Melt 2012: Hipster, Techno und Konzerthighlights – die Mischung macht’s

News am 19. Juli 2012 von Claudia

Am Samstag und Sonntag besuchte auch die Sonne ab und zu das Melt-Festival und ließ die Hipster im Sonnenschein tanzen und funkeln. Es gab viel Techno und tolle Konzerte. Hier zum Melt-Donnerstag/ Freitagsbericht. Festivalhopperin Claudi berichtet, Fotos von Medler.

Der Samstag war dann auch mit einigen musikalischen Zauberstücken gespickt und ich bin von einer Bühne zur nächsten gezogen – da kommen schon ein paar Kilometer auf die Füße.

Der Tag begann ziemlich relaxt in der nachmittäglichen Sonne an der Big Wheel Stage mit etwas Techno zum Chillen. Einige nutzen auch die Zeit für die Körperpflege. Um dem Ansturm auf die Duschen zu entgehen, sprangen ein paar Mutige zum Abkühlen in den Greminer See. Mein erstes Konzert für den Abend war Citizens! Leider waren sie etwas enttäuschend, da sie mehr oder weniger einfach nur ihr Album herruntergespielt haben und der Auftritt insgesamt nur  knapp 45 Minuten gedauert hat.  Danach hab ich mal wieder beim Intro-Zelt vorbeigeschaut und da spielten gerade Bondage Fairies, wie mir mein Timetable verriet. Die waren echt lustig mit ihren Masken auf dem Kopf und haben locker vor sich hergerockt. Da wirkte nichts inszeniert, sondern total spontan und klang nach Spaß.

Zwischendurch war ich kurz bei Casper, der parallel auf der Mainstage seine Reime rappte. Dafür, dass ich nicht so die Raphörerin bin, war es überraschend einvernehmend und er hat eine gute Show hingelegt. Er lobte das Melt und das Publikum, disste die Bonzen auf ihren VIP-Plätzen und empfahl den Auftritt von Thees Uhlmann am späteren Abend, den er dann auch mit einem Gastauftritt versüßte . Two Door Cinema Club lockte dann auch so richtig viele Zuschauer an und sie bewiesen, dass sie nun auch reif für die Hauptbühne sind. Auch die Tribüne zappelte. Ein paar Lieder von ihrem kommenden Album hatten sie auch in petto. Zu den Iren ließ es sich auch gut tanzen und die Menge zeigte noch einmal alles was sie im Jutebeutel mitgebracht hat: eine Tonne Konfetti, Luftschlangen, Tischfeuerwerk, Wunderkerzen. Es wirkte so, als hätten die meisten ihr örtliches Partykaufhaus leer gekauft. So viel Umsatz machen die bestimmt nicht mal zur Faschingszeit. Selbst vor den Hello Kitty Party Hüten haben die Leute nicht zurückgeschreckt. Nach Two Door Cinema Club bin ich zum weitertanzen an den Strand, wo noch phon.O’s Set im Sonnenuntergang ausklang.

Der restliche Abend gestaltete sich etwas unentschieden. Die einen wollten da hin, die anderen da, am Ende waren wir überall und nirgends hat es mich so richtig mitgerissen. Auf dem Sleepless Floor spielte Oliver Koletzki, das war ganz nett. Bis zum Freude am Tanzen Spezial ab 7Uhr morgens habe ich es leider nicht mehr durchgehalten, aber die sieht man ja hoffentlich noch mal in einem Club.

Fazit vom Samstag lautet dann demnach: das Line-up war okay, aber für den Haupttag schon etwas lahm. Wo war der fette Headliner und wo die Alternativen zu den elektronischen Klängen? Den Auftritt von Gossip habe ich selbst nicht gesehen, aber mir wurde erzählt, dass der vielen Leuten gut in Erinnerung bleiben wird. Die Powerfrau Beth Ditto beeindruckte zum einem mit ihrer Stimme und ihrer starken Performance. Einen Fan macht sie besonders glücklich, denn sie holte ihn aus der Menge auf die Bühne.Am Ende der Show sang sie I will always love you von Whitney Houston und bescherte der Menge Gänsehaut.

Dafür hatte dann der Sonntag wieder viele musikalische Highlights zu bieten. Es ging los mit Lana del Rey, oder auch Lama, W-Lana, Lada, Spartana etc. del Rey, wie einige Fans sie „liebevoll“ auf ein paar Pappschildern benannten.

Alle kamen um zu gaffen (auch Markus Kavka – an dieser Stelle viele Grüße von der Redaktion) und um „die Botoxlippen scheitern“ zu sehen. Tat sie aber keinesfalls. Ganz im Gegenteil überzeugte sie mit ihrer Stimme und begleitenden Streichern plus Pianist.

