With Full Force 2015 – Bands und Fans feiern bei unglaublicher Hitze

News am 7. Juli 2015 von Gabriel Flöter

With Full Force 2015_-2Zum 22. Mal jährte sich das With Full Force Festival vom 3. bis 5. Juli 2015 auf dem Flugplatz in Roitzschjora. Neben zahlreichen Größen, der Metal-, Hardcore- und Punkszene gab es wieder extremes Wetter und sogar den frühzeitigen Abbruch des Festivals am Sonntag Abend.

Der Wetterbericht ließ schon Wochen vorher erahnen, dass das WFF 2015 kein Leichtes wird. So las man von hohen Temperaturen und starken Gewittern, was das jedoch genau zu bedeuten hatte, konnte sich wohl zu diesem Zeitpunkt noch niemand vorstellen.
Nachdem sich die Tore zum Zeltplatz bereits am Donnerstag für alle Angereisten öffneten, welche sich die besten Plätze nahe am Tequila-Bus oder dem Partyzelt sicherten, ging es auch mit den Temperaturen steil bergauf.

Das eigentliche Festival begann am Freitag und so hieß es nach der Arbeit, schnell nochmal kalt duschen und auf nach Roitzschjora. Wie wohltuend diese Abkühlung war, kann auch jeder erahnen, der nicht auf dem WFF war. Das Thermometer vom Auto schwankte während der gesamten Fahrt zwischen 39°C und 40°C, laut Wetterbericht waren es angeblich nur 35 °C, die Wahrheit wird wohl irgendwo dazwischen gelegen haben.

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Am Gelände angekommen, gleich der erste Schock! Vom wohl temperierten Innenraum mit 24°C raus in die pralle Sonne, welche scheinbar alles gab, um selbst den Weg vom Parkplatz zum Festivalgelände zu einer Tortur werden zu lassen.

Leicht akklimatisiert, gab´s erstmal den obligatorischen Geländerundgang. Zelt und Bühne an altbekannter Ort und Stelle, Impericon und Metal Hammer mit jeweils einem großen Bereich für Merch und Autogrammstunden, unzählige Möglichkeiten etwas zu Essen oder zu Trinken, egal ob Fleischig, Vegan, Eis, Alkohol, Saft oder Kaffee. Zu kaufen gab es viel Merch der jeweiligen Bands, vom EMP aber auch kleinerer Shops wie Beatdown Hardwear, Piercingschmuck, Krims Krams und auch Organisationen wie Greenpeace oder die Hardcore Help Foundation waren vor Ort.

Irgendwas fehlte aber…genau!… das Jägermeister-Haus mitten auf dem Gelände. Stattdessen konnte man bei Sony nach Handys tauchen, was zwar für Abkühlung sorgte aber irgendwie nicht zum Full Force passte.

With Full Force am Freitag

With Full Force 2015 Pro PainMusikalisch startete der Freitag im Zelt mit Walking Dead On Broadway und Destrage auf der Mainstage, wo Suicidal Angels folgten. Sei es den Temperaturen und der prallen Sonne geschuldet, dass sich dort nur wenige Leute einfanden und trotz fehlendem Schatten und Windstille, die vier Griechen bei ihrem Auftritt unterstützten. Personell sah es währenddessen unter der schützenden Plane der Tentstage hingegen deutlich besser aus und so konnten Expire, Astroid Boys und Betraying The Martyrs eine ordentliche Show vor versammelter Mannschaft abliefern. Als Ersatz, für die leider verhinderten Jungs von Rise Of The Northstar, sprangen Feed The Rhino ein und brachten etwas Schwung ins Zelt.

Die Besucherflaute vor der Mainstage hielt weiterhin an und so standen auch Pro Pain lediglich vor einer Hand voll Hartgesottener, bevor die Sonne sich langsam dem Horizont näherte und Fear Factory all den angereisten Headbangern eine ordentliche Ladung Metal um die Ohren schlug. Mitgebracht hatten sie den ein oder anderen Song vom neuen Album „Genexus„, welches am 7. August erscheint.

With Full Force 2015 Enter Shikari-5 So langsam erwachte dann auch das WFF 2015 zum Leben, die Leute kamen aus ihren Zelten und trauten sich raus aus dem Schatten, was bei Booze & Glory für tolle Stimmung und einen hohen Mitmachfaktor vor der Tentstage sorgte. Mitsingen und Spaß haben war angesagt.

