Es wurde wie immer viel getanzt, gehüpft und gefeiert beim Chiemsee Reggae Summer – auch vom Zeltplatz aus konnte man die Publikumsbegeisterung von vor den Bühnen gut beurteilen.
Den größten kollektiven Jubelschrei -der nicht nur begeisterte Besucher auf dem Gelände, sondern auch alle Zeltplätze gleichzeitig erfasste- gab es am späten Chiemsee-Samstagnachmittag als nach einem arschkalten, dreckig verregneten Tag erstmals die Sonne sich ihren Stammplatz am Himmel zurückerkämpfte!
Um gut 25Grad waren die Temperaturen im Vergleich zum heißen Vortag gefallen, am Samstag waren Doppel-Pullover, Regenjacke und Wollmütze angesagt!
Jubelschreie über Gelände und Zeltplatz als Samstag 17:32Uhr die Sonne rauskommt.
Die Sonne kam heraus als sie begann zu spielen: Sara Lugo präsentierte im Zelt ihr Debütalbum mit Musik zwischen Soul, Modern Roots und Pop.
Auf der Hauptbühne enterten Blumentopf die Bühne. Es war ihr letzter Festivalstop in der Festivalsaison und hatten daher richtig Lust nocheinmal so richtig zu feiern! (Bilder folgen)
Absolute Partystimmung gab es ZiehGäuner, die mit bayerischen Mix aus Ska-Funk-Reggae-Disco-Folk überzeugten. Die aus „den Tiefen des Bayrischen Waldes“ stammende Band ZiehGäuner hatten ganz offensichtlich ein Heimspiel beim Chiemsee Reggae Summer 2011. Das Zelt war hier am frühen Abend schon bis hinten richtig voll, während Anfangs bei Lee Scratch Perry noch gähnende Leere vorherrschte. (Bilder folgen)
Perry gab vor allem klassischen Roots-Reggae und Dub zum Besten. Wie immer trat der in der Schweiz lebende Musiker in schillerndem Bühnenkostüm mit Glitzerhelm auf und erinnerte wiederholt an seine verstorbenen Weggefährten Bob Marley, Peter Tosh und Desmond Dekker. Sowohl der am Freitag am Chiemsee spielende Toots Hibbert (Toots & The Maytals) mit seinen zahlreichen (31!) Nr.1-Singles auf Jamaika als auch Dub-Erfinder Perry gehören zu den größten Architekten des Reggae, den es ohne diese beiden herausragenden Künstler in der heutigen Form nicht geben würde. (Bilder folgen)
Ziggy Marley konnte ein großes Publikum begeistern obwohl er ein eher ruhiges Set zum Besten gab. Voll dabei, meist mit geschlossenen Augen und trotzdem starker Bühnenpräsenz präsentierte sich Ziggy Marley dem Chiemsee-Publikum. Der älteste Marley-Sohn spielte hauptsächlich eigene Songs, aber auch einige Songs des berühmten Vaters durften natürlich nicht fehlen.
Anschließend starte im Zelt Nattyflo seine mitreißende Show. Für viele verwunderlich, denn laut offiziellem Programm sollte Marteria hier ab 23Uhr abgehen – die Auftrittszeiten wurden aber nicht kurzfristig, sondern schon im Vorfeld des Festivals getauscht.
Das größte Fest des Tages starteten allerdings Mono & Nikitaman! Was die Monsters dem Open Flair sind, sind Mono & Nikitaman beim Chiemsee Reggae Summer: Stammgäste! Zum sechsten Mal in Folge waren sie heuer am Chiemsee – das Festival ist beinahe unvorstellbar ohne das Reggae/Dancehall Duo.
„Hier ist es wie unter Freunden … wir fühlen uns zu Hause“ – Mono & Nikitaman beim CRS 2011. Vielleicht war ihnen ja der Titel zu ihrem aktuellen Album „Unter Freunden„(2011) bei einem ihrer Chiemsee-Gigs in den Sinn gekommen..
M & N wissen ihr Publikum zu animieren – nicht nur mit Beats und Rhymes, auch die richtigen Themen wussten sie anzusprechen – zwei unterschiedliche Fragen, die aufgrund der abwechslungshaften Wettersituation vom Publikum ganz genauso lautstark beantwortet wurden: „Wem war gestern warm?“ und „Wem war heute schonmal kalt?“.
Die M & N-Show war wie immer der Hammer – wer die beiden noch nie am Chiemsee gesehen hat, war auch noch nicht richtig hier.
Scheinbar waren zum Ende des Gigs auch ALLE bei Mono & Nikitaman – klar denn auch Teile des Zeltpublikums schauten nach Nattyflo nocheinmal kurz raus zur Hauptbühne, bevor es dann mit Marteria nocheinmal so richtig krachen sollte im Zelt.
