Nachdem das kleine, aber feine Festival „Dragensdorf rockt“ 2007 im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen war, setzte der Music Works e. V. dieses Jahr alles daran ein besonders attraktives Event auf die Beine zu stellen. Aufgrund der etwas beunruhigenden Wetterprognosen hatten sich die Veranstalter diesmal dazu entschieden in einem großen Partyzelt zu feiern. Eine weise Entscheidung, denn der Wind erwies sich als ausgesprochen launisch und so mancher Festivalbesucher musste um seine temporäre Behausung bangen.
Zur Eröffnung spielte am Freitag die junge Rockband D-Tuned-Radio vor einem noch recht spärlich gesäten Publikum. Etwas dichter wurde die erste Reihe, als Slicks Kitchen anschließend das Zelt mit ihrer Mischung aus Punk und Rock aufheizten.
Als dritter Act des Tages gaben sich Stoneman die Ehre. Mit der Dunkelheit der Nacht senkte sich der düstere Gothic-Rock der Schweizer über Dragensdorf und brachte (vor allem die schwarzen) Frauenherzen zum höher Schlagen. Als sie endlich ihren Hit „Wer ficken will“ zum Besten gaben, tobte das Publikum und grölte begeistert den Text mit.
Highlight des Tages war definitiv die Rock/Metal-Band Exilia aus Italien, die neben bekannten Hits auch ein paar brandneue Songs vorstellte. Power-Frontfrau Masha Mismane sang und schrie sich die Seele mit einer Leidenschaft aus dem Leib, dass selbst der letzte Besucher in ihren Bann gezogen wurde. Mit einem kleinen Metallica-Tribute brachten sie die noch immer recht übersichtliche Menschenmenge schließlich endgültig zum kochen und wurden erst nach einer Zugabe unter tosendem Applaus von der Bühne entlassen.
Samstag füllte sich der Campingplatz langsam und immer mehr schwarze Seelen sammelten sich auf dem Festivalgelände. Die Sonne meinte es an diesem Tag auch wieder etwas besser und auf der gesamten Wiese herrschte eine entspannt familiäre Atmosphäre.
So vergab das Publikum auch ohne Murren der ersten Band des Tages ihren verspäteten Auftritt. Zum düsteren Folk-Rock von Volkstrott versammelte man sich langsam wieder vor der Bühne und begann sich bedächtig auf den bevorstehenden Festivaltag einzustimmen.
Mit Nachtgeschrei ging es dann wieder ordentlich zur Sache. Sänger Holger Franz und Kollegen überzeugten mit einem charismatischen Auftritt und eingängigen Melodien zwischen Folk, Rock und Metal. Unter Mittelalterfans ist ihr aktuelles Album „Hoffnungsschimmer“ schon lange kein Geheimtipp mehr und man darf gespannt sein, was die Zukunft für diese sympathische junge Band bereithält.
Mit Enemy of the Sun folgte schließlich ein kleines Metal-Intermezzo zwischen Trash und Progressive, bei dem ausgelassen das Haupthaar gelüftet und die Nackenmuskulatur trainiert wurde. Musik, die einfach Spaß machte, zum Austoben einlud und durch ihre einprägsame Melodik noch lange nachhallte.
Unter dem Motto „Fett, hässlich, asozial“ rockten Schelmish schließlich vor dem sehnsüchtig wartenden Publikum. Die 8-köpfige Formation brachte das Publikum mit Songs ihres aktuellen Albums „Wir werden sehen“ und einer ausgesprochen amüsanten Bühnenshow zum Toben. Das letzte Eis war endgültig gebrochen als Bandmitglied Luzi eine recht unkonventionelle und in gewisser Weise an Tabledance erinnernde Form des Renaissancetanzes vortrug.
Das Zelt füllte sich schließlich wieder als Saltatio Mortis auf den Plan traten und mit ihrem metallhaltigen Folk-Rock die Luft erfüllten. Den charismatischen Herren fiel es nicht schwer die Herzen des Publikums zu erobern und nicht nur die Damen zum Tanzen zu animieren. Alea und Konsorten präsentierten in ausgelassener Stimmung einen gelungen Querschnitt durch die Songs ihrer Bandgeschichte.
Als es dann endlich Zeit für den Hauptact des Abends wurde drängten sich die Fans bereits voller Erwartungen in das Zelt… und sie wurden nicht enttäuscht. Neben alten Klassikern spielten Die Apokalyptischen Reiter auch ihre neue Single „Der Weg“ und machten schon einmal neugierig auf das neue Album „Licht“, das ab 29.08.2008 im Handel erhältlich sein wird. Mit einer gewohnt souveränen Show, astreinem Klang und jeder Menge Leidenschaft brachten Fuchs und Co. das Land der tausend Teiche zum Beben. Es wurde zusammen mit den Fans gefeiert, gesungen, getanzt und gescherzt. Da durfte das obligatorische Schlauchboot natürlich nicht fehlen.
Leider leerte sich nach diesem grandiosen Auftritt das Festzelt sehr schnell wieder und so mussten Ingrimm vor einem stark ausgedünnten Publikum spielen. Ohne sich jedoch abschrecken zu lassen griffen sie beherzt zu ihren Instrumenten und verbreiteten mit ihrem mittelalterlichen Metal angemessenen Krach. Ein letztes Mal für diesen Abend ließen die schlichten, harten Riffs das Blut in den Adern brodeln und die Kälte außerhalb des Zeltes vergessen. Gegen 3.00 Uhr verkroch sich dann auch der letzte Festivalbesucher in sein Zelt und fiel mit rauschenden Ohren in einen komatösen Schlaf.
Dragensdorf rockte 2008 wirklich. Ein derartig entspanntes und familiäres Festival findet sich vermutlich kein zweites Mal in Deutschland. Daumen hoch für alle, die dieses Festival ermöglicht haben. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich die Kunde über dieses herrliche Festival weiter verbreitet, damit es nächstes Jahr reicher an Besuchern wird.
…und vielleicht, aber nur vielleicht, sollte man die Frühstückszeiten noch einmal überdenken. Sich um 9 Uhr morgens, also fast noch mitten in der Nacht, am Kaffeestand einzufinden ist für den normalsterblichen Festivalbesucher kein leichtes Unterfangen.[Ein Bericht von Festivalhopper Isabel]
31. August 2008 um 16:04
[…] haben wir berichtet, beispielsweise vom Rock am Inselsee, RD-Rock, Oben Ohne oder der Bericht, wie Dragensdorf rockte. Die Festivalhopper wünschen Euch viel Spass beim Festivalausklang im Sommer. Zum heissen […]