Nach einer regnerischen ersten Nacht beim Serengeti Festival sind wir am Samstag bei schönstem Sonnenschein aus unserem Zelt gekrochen und haben ausgiebig gefrühstückt. Unsere nassen Klamotten vom Vortag konnten wir währenddessen sehr gut trocknen und uns die Sonne auf den Bauch scheinen lassen. Als dann alle Tücher wieder trocken waren, war es auch schon an der Zeit wieder in Richtung Main Stage zu gehen.
Hier geht’s zum Rückblick auf den Serengeti Freitag „Im Regen stehen mit DJ Herbert„!
Hier erwartete uns ein ganz besonderes Highlight des Wochenendes – der erste Auftritt der Monsters of Liedermaching. Es ist schon ein Phänomen, wie eine Truppe von 6 Gitarristen und Sängern zu so einer Uhrzeit (es war 14:30Uhr!!!!) so viele Menschen anziehen kann. Die Jungs haben extra darum gebeten, zu der Zeit zu spielen, weil sie vor zwei Jahren bereits zum Frühshoppen geladen hatten.
Falls zu dem Zeitpunkt jemand noch nicht vor der großen Bühne gestanden haben sollte, hat er echt was verpasst. Die Jungs wurden von Beginn an frenetisch gefeiert. Selbst ein relativ großer Matschfleck vor der Bühne hielt die Leute nicht auf ordentlich Pogo zu den Akustikgitarrensongs zu tanzen.
Die Textsicherheit versteht sich von selbst. Die Band, die ausschließlich Live Alben veröffentlicht, bestach aber nicht nur durch ihre Songauswahl, sondern auch durch ungewöhnliche Soloinstrumente (eine Kazoo in Form eines Minisaxophons, eine Nasenmelodica oder ein Minixylophon) und sehr gekonnte Publikumsanimation.
Beim Song „Auflaufform“ wurde das Publikum aufgefordert an der entsprechenden Stelle das Wort „Tiefkühlpizza“ zu schreien. Dieses Wort entwickelte dann ein gewisses Eigenleben und so kam es immer wieder zu Tiefkühlpizza Sprechchören oder spontaner Einarbeitung in andere Songs. Selbst die Aufforderung nach einer Zugabe erfolgte damit. Leider war das Konzert nach 1.5 Stunden schon vorbei. Zum Glück spielten die Monsters nochmal am Abend auf der kleinen Bühne, aber dazu später mehr.
Nachdem sich so viele Menschen das Konzert anschauten, konnten einem die Lokamatadoren Modern Saints aus Bielefeld schon ein wenig leidtun. Einige Zuschauer blieben zwar auf dem Gelände und hörten sich den soliden Punk Rock der drei Jungs an, aber ein Großteil des Publikums ging wieder Richtung Zeltplatz…
…um im Anschluss direkt wieder zur Mainstage zu pilgern. Hier spielten Panteon Rococo aus Mexiko. Bei 10 Leuten auf der Bühne, wirkte dieselbe fast ein wenig klein. Die Bläser und der Sänger waren hier die Aktivposten. Ständig war hier Bewegung drin und brachte den Ska-Punk Sound wunderbar rüber. Sie betonten ein ums andere Mal, dass Rassismus auf dieser Welt nichts zu suchen hat und besonders ihr Song zum Hamburger Stadtteil Sankt Pauli wurde heftigst gefeiert!
Auf der kleinen Bühne ging es dann punkig weiter. John Coffey aus Holland sorgten für die folgende halbe Stunde für die musikalische Ausgestaltung des Festivals. Beeindruckend waren vor allem die Harmoniegesänge der beiden Gitarristen und des Bassisten. Die drei klangen unfassbar gut! Ansonsten war der Auftritt ziemlich cool – irgendwie eine Mischung aus Danko Jones und Kvelertak.
Laut und knallig waren dann auch die brasilianischen Thrash Urgesteine Sepultura. Die Band um Gitarrist Andreas Kisser ließen die Mähnen der Zuschauer kreisen und waren bis zu diesem Zeitpunkt die härteste Band des Festivals. In den mehr als 30 Jahren Bandgeschichte sind sie für einige Klassiker des Thrash Metal verantwortlich. So durften dann auch bei Serengeti Festival natürlich nicht Gassenhauer wie Refuse/Resist, Arise und natürlich Roots Bloody Roots nicht fehlen! Bei aller musikalischen Aggressivität war es durchaus sympathisch zu beobachten, dass sie ein paar kleine Abstimmungsschwierigkeiten bei der Set Liste hatten, für die sie sich dann artig entschuldigt haben.