Leider krachte es zunächst einmal im negativen Sinne, denn ganz offensichtlich schätzte die Security die Situation vollkommen falsch ein:
Nachdem der letzte Akkord des Tages von der Hauptbühne verklungen war, bewegten sich die Besucher eilig Richtung Zeltbühne. Dort waren bereits zwei der drei Eingänge von der Security gesperrt – unklar ob das nun einfach nur voreilig oder absolut kurzsichtig war. Quasi ungewollt fand ich mich im Gedrängel wieder, nach kurzer Zeit ging gar nichts mehr. Der Zweimeter-Mann rechts vor mir wollte etwas nach links zu seiner Freundin, wurde aber gegen seinen Willen mit uns allen nach vorn verschoben – da kann einem schon anders werden, zum Glück blieben aber alle Köpfe oben. Die beiden gesperrten Eingänge wurden von etwa 20 Securitys bewacht – hier, ein paar Meter weiter waren sie weder sichtbar noch Herr der Lage. Der Druck ließ erst nach, als die Besucher eigenständig die Zeltplane hochkrempelten und für Entlastung sorgten.
Etwas weiter vorgekämpft und an der hinteren Bar vorbei war auf der linken Zeltseite wieder reichlich Raum vorhanden – soviel, dass man problemlos bis ganz vorn-links zum Graben laufen konnte. Unterwegs war endlich genug Platz um das Handy herauszuholen – meine Fotografin informierte mich per sms, dass sie mit ihrer Fotoausrüstung zu keinem der gesperrten Eingänge hineingelassen wurde und sich mit der Cam nicht in das Chaos stürzen wollte. So ging’s für mich gleich wieder raus. Richtung Auto und Knippse geholt. Nach einiger Diskussion ließ man mich dann mit der Technik doch links ins Zelt und nun können wir Euch immerhin einige Marteria-Bilder vom Chiemsee präsentieren. Was aber zuvor noch passierte, ist hier zu lesen:
Mit Cam zurück zur Zeltbühne, standen dort ein Kranken- und ein Notarztwagen vorm Zelt. Ich schnappte mir einen Security mit „Einsatzleitung„-Schild (von denen gab es dort recht viele) und lasse Euch hier gern an folgendem Dialog kurz teilhaben:
Festivalhopper: „Was ist da passiert?“
Security EL: „Da ist eine umgefallen“
„Einfach so?“
„…“ (keine Antwort)
„Das war doch sicher vorhin bei dem Chaos am Eingang?“
„…“ (keine Antwort)
„Weil nur ein Eingang offen war..?“
„..weil die plötzlich dort alle reinwollten“
„?…“
„…“ (dreht sich um und geht)
„..weil die plötzlich dort alle reinwollten“ – wie überraschend wenn die beiden anderen Eingänge gesperrt sind!
Erfreulicherweise ist nichts Schlimmeres passiert, die beiden Patienten kamen nach kurzer Behandlung von selbst wieder auf die Beine. Die Pressekonferenz am Sonntag verpassten wir leider knapp, laut Zwischenbericht der Malteser und Polizei gab es bis Sonntagnachmittag aber keine größeren wirklich nennenswerten Vorkommnisse am Festivalwochenende, am Ende also alles gutgegangen.
Mit etwas Einsatz hatten wir dann also doch noch ein paar Fotos von Marteria bekommen. Fotografieren durfte man den Rapper allerdings nicht von frontal – vielleicht weil das Ex-Model mittlerweile ein kleines Pläuzchen vorweisen kann? Das konnten wir aber von seitlich im Profil besonders gut einfangen.
Aber im Ernst: Marteria lieferte eine absolut mitreißende Show ab! Vor großer Fangemeinde und allen die es sonst noch ins Zelt geschafft hatten, spielte er vielleicht die Show seines bisherigen Musikerlebens.
Zum Ende des Auftritts sprang der Wahlberliner plötzlich in den Graben und ging auf Tuchfühlung mit seinen Fans (deshalb durften wohl keine Fotos von frontal scießen). „Die letzten 20 Sekunden“ wurden gefühlte 50 Mal angesagt während die Crowd tobte.
„Soetwas habe ich noch nicht erlebt!“ – Marteria nach seinem Gig auf der Zeltbühne beim Chiemsee Reggae Summer 2011
Beschlossen wurde die Nacht etwas harmonischer mit ‚Geschichtenerzähler‘ Maxim. Zuletzt war er mit seiner Reggae-Band am Chiemsee zu Gast, diesmal in anderer Formation und mit ruhigeren Tönen aber immernoch mit genausoviel Charme, Leichtfüßigkeit und Schärfe. In den letzten zwei Jahren sei er etwa sechs Jahre gealtert, teilte Maxim seinem Publikum mit. Binnen vier Monaten veröffentlichte er zuletzt die EP-Triologie „Erstens„, „Zweitens„, „Drittens„.
Wir berichteten bereits vom heißen Chiemsee-Freitag 2011. Auch Termin und erster Headliner 2012 (Gentleman) stehen bereits für den nächsten Chiemsee Reggae Summer fest. Weiteres zum CRS hier bei uns und auf www.chiemsee-reggae.de. In Kürze gibt es hier noch viel mehr Fotos!
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