hat. 30 Seconds To Mars waren da schon ein anderes Kaliber auf der Centerstage. Vor der Bühne war da einiges mehr los, allerdings auch nur bis zum ersten Wellenbrecher. Ab da hat sich das Publikum den Auftritt andächtig angeschaut. Jared Leto schien darüber etwas enttäuscht. Trotz seines Laufs quer durchs Publikum waren es nicht alle 70.000 die abgingen.
Volbeat überlappten sich mit 30 Seconds To Mars und ein wenig mit Muse. Man muss allerdings sagen, dass die Leute, die sie nicht gesehen haben etwas verpasst haben. Mit ihrer sehr reduzierten Rock Show brachten sie das Publikum vor der Alternstage zum ausrasten. Auch sie nutzten die Gelegenheit um ein paar neue Songs von ihrem kommenden Album vorzustellen und auch mal zu testen wie sie so Live ankommen- Test bestanden! Das nächste Highlight ließ nicht auf sich warten. Muse waren der letzte Headliner auf der Centerstage. Sie zeigten eine wahnsinnige Lichtshow. Matthew Bellamy zeigte sich stellenweise sehr in seine Gitarre verliebt und das Publikum bewies Textsicherheit. Pünktlich zum Titeltrack des aktuellen Albums Resistance fing es dann auch noch an zu regnen. Man könnte fast meinen, dass es gewollt war, weil der Regen die Lasereffekte noch schöner aussehen ließ.
Wer sich nach dem Konzert beeilte konnte auch noch die letzten Lieder von Slayer auf der Alternastage mitbekommen. Diese zeigten sich wie immer von ihrer besten Seite und unterstrichen wieder einmal, dass es keine schlechten Slayer Konzerte gibt. Genauso taten dies Motörhead, die der letzte Act auf der Alternastage waren. Die Anlage wurde englisch eingestellt (alles auf 10!) und sie rockten los. Jedes Lied klingt irgendwie gleich und das Publikum geht drauf ab. Denn Lemmy sagt: We Are Motörhead and we play Rock ‘n’ Roll!
Das war der Bericht zum Rock im Park Wochenende 2010 in Nürnberg von den Festivalhoppern Alexandra und Fabian L., hier gibt’s Informationen zu Rock im Park 2011. Ausserdem der Hinweis zu den Berichten mit vielen Fotos vom Parallelfestival Rock am Ring.
(Fotos von Ralf Prescher, Andreas Jodocy, Martin Hagenberg RAR, In Extremo Pressefoto, Fotos von Glöckchen, RiP, folgen)
21. Oktober 2010 um 23:51
Geile Bands. Geiles Wetter. Scheiß Publikum (Bei Rage against the Machine kannten maximal 20% auch nur die Refrains). Und natürlich wie auch die letzten Jahre viel zu leise, ne Festivalplanung unter aller Sau, die Securities ham ein Verhalten an den Tag gelegt, dass sogar die anwesenden Polizisten nur den Kopf schütteln konnten (nebenbeibemerkt 80% der Securities hatten maximal Sonderschulbildung) Fazit: Schönes Gelände und bei schönem Wetter ein geiles Wochenende zum grillen und feiern, aber dank Festivalleitung und Security nicht wirklich als Festival zu bezeichnen. Als Band selbst würde es mich da nur der Kohle wegen hinziehn aber nicht wegen Stimmung, denn wie schon erwähnt zu leise und zu spießig für ein Festival. (By the way: Was hat ein Jay-Z auf einem ROCK-Festival zu suchen???)
17. November 2010 um 20:42
Maximal 4 Bands, die gut waren. Sonst das absolut schlechteste Lineup das ich je gesehen habe und das zum „Jubiläum“. Hoffentlich wird es nächstes Jahr besser.
24. Juni 2011 um 11:36
[…] Rammstein bei Rock am Ring 2010, ein Rammstein Konzertbericht (14.02.2010 in Erfurt), sowie der Rock im Park Rückblick 2010 (inkl. Rammstein). Veröffentlicht von Festivalhopper Yoda am 23. Juni 2011 Abgelegt unter Festivalnews, […]
29. Mai 2012 um 23:46
Das Festival 2010 war eine geile Sache: Die alten Recken von Kiss hauten genauso rein wie Rage against the Machine. Die restlichen Shows waren auch gut!!!