Eine Bootsfahrt, die ist lustig, eine Bootsfahrt, die ist schön – und das besonders, wenn der Meister der Selbstironie Markus Kavka an Bord ist.
Text von Maike, Fotos von Bob
Am zweiten Tag des SonneMondSterne Festivals in Saalburg begeisterte der Moderator und Buchautor an den Turntables des SMS.Boat die tanzenden Passagiere.
Nach seinem Auftritt entschuldigt er sich:
„Ich dachte mir, eine Kaffeefahrt ist doch etwas entspannter und habe die erste Stunde Deep House gelegt. In der zweiten Stunde wechselte ich dann auf ein Rave-Set, was richtig Alarm auf dem Kutter machte.“
Was er nicht wusste, war lediglich, dass das Boot nach einer Stunde anlegt und die Passagiere wechseln. „Da mussten sie dann durch“ – die Passagiere der ersten Stunde durch die volle Erholung für Geist und Seele, die der zweiten durch ein durchgehend hartes Set. Gestört hat es augenscheinlich niemanden. Sogar der Kapitän hat mitgetanzt. Nur Kavka bleibt selbstkritisch und bemerkt, dass das Bootsdeck nicht so viele Menschen fasst wie andere Bühnen oder Zelte des SMS. Dabei füllte er im letzten Jahr auch ein solches. „Es hat geregnet und die Leute mussten sich unterstellen“, kombiniert er bescheiden.
Auf das Boot passt er in diesem Jahr besonders gut, da er derzeit selbst am Bootsführerschein arbeitet und während der Fahrt die Wasserzeichen studieren konnte. Generell fühlt er sich auf dem SonneMondSterne Festival aber überall wohl. „Als ich an Deck gegangen bin, hat gerade mein Freund Mathias Kaden aufgelegt. Da wurde die Arbeit direkt zu einer Kaffeefahrt mit Freunden“, erzählt er. Zudem sei man als DJ viel näher am Publikum als beim Moderieren im Fernsehen. „Wenn es den Leuten gefällt, dann sieht man die Zuneigung direkt. Das hat man im Fernsehstudio leider überhaupt nicht.“
Bei so viel Freude an der eigentlichen Arbeit ist es kein Wunder, dass Kavka keine Mühen scheut, seinen Arbeitsplatz auch rechtzeitig zu erreichen. Während im letzten Jahr mehrere Acts des SMS auf Shuttlebusse bestanden, um nicht durch den strömenden Regen auf ihre Bühnen gehen zu müssen, watete Kavka vom Parkplatz aus eilig durch den Schlamm.
„Ich bin da auch hingefallen und war eigentlich ein einziger Schlamm-Mann. Aber als ich dann einmal da war, war es so gut, dass ich gar nicht mehr gehen wollte“, berichtet er heute von seinem eigentlichen Gig und der darauffolgenden Partynacht.
Erst am nächsten Vormittag sei er am Hotel angekommen, vor dem er sich zunächst bis auf die Unterhose seiner Kleidung entledigte, um nicht das komplette Foyer zu ruinieren. „Früher habe ich nach solchen Aktionen auch im Zelt geschlafen. Aber wenn man am nächsten Tag arbeiten muss und das im Fernsehen, dann möchte man ja nicht ganz so scheiße aussehen und auch seine Leistung bringen“, erklärt er.
Wie er hier andeutet, verfügt der 44-Jährige längst über Festivalerfahrung als Gast, sodass er auch einige Tipps für Festivalhopper.de bereit hält. Das Wichtigste seiner Meinung nach: „ein Schloss am Zelt“. Wer nun denkt, Kavka hat Angst, man könnte ihn bestehlen, irrt gewaltig. Vielmehr befürchtet er das menschlichste aller Bedürfnisse –
„da kackt dir sonst einer ins Zelt“.
Dies sei seinem Freund passiert und auch absolut verständlich, wie Kavka nachvollzieht: „Die Toilettensituation auf Festivals ist nicht einfach und das ist ja auch nicht persönlich gemeint, aber wenn da so ein Zelt steht… nun ja.“ Der Toilettengang der SonneMondSterne-Besucher dieses Jahres wurde übrigens sogar von Sicherheitsmännern bewacht, da jemand sich in der Nacht von Freitag auf Samstag auf der Sommerrodelbahn am oberen Ende des Zeltplatzes erleichtert hatte. Sowas muss doch nicht sein… Aber zurück zu Kavka.
