Das Hoch „Aymen“, welches momentan Deutschland das sonnige Wochenende am Wochenende bringt, bringt diese Sonne auch in den hohen Norden Deutschlands, in die Nähe von Cuxhaven zur Jubiläumsausgabe des Deichbrands – seit 10 Jahren gibt’s das Festival nun, angefangen wurde im tiefen Matsch. Wie auch letztes Jahr hat das Festival am Meer dieses Mal aber wieder ziemlich Glück mit dem Wetter (das kann auch anders laufen im Norden!) und so knallte die Sonne mit Temperaturen über 30 Grad bei dem in diesem Jahr ausverkauften Festival mit 40.000 Besuchern.
Deichbrand ist traditionell ein Festival, bei dem man schon Donnerstags anreist. Donnerstags ist schließlich auch schon Programm, allerdings auf der Zeltbühne; auf der Bühne startet das Programm am Wochenende jeweils mit einem Poetry Slam, die Vorrundensieger der Runden vom Freitag und Samstag treten dann in einer Endrunde am Sonntag noch mal an. Beim Slam zeigte sich das grundlegendste Problem der Zeltbühne am deutlichsten. Direkt neben der Firestage (der größeren Bühne) gelegen, hörte man zuweilen von den daneben spielenden Subway To Sally mehr als von einigen Slammern. Das Problem war bei Bands im Zelt wie MC Fitti nicht so ausgeprägt, zeigt aber dennoch eine ungünstige Ausrichtung des Zeltes. Die Sounds der Bühnen kam sich derweil nicht in die Quere: Beim Deichbrand fährt man die Strategie, die Bühnen, die im 90° zu einander zugewand stehen, abwechselnd zu bespielen und keine Bands auf dein beiden Hauptbühnen parallel spielen zu lassen.
Vielleicht hatten sich für den Poetry Slam auch einige Menschen in den Schatten des Zeltes geflüchtet. Die Fans von Prinz Pi und Wirtz hielten es allerdings auch in der Sonne gut aus, besonders bei Prinz Pi war der Platz zum ersten mal richtig gefüllt. Der Freitag zeigte sich generell als eine Mixtur von Rock & Hip-Hop – Obwohl auf einem Rockfestival, schienen die Hip-Hop Acts mehr Zuspruch zu kriegen. Insbesondere Samy Deluxe konnte eine große Masse an Menschen anlocken, die den Altmeister sehen wollten. Aus seinen 15 Jahren Künstlergeschichte spielte er auch alte Sachen, unter anderem seinen Erfolg „Füchse“ mit Absolute Beginner – Schade, dass Jan Delay erst am nächsten Tag spielt, wäre ein Live-Feature noch ein Stück fetter geworden. Trotzdem bleibt Samy Deluxe der Gewinner des Freitags.
Auch Cro wurde von vielen Menschen bejubelt, wurde aber als Rapper einer jüngeren Generation unter den Zuschauern eher zwiegespalten gesehen – im Gegensatz zu Samy Deluxe. Mittlerweile stand die Spätnachmittagssonne genau auf die Fire Stage und der Rapper mit der Pandamaske hatte unter derselben wohl einiges zu schwitzen und wiederholte immer wieder, wie heiß es sei. Seine Effekte wie Konfettikanone und Feuerfontänen wirkten für einen Nachmittagsact irgendwie etwas over-the-top, sonst machte Carlo aka CRO eigentlich eine recht gute Figur auf der Bühne. Immer wieder beeindruckend: Drummer Flo König, der die Hip-Hop-Cuts, die Cro viel nutzt, präzise & souverän spielte. Wie viel aber dann auch doch vom Laptop kommt, merkte man immer wieder bei Momenten, an denen Cro einzählen wollte, es aber zwei-drei mal wiederholen musste, weil irgendwas mit dem Klick des Tracks nicht passte.
Wieder auf der Waterstage bei Maximo Park zeigte sich am deutlichsten der Kontrast von Hip-Hop zu Rock; War es bei Samy Deluxe zuvor noch brechend voll gewesen, konnte man kurz vor Auftrittsbeginn der Briten noch locker in einen nur mäßig gefüllten ersten Wellenbrecher-Bereich kommen. Im Laufe des Auftritts wurde es zwar voller, überzeugen konnten die Indie-Rocker aber nur teilweise. Trotzdem muss man an dieser Stelle Respekt zollen: Sänger Paul Smith war wohl der bestangezogenste Künstler an diesem Tag, mit Anzug & edlem Hemd und einem Hut, der etwas an Pharells berühmt gewordenen Hut von den Grammy Awards erinnerte.