Ein wahres Sammelsurium an elektrischen Geräten, welche scheinbar alle der Herstellung elektronischer Musik dienten, kam bei den vier Engländern von Enter Shikari zum Einsatz. Mit ihrer etwas hektischen und chaotischen Mischung aus Metalcore und Trance brachten sie auf jeden Fall ordentlich Bewegung in die Masse.

Den vorläufigen Abschluss auf Tentstage machten die unglaublichen Kassierer. Wenn man diese Band, besser gesagt, Frontmann Wölfi mit ein paar wenigen Worten beschreiben müsste, dann währen es wohl: Nackt, dicker Bauch, besoffen, Text vergessen und Oberbürgermeisterkandidat von Bochum. Den vier Punkrockern ist kein Thema zu heikel, sie nehmen alles und jeden aufs Korn, sind Meister der Satire und Blödeleien, sie sprechen fließend Fäkalsprache, haben Gewaltphantasien, sind sexistisch und jede Mutter würde sich vermutlich in Grund und Boden schämen, ihr Kind bei einem Kassier-Konzert zu sehen.

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Da Wölfi so unglaublich gern nackt ist und die Temperaturen eh viel zu hoch waren, ging er gern jeder Aufforderung zum Ausziehen nach und zeigte sich in seiner ganzen Pracht. Hits wie „Blumenkohl am Pillemann“ oder „mach deine Ti***en frei, denn ich will wi***en“ passten da wie die Faust aufs Auge. Politisch korrekt natürlich, nach einem gemeinsam angestimmten Lied gegen Sexismus. Wölfis Nacktheit ist auch immer gar nicht so schlimm, so lange es genug Menschen aus dem Publikum gibt, welche sich auch nackt auf die Bühne stellen oder am Zelt entlang hangeln.

With Full Force 2015 TerrorAuf der Mainstage gab es zuvor derben Hardcore von Terror, eine Wahnsinnsshow mit ordentlich Beteiligung der Crowdsurfer- und Moshfraktion. Vor der Bühne ging kurzzeitig ein Regen aus Bierbechern auf uns nieder und auf der Bühne gab es Unterstützung von einem Gastsänger. Terror veröffentlichen ebenfalls ein neues Album im August. Carcass folgten und gaben allen Headbangern mal wieder einen ordentlichen Anlass ihr langes Haar zu lüften.

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Den krönenden Abschluss auf der Mainstage machten Parkway Drive, als einer der drei Headliner an diesem Wochenende. Der erste Song wurde direkt mit einer riesigen Wolke aus Konfetti und Luftschlangen eröffnet. Der Platz vor der Bühne war brechend voll, die Stimmung war bombastisch, Fluten an Crowdsurfern rollten in Richtung Bühne und untermalt wurde das ganze mit viel Feuer, Vermummten mit Bengalos, einer geilen Show und zahlreichen Circle-Pits.

Wem das alles noch nicht reichte, wer noch nicht genug geschwitzt hatte und feiern wollte, der ging einfach noch bis kurz vor fünf zur Knüppelnacht und schaute sich Grindcore, Deathmetal und Blackmetal von Belphegor, Master, Rotten Sound, Aura Noir und 1349 an.

With Full Force am Samstag

With Full Force 2015 Eskimo Callboy-2Am Samstag ging das gleiche Leiden von vorne los, Temperaturen um die 40°C, staubiger Boden und kein einziges kühlendes Lüftchen. Zum Glück hatten die Veranstalter dieses Jahr rechtzeitig reagiert und genügend Wasserstellen zur Verfügung gestellt und die Mitnahme von einem Liter Alkoholfreiem Trinken aufs Gelände gestattet.

Eröffnet wurde die gut besuchte Tentstage von More Than A Thousand und emotionsgeladenem Hardcore von Texas in July und den Totenkopfmasken tragenden Jungs von Dr. Living Dead auf der Mainstage. Viel los war dort aber auch heute nicht und so standen auch Sylosis vor einem kleinen Publikum.