Die kleine Bühne versprach im Anschluss etwas musikalische Entspannung. Die hier in Deutschland noch relativ unbekannten RDGLDGRN kamen nach Stukenbrock und spielten zu unserer Enttäuschung eine relativ langweiliges Konzert. In der Vorbereitung auf das Festival sind wir über die Band gestolpert und waren ganz schön beeindruckt von den Vorschusslorbeeren – immerhin haben sie mit Pharrell Williams und Dave Grohl zusammengearbeitet, aber irgendwie wollte der Funke nicht richtig überspringen und so entschieden wir uns, zum Zeltplatz zu gehen und was zu essen.
Von da aus konnten wir die Show von > gut hören und sie haben mal wieder unter Beweis gestellt eine gute Live Band zu sein. Das Publikum hat richtig Lärm gemacht und die Band feierte auch noch den Release ihres neuen Albums. Die obligatorische Hommage an Kiss durfte natürlich wieder nicht fehlen. Zudem gab es aber auch noch Songs vom neuen Album.
Was soll man zur nachfolgenden Band sagen? Irgendwie lässt sich die Show von Dillinger Escape Plan nicht wirklich beschreiben. Es knallt und quietscht an allen Ecken und der Sänger scheint eine ziemliche Profilneurose zu haben.
Trotzdem oder gerade deswegen war der Auftritt von den Jungs aus New Jersey unglaublich geil! Mit welcher Präzision Dillinger Escape Plan ihre wahnsinnig verschachtelten Songs spielen sucht seinesgleichen. Der Schlagzeuger ist ein absolutes Tier. Die Leute an den Saiten springen nicht weniger als der Sänger durch die Gegend und trotzdem hört man nicht einen Verspieler.
Man muss wohl kaum erwähnen, dass der Preis für das krachigste Konzert an dem Tag an Dillinger Escape Plan ging – Sorry Sepultura! Leider war es beim Auftritt der Amerikaner dann auch mit dem schönen Wetter vorbei. Ein relativ kurzer aber ziemlich heftiger Regenschauer überschattete das Konzert. Dementsprechend leer war es auch vor der Bühne.
Nachdem der Regen dann aber vorbei war füllte es sich wieder.
Richtig voll wurde es vor der Mainstage als Skindred loslegten. Den Machern des Serengeti schien es besonders wichtig gewesen zu sein diese Band zu buchen. Immer wieder hörte man bei Gesprächen im Publikum wie geil die vorherigen Auftritte in den vergangen Jahren waren. Auch in diesem Jahr war der Auftritt verdammt gut.
Ihre Mischung aus Dancehall und Metal brachte das Publikum vom ersten Ton an zum durchdrehen. Die schönste Ansage des Abends kam ebenfalls von den Walisern. Sänger Benji erzählte dem Publikum dass ihr DJ kein Metal mag: „He does not like Metal. He does not like Korn. He does not like Metallica. He does like Bullet for my Valentine. Well, fuck Bullet for my Valentine! I don’t like ’em either.” Daraufhin wurde der nächste Song mit einem der schönsten Metalriffs eingeleitet: Sad but true von Metallica. Der DJ konnte es sich im Gegenzug nicht verkneifen zwischen den Songs immer wieder Reggae und Dancehall Beats einzuspielen auf die dann der Sänger spontan improvisierte.
Against Me! hatten es im Anschluss ziemlich schwer das zu toppen. Es hat auch nicht wirklich geklappt. Ihre Songs haben sie solide vorgetragen. Die Musik tut auch keinem weh, aber irgendwie hat uns bei dem Konzert etwas gefehlt.
Nachdem dieser Tag bisher recht gitarrenlastig war gab es jetzt etwas Auflockerung als Fünf Sterne Deluxe spielten. Es war immerhin die letzte Ausgabe des Serengeti Festivals und die wollten sich die Hamburger nicht entgehen lassen. Als überdimensionale Actionfiguren verpackt bekam das Publikum während des Intros zu sehen. Leider fehlte marcnesium… Die verbliebenen drei lieferten eine sehr gute Show ab, auch wenn man immer mal wieder das Gefühl hatte, dass Bo und Tobi Tobsen ein wenig eingerostet waren.
Neben den ganzen alten Klassikern, wie „Willst du mit mir gehen?“ und „Dreh auf den Scheiß“, gab es auch einen neuen Song zu hören. Der Sound war immernoch unverkennbar Fünf Sterne Deluxe, aber er wirkte etwas frischer. Vielleicht können wir uns da in Zukunft noch auf mehr freuen. Nachdem die Jungs während des ersten Teils des Konzerts irgendwie gehetzt wirkten, stellte sich dann Entspannung ein als sie „Die Leude“ spielten. Das Bo äußerte sich auch sehr glücklich darüber es bis dahin geschafft zu haben. Nun war doch noch genügend Zeit für die Zugaben! Das Publikum bekam dann noch den Solohit „Türlich, Türlich“ und den einzigen noch vergessenen Fünf Sterne Kracher „Ja, ja deine Mudder.“ Insgesamt war es sehr cool die Jungs nach so langer Abstinenz von den großen Bühnen wieder auf einer solchen zu sehen.