Finger weg von Absinth
Er selbst musste so etwas glücklicherweise noch nicht ansehen. Sein schlimmstes Festivaldilemma erlebte er zur Fusion, bei der er das erste Mal Absinth probiert hatte. Am nächsten Tag sei er etwa drei Kilometer vom Festival entfernt völlig allein und ohne jede Erinnerung in einem Wald aufgewacht, sodass er seitdem die Finger vom Absinth lässt. Generell versuche er, bei Auftritten in der Öffentlichkeit nüchtern zu bleiben und einfach das Tanzen zu genießen. Auf dem SMS sei das alles ganz entspannt, da er selten erkannt werde und gern Fotos mit Fans schießen lässt. Daher verzichtet er auch darauf, neben den Stars auf der Bühne zu tanzen, wie es für VIPs auf dem SMS üblich ist. Er scheint einfach „irgendwie etwas anders“ zu sein.
Gerade darauf ist er stolz. „Nur so lernt man, sich für das einzusetzen, was einem wichtig ist“, spricht Kavka aus Erfahrung. Als Landei habe er es als Gothic-Fan nicht leicht gehabt und selbst im weltoffenen Los Angeles kam er während seines Auslandssemesters nicht so recht an: „Ich befand mich damals in meiner Post-Gothic-Pre-Marilyn-Manson-Phase. Das Problem daran: Marilyn Manson gab es da noch nicht so richtig und ich sah trotzdem schon so aus wie er. Das hat die Leute irritiert und dann wollte keiner mit mir spielen.“
Dennoch spielt er noch heute gern alte Platten, die Erinnerungen an damals wecken. Auch wenn die Zeiten längst vergessen sind, er einige Outfits mittlerweile für nicht unbedingt notwendig einstuft und eigentlich längst auf Drums steht. Markus Kavka – ein Mann, der viel zu berichten hat und dem wir gern zugehört haben. Vielen Dank!
In Kürze folgt „Kaffeefahrt und Kaffeeklatsch mit Kavka Teil2“ – Maike hatte viele Fragen zu Kavkas aktuellem Roman „Rottenegg“.
Weitere SMS Fotos hier und ausserdem hier zum gesamten SMS Rückblick 2011.
Markus Kavka erreicht ihr im Netz unter www.markuskavka.de.
6. September 2011 um 10:00
[…] Festivalhopperin Maike interviewte Markus Kavka auf dem SMS-Boat beim SonneMondSterne 2011. […]
16. September 2011 um 11:21
[…] zu Clueso im Netz gibt es bei http://www.clueso.de. Maike sprach beim SMS 2011 ebenfalls mit Markus Kavka über viele lustige Festivalerlebnisse und über sein aktuelles Buch Rottenegg – und hier geht es zu ihrem kompletten […]
4. Oktober 2011 um 22:11
[…] Kavka im Interview “Kaffeefahrt und Kaffeeklatsch mit Kavka Teil1 – […]
19. Juli 2012 um 12:25
[…] kamen um zu gaffen (auch Markus Kavka – an dieser Stelle viele Grüße von der Redaktion) und um “die Botoxlippen scheitern” zu sehen. Tat sie aber keinesfalls. Ganz im […]
23. April 2013 um 09:03
[…] Jahren übrigens mit Festivalhopper-Reporterin Maike über den ‘SMS-See‘ und plauderte über seine Festivalerlebnisse und über sein damals aktuelles Buch […]
1. Oktober 2013 um 19:39
[…] In früheren Interviews haben wir u.a. von Ellen Allien und Markus Kavka (“Kaffeefahrt und Kaffeeklatsch mit Kavka“, Anm.d.Red.) erfahren, dass das SMS sich für seine Acts längst zum entspannten Treff mit […]
17. August 2015 um 12:05
[…] Kavka schoneinmal – damals auf dem Boot beim SonneMondSterne Festival. Lest dazu hier „Kaffeefahrt und Kaffeeklatsch mit Kavka – Teil1: Festivalerlebnisse“ und, damals erschienen: „…Teil2: zum Roman […]