Deichbrand Abschluß mit Bass in den Ohren, Beats in den Beinen und Burgern im Bauch

News am 26. Juli 2017 von Henrike Kolletzki

Mit einer originellen Mischung aus Ska und Balkanmusik starten Russkaja in den Tag. Der Auftritt der finnischen Band Apocalyptica am Nachmittag ist eine eindrucksvolle Hommage an Metallica und die vier Musiker stellen wieder einmal unter Beweis, wie wunderbar leidenschaftliches headbanging und Celloklänge zusammenpassen. Und auch das Publikum hat bereits gezeigt, dass es mit Silbrüchen und vermeintlichen Widersprüchen umzugehen weiß. Dass es sich auf jede Situation einlassen und stets das Beste daraus machen kann.

Hier geht es zum ersten Teil unserer Deichbrand Berichterstattung: „DEICHBRAND 2017 – von Regenbögen und Einhörnern“ – über BRKN, Bieryoga, Patrice, Donots, Parov Stelar, AnnenMayKantereit, Kraftklub, Marteria, Sanddünen und Strandkörbe.

FestivalbesucherInnen, die auch im strömenden Regen tanzen und sich in den Schlamm werfen, anstatt sich in feuchten Zelten zu verkriechen. TechnikerInnen in Badehose. Security-MitarbeiterInnen, die hin und wieder gerne aus ihrem ernsten Gestus ausbrechen und vergnügt im Konzertgraben tanzen – wozu steht man schließlich in der ersten Reihe!

 

Auch die beiden Moderatoren des größten Festival-Poetry Slams Europas Andreas In der Au („AIDA“) und Ko Bylanzky sind beeindruckt von der Aufgeschlossenheit des Publikums und der Bereitschaft, sich zwischen Grölen und Tanzen tatsächlich zwei Stunden lang in ein Zelt zu setzen und ganz ohne „Ausziehen“-Zwischenrufe den Texten der PoetInnen zu lauschen – in den richtigen Momenten allerdings motiviert aufzuspringen und mit vollem Körpereinsatz und vereinzelt auch mit fliegenden T-Shirts und Regenschirmen für die beste Darbietung abzustimmen. Gewonnen hat bezeichnenderweise Jean-Philippe Kindler mit einem Text, der sich gegen Gute-Laune-Zwang und dauerpositive Stimmung richtet („Es muss nicht immer alles krass sein […] Es muss mehr ok sein!“), nebenbei aber auch praktische Festival-Tips für den Zeitvertreib in Dixi-Warteschlangen gibt („Meine Definition von Verrückt ist es, den Menschen vor sich anzutippen und zu fragen: ‚Na, groß oder klein?“)

Vom Kampf der virtuellen gegen die echte Welt erzählt der zweitplatzierte Yannik Sellmann und kritisiert eine Generation, die nicht mehr wisse, was es heißt, ein echter Nerd zu sein und in der „Vollidioten!“ zum Pokemon spielen nach draußen gehen.

Den Sieg der echten über die virtuelle Welt feiert hingegen Sänger Henning May, der eigentlich eine Generation kritisieren wollte, die nicht mehr wisse, was es heißt, wirklich live zu leben, im echten Moment und nicht nur hinter Handykameras. Doch nun sei das Deichbrand das erste Festival dieser Saison, bei dem die Menschen tatsächlich ihre Hände und nicht ihre Handys in die Luft halten – „Was sag ich denn jetzt?“

Ein Festivalpublikum, das seine Künstler sprachlos macht – oder aber ihnen auf die Sprünge hilft, wenn diese die ersten Strophen ihrer Songs vergessen und geballt Richtung Bühne schreit: „Leute sagen zu mir Cro das Genie denn er flowt wieder wie dieser Hova und außerdem baut er die Beats es ist – “ … doch eigentlich ganz easy. In den frühen Abendstunden nuschelt der Mann mit Pandamaske größtenteils in sein Mikro, worauf jedoch ein umso mitreißenderer Auftritt der Band Biffy Clyro folgt. Als letzte Headliner des Festivals sorgen schließlich Billy Talent für einen krönenden Abschluss und treiben nicht wenigen Fans Tränen in die Augen.

Mit Bass in den Ohren, Beats in den Beinen und Burgern im Bauch tanzen wir noch ein letztes Mal unter freiem Nachthimmel und grellen Scheinwerfern auf Electric Island und verabschieden uns mit Wankelmut von einem langen grandiosen Festival-Tag, der sich über das ganze Wochenende gezogen hat und nur durch einige kleine Nickerchen in den Morgenstunden unterbrochen wurde. Keine Nacht für Niemand! Keine Nacht für’s Deichbrand!

Vom goldbraunen Gras, das sich am Anreisetag noch stolz in Wadenhöhe bewegte, ist am Montag nicht mehr viel übrig. Trostlos wehen einige von Wetter oder Gemütsausbrüchen zerschlissene Zelte im aufgewühlten Schlamm und nur die zahlreichen Bierdosen und dreibeinigen Campingstühle zeugen noch von den 60.000 Menschen, die dieses Brachland in den letzten Tagen noch in eine bunte Manege voller Leben, Euphorie und Diversität verwandelt haben.

„Wir können noch so sehr im Moment leben, irgendwann ist Montag, irgendwann klingelt der Wecker, irgendwann müssen wir raus“, sinnierte Felix beim Kraftklub-Auftritt. Ja, irgendwann ist irgendwann heute und heute ist Montag heute aber das Gute an dieser Gewissheit ist: Irgendwann klingelt der Wecker und irgendwann ist wieder Deichbrand!

Ja, und zwar: vom 19.-22. Juli wird das Deichbrand Rockfestival am Meer 2018 stattfinden.

Hier geht es zu Teil eins unserer Deichbrand Berichterstattung 2017: „DEICHBRAND 2017 – von Regenbögen und Einhörnern“ und hier gibt es noch mehr Bilder vom Deichbrand 2017.

Ein Kommentar zu “Deichbrand Abschluß mit Bass in den Ohren, Beats in den Beinen und Burgern im Bauch”

  1. Nummer 1: DEICHBRAND 2017 – von Regenbögen und Einhörnern sagt:

    […] Im Palastzelt lässt eine große Schar feierwütiger Brandstifter auch diese Nacht keine Ruhe aufkommen. Es wird gestampft und gehopst und getorkelt … bis die Wolken wieder lila sind. Und bis die frühen Vögel kurz darauf schon wieder einen neuen Festivaltag begrüßen, mit Sonnencreme auf der Nase und Gummistiefeln an den Füßen. Der Sonntag wird bunt: “Deichbrand Abschluß mit Bass in den Ohren, Beats in den Beinen und Burgern im Bauch“. […]

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