Wie bereits angekündigt spielten an diesem Abend die Monsters of Liedermaching ein zweites Mal. Jetzt setzten sie sich also auf ihre Bierbänke auf der kleinen Bühne. Natürlich gab es sofort wieder Tiefkühlpizza Rufe. Insgesamt war der Auftritt etwas ernsthafter als der am Nachmittag. Die Abstand wichtigste Ansage kam auch von den Monsters.
Sie prangerten das Sterben von kleinen Festivals an und haben einfach mal das ausgesprochen was viele Besucher dachten. Die großen Festivals werden immer größer und kommerzieller und machen es damit den kleinen mit viel Liebe und Herzblut auf die Beine gestellten Festivals immer mehr sterben. Allein ihre alljährlichen Auftritte auf dem Open Flair Festival zeigen die Verbundenheit mit diesen Festivals.
Der erste Headliner des Serengeti Festivals vor 10 Jahren waren die H-Blockx und so wurden die Jungs aus Münster als Secret Headliner für diesen Samstag angekündigt und der Kreis schloss sich. Zusätzlich feiert die Band dieses Jahr ihr 25 Jähriges Jubiläum. Zu diesem Jubiläum spielten sie ein Set gefüllt mit all ihren Hits. Gestartet wurde mit „Countdown to Insanity“ mit einem kleinen Mitsingpart zu Queens Radio GaGa, welches schon im Intro zur Show erklang. Henning Wehland betonte mehrfach, seine Bestürzung über das Aus des Festivals und versuchte so das Publikum immer wieder zu Höchstleistung zu animieren.
Als die Versuche teilweise gehörig schief gingen, drehte er sich verzweifelt zu Schlagzeuger Steffen Wilmking um und fragte was da los wäre. Er kommt schließlich aus der Region und meinte die Leute wären cool. Das zeigte dann Wirkung und das Publikum ging endlich ordentlich mit. Die einzige Ballade des Abends „Little Girl“ nutzte er dafür den lautesten Publikumschor den das Festival und die Band je gehört haben einzufordern. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten klappte das dann auch. Nachdem sie „Risin‘ High,“ „Move“sowie viele andere Songs, die sich in 25 Jahren so ansammeln spielten fehlte zur Zugabe eigentlich nur noch ein Song… Ihre Version von Ring of Fire. Ohne den Song wäre das Publikum wahrscheinlich nicht vom Festivalgelände gegangen. Die Band tat ihnen den gefallen und spielte den Song zum Abschluss.
Auf dem Weg zum Zeltplatz hörten wir dann noch ein schönes Gespräch zwischen zwei älteren Herren. Hier die wichtigste Aussage: „Hm. Na ja anscheinend macht man das heutzutage so… Zum Schluss einfach mal nen Song spielen, den jeder kennt.“
Da wir nicht so die Fans von elektronischer Musik sind, war mit diesem Auftritt der zweite Tag des Serengeti Festivals für uns beendet. Vom Zeltplatz aus hörten wir nur noch die Klänge von Dirk Siedhoff und Moonbootica.
Auf den dritten Tag des Festivals haben wir uns außerordentlich gefreut! Immerhin bot der Tag ein unglaublich vielseitiges Programm. Als wir am Morgen aus dem Zelt krochen war der Himmel bedeckt und unsere nassen Klamotten vom Vortag (Regenschauer bei Dillinger Escape Plan, ihr erinnert euch) immernoch nass. Zum Glück hatten wir noch was Trockenes dabei und waren frohen Mutes für den letzten Tag.
Nach dem Frühstück fing es dann leicht an zu regnen. Das war alles noch unproblematisch. Schlimmer war, dass der Regen immer heftiger wurde… Wir wollten sowieso nach dem Konzert von The Offspring nach Hause fahren. Also mussten wir noch unser Zelt abbauen und das ganze Zeug ins Auto schmeißen. Nach dem Zeltabbau waren wir dann komplett durch. Ein klein wenig Hoffnung, dass sich der Regen beruhigt war noch vorhanden. Die Hoffnung wurde jäh zerstört, da sich kurze Phasen mit wenig Regen mit langen Phasen Starkregen abwechselten. Wenn man dann noch den ganzen Tag draußen rumspringt ist die Lungenentzündung nicht weit… Also entschlossen wir uns, den Heimweg anzutreten ohne auch nur eine Band gesehen zu haben.
An der Stelle also ein riesiges Sorry, dass wir euch nix zu den Bands vom Sonntag sagen können! Wir sind uns aber sicher, dass die Bands nochmal alles rausgehauen haben um das letzte Serengeti Festival würdig zu verabschieden.
Wie es uns Freitag erging könnt ihr hier lesen!
19. August 2015 um 10:45
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