Natürlich sind ihre Gesten übertrieben, aber ich glaube jeder Kerl fand es irgendwie heiß, als ihr der Kleidträger ganz aus Versehen die Schultern runterrutschte und sie mit einem Augenaufschlag ins Publikum winkte. Sie wickelt alle um den Finger und das auch mit ihrer Musik.

Später ging es gleich mit einem persönlichen Highlight weiter: Destroyer. Die Herren gaben wohl die chilligste Show des Wochenendes ab.

Der eine hatte seine Flasche Wein dabei, der Sänger ließ sich vermutlich einen Whiskey  schmecken. Er verzauberte das Publikum mit seiner angenehmen Stimme und der Saxophonist imponierte mit seinem Spiel. Wahrscheinlich haben sie mit ihrer sympathischen Show den ein oder anderen neuen Fan gewonnen.

The Whitest Boy Alive ließen den Sonntagabend beschwingt ausklingen und animierten noch einmal die müden Füßen mitwippen zu lassen. Die sollte jeder Musikfreund und Festivalgänger mal mitgenommen haben, würde ich meinen. Es war eine tolle Show und auch sie hatten zwei neue Songs dabei. Erlend Øye hat sich als toller Entertainer herausgestellt, was ich gar nicht erwartet hätte. Insgesamt war das wirklich ein sehr schönes Konzert.

Und als wäre das nicht genug, traten dann auch noch Twin Shadow auf und lieferten ebenfalls eine wunderbare Show. Das Intro-Zelt war recht leer, da die meisten wohl zu Justice gegangen sind. Laut Berichten haben die aber nur ihre Sets runtergespielt, die wohl größtenteils vorproduziert waren. Aber nun zurück zu Twin Shadow: toll, toll, toll. Sie spielten eine gute Mischung aus den alten und den ganz neuen Songs und spätestens mit Five Seconds hatten sie dann jeden Hörer zum mitschwingen animiert. Der Band hat’s wohl auch sehr gut beim Melt gefallen, jedenfalls schmiss der Frontmann vor lauter Euphorie seine Gitarre in die Luft und zerschlug sie auf der Bühne. Ob das Absicht war, ist mir unklar, aber alle waren irgendwie erstaunt. Zwischenzeitlich kam auch noch ein etwas seltsamer Typ auf die Bühne, der ein Gedicht á la Shakespeare vortrug. Skurril, aber gut.

Zum Abschluss des Melt Festivals habe ich noch mal alles mitgenommen. Noch etwas beim Technogott Richie Hawtin getanzt, die letzten Töne von Justice gehört und bei Yeasayer noch einen neuen Musiktipp eingeholt. Ab 2Uhr verstummten dann die Lautsprecher nach und nach und in die Eisenstadt ziehte langsam etwas Ruhe ein. Auf dem Sleepless Floor tanzten die, die noch konnten und der Rest zog die Zelttür zu und schlief den letzten Rausch aus.

Das war also das Melt 2012. Es gab keine nennenswerten Zwischenfälle, es lief wohl so gut wie jedes Jahr, es gab ein paar mehr Besucher aus den Niederlanden, die Leute verteilten eventuell 10 Tonnen Glitzer und Konfetti mehr und mit mindestens einem Ohrwurm gingen letztendlich alle heim. Inoffizielle Melt-Hymne war sicherlich One Day von Wankelmut, was ständig überall zu hören war. Das Wetter war letztendlich nicht so schlimm wie befürchtet und die Füße haben die Strapazen auch gut überstanden. Für das nächste Jahr sollten sie sich mit dem Booking mal wieder etwas ins Zeug legen, dafür dass das Vorverkaufsticket jetzt schon 135Euro kostet. Ansonsten war das Melt wohl wie jedes Jahr ein Erfolg, aber irgendwie auch nichts Besonderes. Wer ein Wochenende gut feiern und tanzen gehen möchte, dem gefällt es da sicherlich außerordentlich gut.

 

Als Tipp für das nächste Jahr kann ich folgendes mitgeben: wenn du nicht auffallen willst, dann packe das schlimmste Faschingskostüm ein, wühle bei Mutti oder Opa im Schrank, streue Glitzer drauf und pack noch Neonleggins und eine Nerdbrille drauf. Ach und wenn du männlich bist, dann lass dir einen Schnauzer wachsen, für Mädel’s gibt auch die Variante zum Aufkleben. Wenn du diese Tipps befolgst, fällst du unter den ganzen Hipstern auch gar nicht auf. Viel Spaß beim nächsten Mal. Das Melt! 2013 findet vom 19.-21. Juli 2013 erneut in Ferropolis statt.

Hier geht’s zu den Melt Samstags/ Sonntagsbildern, zu den Melt Donnerstags / Freitagsbildern, zum Melt-Donnerstag/Freitagsbericht.

 

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