Nach einem für viele, viel zu langem Jahr, war es am gestrigen Donnerstag endlich soweit – das Tanz- und Folkfestival in Rudolstadt startete in seine 23. Auflage. Wie inzwischen schon gewohnt, geschah dies nicht, wie zuletzt 2010, mit einem Sonderkonzert, sondern mit einem kurzen ersten Festivaltag.
Während in der Stadt vielerorts die zahlreichen Helfer noch mit aufbauen beschäftigt waren, konzentrierte sich das Geschehen komplett auf den Heinepark, dessen drei Veranstaltungsorte sowie Markt- und Essensstände, und die angrenzenden Camping-Plätze. Der Donnerstag bot den Gästen die ideale Gelegenheit zur Anreise, da die Konzerte erst 21:00 Uhr begannen. Alle die rechtzeitig vor Ort waren und ihre Lager aufgeschlagen hatten konnten schon jetzt die Zeit nutzen, um die zahlreichen Stände zu erkunden unter denen sich viel alte Bekannte, aber erfreulicherweise auch einige Neue befanden.
Alternativ nutzten viele sicherlich auch noch die Gelegenheit eine der vielfältigen Möglichkeiten sich über das Programm zu informieren. Klassisch sicherlich mit Hilfe des wieder sehr umfangreichen Programmbuches, aber auch die Nutzbarkeit der kostenlosen TFF App, die im letzten Jahr erstmals erhältlich war, wurde für dieses Jahr deutlich gesteigert. So kann man in der neuen Version nicht nur Kurzinfos über die Künstler und die neusten Festivalnews lesen, sondern gleich auch seine Favoriten markieren. Der einzige Wunsch der da noch offen bleibt ist die automatische Erstellung eines angepassten Zeitplanes aus diesen Favoriten. Aber wer weiß – vielleicht im nächsten Jahr.
Je mehr sich die Uhr 21:00 Uhr näherte, umso mehr konzentrierte sich das Treiben vor die große Bühne im Heinepark. Dort eröffnete – zumindest musikalisch, die offizielle Eröffnung ist, wieder am Freitag auf dem Markt – Souad Massi das TFF 2013. Die algerische Sängerin gilt als einer der größten Stars der internationalen Weltmusikszene. Ihre arabisch angehauchten Singer-Songwriter-Songs mit Einflüssen aus Pop, Folk, Arabo aber auch Hard-Rock sorgten für einen ruhigen, aber unheimlich stimmigen, Einstieg in das diesjährige Tanz- und Folkfestival. Schnell kam dieses ganz spezielle TFF-Gefühl auf, welches sogar das lange letzte Jahr ohne TFF vergessen ließ.
Im Anschluss an Souad Massi spielten die Tiger Lillies auf der Konzertbühne im Heinepark. Dort dürften sich die Zuschauer sicherlich über die umgestaltete, erhöhte Bühne gefreut haben. Für die Fotografen gestaltete sich – und das müssen wir an der Stelle einfach einmal erwähnen – diese als absoluter Horror. Der viel zu schmale Fotograben macht es extrem schwer gute Fotos zu machen. Hoffen wir an dieser Stelle wird noch etwas nachgebessert, damit die anwesenden Fotografen genau für die Bilder sorgen können, die alle Festivalbesucher so gern sehen.
Die Londoner Tiger Lillies selber legten aber einen sowohl optisch als auch musikalisch tollen Auftritt hin. Ihre Musik zwischen radikaler Oper, Varieté und postmodernem Vaudeville wirkten für einige Ohren sicherlich ein bisschen zu avantgardistisch, aber bewies wieder einmal: Auf dem TFF hört man immer wieder Konzerte, die man so noch nicht erlebt hat und genau das macht den großen Reiz dieses Festivals aus. Einzig und allein erhoffte man sich so langsam etwas schneller Töne, die auch das Publikum zum Tanzen brachten.
Für genau das sollte dann aber Edward Sharpe & The Magnetic Zeros zum Abschluss des Donnerstags auf der großen Bühne sorgen. Leider mit etwas zeitlicher Verzögerung, die selbst im sonst so toleranten TFF-Publikum für einige Pfiffe sorgte, entführten dann aber Edward Sharpe – das alte Ego von Alexander Ebert (ebenfalls Frontmann von Ima Robot) – und seiner Band einen unmittelbar in Zeiten von Flower-Power, Hippies und Loooooove. So war es auch nicht verwunderlich, dass die an Mumford & Sons erinnernde Musik oft durch lange Dialoge unterbrochen wurde. Schließlich ist Edward Sharpe ja auch ein selbsternannter Messias, der auf die Erde geschickt wurde, um die Menschheit zu retten, aber von mehreren Mädchen abgelenkt wurde. Zwischen den Liedern und Geschichten von Edward Sharpe und Sängerin Jade Castrinos kam sogar das Publikum zu Wort. So bot sich drei enthusiastischen Zuschauern die Gelegenheit ihre Geschichte um und mit Edward Sharpe – speziell ihre Liebe zu ihm – zu erzählen. So wurde zum Beispiel berichtet, wie extra der Klassenlehrer um eine Freistellung gebeten wurde, um das Konzert besuchen zu können. Wir hoffen allerdings an der Stelle es war nicht der Englisch-Lehrer.
(Am Donnerstag vor dem Konzert, trafen wir Alex und Jade von Edward Sharpe zum Interview, Anm.d.Red.)
So oder so gilt es den Veranstaltern an dieser Stelle schon ein riesen Lob auszusprechen. Sie haben es geschafft einen ersten Festivaltag zu gestalten, der komplett anders war, als im letzten Jahr. Dafür aber wieder extrem abwechslungsreich und extrem neugierig machend auf das, was einen die nächsten Tag noch erwartet.
Achja – zum Abschluss noch ein paar Worte zum Wetter: Nachdem die Besucher des TFF in den letzten Jahren bei viel Regen oder extrem hohen Temperaturen durchaus leidgeprüft sein mussten, scheint sich Petrus in diesem Jahr von seiner besten Seite zu zeigen. Zwar tröpfelte es auch am Donnerstag zwischenzeitlich leicht, aber den Vorhersagen folgend, wird es in den nächsten Tagen perfektes Festivalwetter geben – nicht zu heiß und trocken. Hoffen wir also das Wetter wird in diesem Jahr wieder nur schmückendes Beiwerk und nicht zentrales Thema.
5. Juli 2013 um 16:23
[…] Rückblick auf den Donnerstag beim TFF Rudolstadt 2013 ist bereits […]
6. Juli 2013 um 12:47
[…] dem tollen Start des 23. Tanz- und Folkfestivals am Donnerstag, stand am Freitag der erste “komplette” Festivaltag auf dem Programm an dem neben den […]
7. Juli 2013 um 13:41
[…] den schon unheimlich vielseitigen und Ereignis reichen Donnerstag und Freitag (wir berichteten) stand mit Samstag wohl der Höhepunkt des 23. Tanz- und Folkfestivals […]