Schließlich der Headliner aus Schottland: Biffy Clyro drehte noch mal voll auf. „No one told us that the North Sea was in the tropics“ witzelte Frontmann Simon Neil. Man konnte fast meinen, die Schotten sind aus Wärmegründen oberkörperfrei auf die Bühne gekommen – das hat allerdings ohnehin Tradition in der fast 20-Jährigen Bandgeschichte. Nachdem der Lichttechniker schon fast eine Stunde an den Lichteinstellungen gebastelt hatte, während auf der anderen Bühne noch Maximo Park spielte, zeigte sich, dass das nicht umsonst war: Eine grandiose Lichtshow mit viel Strobo-Licht, das von den Jungs an den Instrumenten auch mal effektreich in die Hand genommen und rumgeschwenkt wurde, außerdem Feuerfontänen, die der Firestage den Namen wert machte. Schön: Zwischendurch spielte Neil nur mit Akustikgitarre „God & Satan“ und rundete die Spannungskurve mit ihrem größten Hit „Mountains“ am Ende ab.
Starke Show, Biffy Clyro! Während vom letzten Act auf der Open Air Bühne, K.I.Z, humorvoll-prollige Songfetzen rüberschallen, entwickelt sich der Late-Night-Act im Zelt, Moonbootica zum insgeheimen Gewinner des Tages, dem Geheimtipp der Herzen. Zwei DJ’s sorgten sich um den Sound, ‚Team Moonbootica‘, bestehend aus einem Rapper & einer Sängerin und drei-vier weiteren Helfern, huschte derweil euphorisch über die Bühne, durch den Fotograben und bespaßten das Publikum, schoßen mit CO2-Pistolen ins Publikum, bespritzten es mit kistenweise Wasser, Sekt und – russischem Vodka. Die Truppe wirkte etwas wie eine wilde Klassenfahrt, die aus der Obhut der Lehrer geraten ist, aber diese anarchisch-chaotische Show kam richtig gut an – diejenigen, die von der Hitze des Tages nicht geschafft waren und schon zum Zelt zurückgekehrt waren, feierten das Kollektiv aus Hamburg begeistert.
Sehr stark auch, dass die Securities die Spielereien von Moonbootica recht gelassen verfolgte, ja sogar teilweise feierte. Securities, die das Publikum begeistern, in der Hitze mit einem Schlauch nassspritzen und den ersten paar Reihen trinken einschütten, ab und an streng aber freundlich sind und trotzdem den Betrieb recht fehlerlos geregelt bekommen – das sieht man nicht alle Tage. Großes Lob an die Securities.
Mit einem Bier für den Rückweg aus dem 24 Stunden Store direkt am Eingang, welches allerlei Campingbedarf und (bei der Hitze gar nicht so selbstverständlich) sehr gut gekühltes Bier verkauft, ging es dann auf den Rückweg zum Campingplatz, um den ersten Tag zu verdauen und eine Pause von der Hitze zu kriegen – zumindest, bis wir am Samstagmorgen schweißgebadet um 9 wieder von der Sonne aufgeweckt wurden. Dazu mehr im Bericht von Samstag! Übrigens: Wer kein Ticket mehr gekriegt hat, zuhause noch Verpflichtungen hat oder es sonst nicht geschafft hat, an die Nordsee zum Deichbrand zu fahren, kann mal in den Stream reinschalten!
Hier die Infos zum Deichbrand 2015.
22. Juli 2014 um 15:27
[…] schon am Freitag die Sonne knallte, ging es am längsten Tag des Festivals, Samstag, mit der Hitze weiter. Um sich […]
20. August 2014 um 08:06
[…] Show” – und in der Tat spielten Biffy Clyro mehr Songs als beispielsweise beim beim Deichbrand, wo sie schließlich auch Headliner waren. Platz genug also für ältere, härtere Songs, die nur […]
5. November 2014 um 09:11
[…] geht’s zu unseren Rückblicken aufs Deichbrand 2014 ” Brennende Hitze am Meer – Freitag“, “Watt’n Festival! – Samstag” und “Willkommen bei Woodstock! […]
20. November 2014 um 12:55
[…] geht’s zu unseren Rückblicken aufs Deichbrand 2014 ” Brennende Hitze am Meer – Freitag“, “Watt’n Festival! – Samstag” und “Willkommen bei Woodstock! – […]