Richtig vorwärts jedoch ging es bei Deez Nuts, diese Hardcore Band schafft es wahrscheinlich sogar bei 50°C die Menge zum ausrasten zu bringen. Etwas enttäuschend hingegen war die Beteiligung bei ihrem wohl bekanntesten und auch beliebtesten Song „Band Of Brothers„, da wo sich sonst Tausende fast die Schädel einschlagen, blieb es heute leider etwas ruhig.

With Full Force 2015 Nasty-5Partystimmung kam auch bei der folgenden Band auf, Eskimo Callboy und ihre Mischung aus Metalcore und Elektro. Bei Songs wie „Muffin Purper Gurk“ bleibt einem aber auch nichts anderes übrig als mitzusingen, zu klatschen, zu tanzen und eine fette Party zu feiern. Viele Crowdsurfer, Circle-Pits und zwei Leute im Schlauchboot rundeten die ganze Sache dann noch ab.

Auf der Tentstage teilten sich der Weilen Heart Of A Coward und Serum 114 die Bühne und das Publikum, welches nicht draußen Party machen war. Voller und deutlich aggressiver wurde es bei Nasty, diese Beatdown Kombo nimmt kein Blatt vor den Mund und brüllt allen Anwesenden ihre Meinung in die Ohren. Die Art ihres Auftritts, ihre Musik und der ständige Besuch von Sänger Matthias direkt am Publikum, ließ die Stimmung kochen und alles glich einem Abriss. Nach Nasty folgten noch Toxpack, Defeater und Raised Fist, ich hingegen musste mir erstmal eine Auszeit gönnen, da das Wetter doch sehr belastend war.

With Full Force 2015 Agnostic FrontAuf der Mainstage standen die Mitbegründer des New York Hardcore, Agnostic Front und auch heute, nach über 30 Jahren Bandgeschichte liefern die Jungs ein paar Shows ab, wo sich manch Nachwuchsbands eine fette Scheibe von abschneiden sollten. Neue Songs wie „Old New York“ gepaart mit alten Krachern wie „Gotta Go“ ließen tausende im Chor mitsingen, auch Coversongs wie „Blitzkrieg Bop“ von den Ramones animierten den Großteil zum Pogen. Eine dicke Ladung Trashmetal gab es im Anschluss von Kreator, bevor eine ebenfalls sehnsüchtig erwartete Band an diesem Wochenende die Bühne betrat.

Nach einem langen Soundcheck standen dann endlich Heaven Shall Burn auf der Bühne und eröffneten ihre Show mit lautem Knall und viel Konfetti vor fast allen Angereisten. Der Platz vor der Bühne war brechend voll und die Stimmung bombastisch.

 

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Bei „Voice Of The Voiceless“ gab es eine große Wall of death, zwar mit anfänglichen Startschwierigkeiten, so kam der Spruch von der Bühne „Was ist das denn hier? Wir sind hier beim With Full Force und bei Heaven Shall Burn… das sieht aus wie eine Wall of death bei der Fusion!„.

Alle waren etwas geschockt, als Sänger Marcus verkündete, dass dies die einzige Show 2015 sei, als er aber sagte, dass diese Pause genutzt werde, um ein neues Album aufzunehmen, welches 2016 rauskommen soll, waren alle hellauf begeistert und erleichtert. Das vorletzte Lied wurde durchgehend begleitet von einem unaufhörlichem Strom an Crowdsurfern, da wollte man definitiv nicht vorn bei der Security stehen, um alle Leute eigenhändig in Empfang zu nehmen. Getoppt wurde das alles nur noch von einem gigantischen Circle-Pit, welches sich bis weit hinter den Soundturm zog, ebenfalls das komplette Lied anhielt und den abschließenden Massen an Konfetti, welche über die Menge geschossen wurden.

With Full Force 2015 Feuerwerk-3Das alljährliche Feuerwerk kam leider etwas unpassend, HSB war bereits seit mehreren Minuten vorbei und Knorkator spielten schon im Zelt. Im direkten Anschluss, während sich noch alle vor der Mainstage befanden, hätte es keinen schöneren Abschluss geben können, als mit diesem spektakulären Feuerwerk.

Beim Saturday Night Fever konnten dann noch alle mit Knorkator, Diablo Blvd, Red City Radio und Red Fang bis in die frühen Morgenstunden feiern.

 

With Full Force am Sonntag

Und auch der Sonntag reihte sich ein, in dieses Hitzewellen Wochenende. Da das scheinbar einigen Besucher zu viel wurde, reisten manche schon ab oder machten sich vorzeitig auf den Heimweg. Auch mir ging die andauernde Hitze sehr an die Materie und so besuchte ich das Festivalgelände erst am späteren Nachmittag, leider verpasste ich dadurch auf der Mainstage Mantar, Kontrust, Born From Pain und Obituary und auf der Tentstage Burning Down Alaska, Silent Screams, GWLT, Any Given Day, Haudegen und Upon A Burning Body.

With Full Force 2015 Lamb Of God-2Auf der Mainstage gab es melodischen Deathmetal von Arch Enemy und eine große Besonderheit an diesem doch recht männerlastigen Wochenende, Sängerin Alissa White-Gluz war eine von gerade einmal zwei weiblichen Bandmitgliedern an diesem Wochenende. Die Stimmung war leider etwas verhalten und das obwohl sich genug Leute vor der Bühne eingefunden hatten.

Und auch bei Lamb Of God war das Wetter das einzige was sich zum positiven entwickelte, die Sonne verschwand hinter Wolken, der Wind begann zu wehen und die Temperatur sank, leider war die Beteiligung im Publikum trotz alledem sehr gering. Deutlich mehr zur Sache ging es da bei Chelsea Grin auf der Tentstage, eine schöne Beatdown Show animierte zum moshen.

Wenn man sich die verbliebenen Leute so anschaute, dann sah man wie sehr die letzten Tage an ihnen genagt hatten, die Luft war einfach raus, überall schlenderten sie herum, lagen verstreut auf dem Gelände oder zwischen den Hinterlassenschaften der Abgereisten auf dem Zeltplatz.

Die, die noch Energie hatten, sammelten sich vor der Mainstage um eine weitere Hardcorelegende anzubeten. Sick Of It All baten zum Tanz und auch ihnen merkte man ihr fast 30 jähriges Bandbestehen nicht an und so wurde viel gemosht und gepogt.

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Wenige Meter nebenan wurde die Tentstage das letzte Mal in Schutt und Asche gelegt, und das von niemand geringerem als Suicide Silence. Uns stellte sich nur die Frage, warum man so eine Band im Zelt spielen ließ aber nun gut, das entscheiden andere. Nach dem Tod von Mitch Lucker, dem ursprünglichen Sänger der Band, war es für eine Zeit ruhig geworden, bevor Eddie Hermida von All Shall Perish einsprang und einen würdigen Ersatz lieferte. Eddie liefert eine tolle gesangliche Mischung aus markerschütterndem Geschrei und tiefen Growls.

Noch während des Auftritts von Suicide Silence begann das Wetter rasch umzuschlagen und es passierte das, was viele befürchtet aber niemand gehofft hatte.

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Der Wind nahm so stark zu, dass die ersten Stände ihre Sachen zusammen packten und der Zeltplatz vor lauter Staubwolken kaum noch zu erkennen war. Hinter der Mainstage braute sich eine dunkelblaue Wolkensuppe zusammen, die neben sehr starken Winden auch erste Blitze mit sich brachte. Auf einer Aussichtsplattform zwischen beiden Bühnen, hatte man zeitweise zu tun sich auf den Beinen zu halten und konnte beobachten wie die ersten Besucher schlagartig Festivalgelände und Zeltplatz verließen.

Nachdem die Gewitterfront samt Regenschauer das Festivalgelände erreichte, wurde allen verbliebenen Besuchern noch vor dem Auftritt von In Flames gegen 22 Uhr mitgeteilt dass sich jeder zu seinem Zelt und im besten Fall nach Hause begeben solle und das Festival hiermit beendet sei.

Eine sehr vernünftige Entscheidung, wenn wir uns an 2012 erinnern, wo bei Blitzeinschlägen über 50 Personen verletzt wurden. Die Auftritte von In Flames, Eisbrecher, Rotting Christ und The Ruins Of Beverast werden aber sicherlich nächstes Jahr nachgeholt.

Alles in allem war es trotzdem wieder ein sehr gelungenes With Full Festival 2015, wo jedem der anwesenden gezeigt wurde, warum es der härteste Acker Deutschlands ist.
Wir freuen uns bereits auf das nächste Jahr und wünschen uns lediglich ein paar Grad weniger.

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