Zum mittlerweile 11. Mal versammelten sich von 18.-21. August Musik- und Festivalfreunde aus Nah und Fern im niederösterreichischen St. Pölten um bei Bands wie den Foo Fighters, Seeed, Deichkind und den Chemical Brothers abzurocken. Doch nicht nur die Headliner boten grandiose Auftritte mit ausgeklügeltem Bühnenbild, auch viele Bands auf früheren Slots wussten die 40.000 Besucher bei größtenteils schönem Festivalwetter zu überzeugen. Über 100 Acts performten am FM4 Frequency 2011 in Day- und Nightpark. Festivalhopper Lukas war für euch vor Ort und hat versucht, möglichst viele Impressionen zu sammeln.
Bereits am Mittwoch, 17. August, reisten die meisten Festivalbesucher an um sich die besten Zeltplätze am Campingplatz entlang der Traisen zu sichern. Die leichte Staubildung zu Stoßzeiten an der Bandausgabe wurde von den meisten mit Humor und einem Dosenbier überbrückt – schließlich war die Vorfreude doch groß. Vom Veranstalter wurde das Proramm im Vorfeld vielleicht etwas voreilig zum „besten Lineup aller Zeiten“ ausgerufen, sehen lassen konnte es sich 2011 aber allemal (wir berichteten mehrfach).
Donnerstag, 18. August 2011
Schon am frühen Morgen war reges Treiben am Campingplatz zu beobachten. Die sommerliche Hitze trieb einen Großteil der Festivalbesucher schon früh in die Traisen (Fluss) um sich abzukühlen. Das Thermometer kratzte am ersten Festivaltag gleich an der 30 Grad-Marke, genügend Wasser und Sonnenschutz waren also Pflicht. Besagte Traisen präsentierte sich anfänglich noch sehr sauber. Leider ließ das Umweltbewusstsein einiger Festivalbesucher auch 2011 zu wünschen übrig – dementsprechend verschmutzt war der Fluss in den Folgetagen.
Entspannt pilgerten die ersten Festivalbesucher am frühen Nachmittag zu den beiden großen Bühnen, Race- und Greenstage, im Daypark. Den Startschuss setzten um 14:00 Uhr Cloud Control bzw. Fertig, Los! Zum ersten Mal füllte sich der Wavebreaker auf der Racestage am späteren Nachmittag als sich Bombay Bicycle Club die Ehre gaben. Mit einer guten Mischung aus altbewährtem und neuem Songmaterial sprang der Funke schnell aufs Publikum über. Man nahm den sympathischen, jungen Briten die Unbekümmertheit ihrer Songs durchaus ab. Bleibt zu hoffen, dass sie sich diese Eigenschaft auch weiterhin beibehalten.
Zum Mittanzen regte im Anschluss Kele auf der Greenstage an. Der auf Solopfaden wandernde Bloc Party-Frontmann bot bei bester Laune eine gute Show. Als Kontrast zu seinen eher electrolastigen Solonummern spielte er auch Bloc Party-Klassiker wie etwa „Modern Love“. Mit voller Bandbesetzung am FM4 Frequency 2009 klangen die Songs zwar besser – dem Publikum vor der Greenstage gefiel es trotzdem. Als die Sonne langsam am wolkenlosen Himmel über St. Pölten unterging, betraten The National die große Racestage. Der gänzlich schwarz gekleidete Sänger Matt Berninger fesselte mit seiner tiefen Bariton-Stimme das Publikum vom ersten Song weg. Auch wenn die Stilrichtung von The National wohl eher in die Kategorie „Herbstmusik“ passen würde, war dieser Auftritt mein persönliches Highlight am ersten Festivaltag. Beim letzten Song begab sich Matt Berninger dann auch noch ins Publikum, was für ein Abschluss!
Auf der Racestage ging es in der Folge gleich Schlag auf Schlag. Nach The National betraten Interpol die Bühne. Mehr oder weniger die selbe Stilrichtung, allerdings war die gefühlte Distanz zwischen Band und Publikum bei Interpol deutlicher größer. Nichtsdestotrotz war es ein ordentlicher Auftritt der „beloved men in black“ aus New York, aber eben nicht mehr.
Um kurz nach 22 Uhr ertönten die Gitarren der Kaiser Chiefs auf der Greenstage. Oft gescholten wegen ihrer belanglosen neueren Songs, muss man fairerweise auch sagen, dass die Lieder aus ihrem ersten Album Employment immer noch gut klingen. Im Anschluss feierten The Kooks ihre Frequency-Premiere.
Gut gelaunt und mit einigen neuen Songs im Gepäck wurde in der lauen Sommernacht vor der Bühne getanzt, Kreischalarm vornehmlich weiblicher Fans in den ersten Reihen inklusive. Nur eine Randnotiz wert ist der Auftritt von Beady Eye. Beady wer? Die irgendwie-Nachfolge-Band von Oasis mit einem der beiden zerstrittenen Brüder (Liam Gallagher) die einst mit Oasis als Aushängeschild des Britpops galten. Das Album „Different Gear, Still Speeding“ kam im Vorfeld in diversen Feuilletons schon nicht gut weg – von „treu doofem Britpop aus vergangenen Tagen“ und „sturrer 60iger Jahre Coverband“ war da etwa die Rede – zu recht. Die schwachen Songs ohne Wiedererkennungswert gepaart mit Liam Gallaghers arrogantem Auftreten, definitiv keine Sternstunde des diesjährigen FM4 Frequency 2011. Der ersten Headliner auf der Racestage bot hingegen eine gewohnt gute Show mit tollem Bühnenbild. Seeed mit Peter Fox heizte der Menge richtig ein und sparte auch nicht an guten Songs. Peter Fox, der mittlerweile schon fast Stammgast am FM4 Frequency ist (Rückblick 2010), hatte mit seiner Band sichtlich Spaß.
Der erste Tag neigt sich dem Ende zu, also ab in die Zelte und schlafen? Fehlanzeige. Nach den letzten Konzerten im Daypark öffnete nämlich der Nightpark seine Pforten. Wie schon in den vergangenen Jahren musste man doch relativ zügig zum Nightpark aufbrechen, um auch sicher reinzukommen. Während in der Red Bull-Halle eher die Drum ’n‘ Bass-Freunde abtanzten, wartete man schon gespannt auf A-Trak im UAF Floor. A-Trak? Ganz genau, das ist neben Armand van Helden einer der DJs von Duck Sauce. Auch ohne seinen Partner drehte A-Trak kräftig am Mischpult und brachte das Publikum zum Kochen. Auch ich, der ich kein fachkundiger Kenner von elektronischer Musik bin, war von diesem Auftritt sehr angetan. Mal kein DJ, der nur auf seinem Macbook rumspielt.
Da aber auch Festivalhopper ihren Schlaf brauchen und noch zwei weitere Tage auf dem Programm standen, gings dann auch mal ins Bett.
Freitag, 19. August 2011
Auch der zweite Festivaltag begann so unbeschwert und vielversprechend wie der erste geendet hatte. Bei ähnlich hohen Temperaturen wie am Vortag lockte die Traisen auch an diesem Tag tausende Festivalbesucher mit Campingstühlen und Bier an. Nach und nach erreichte auch den Campingplatz am Frequency 2011 die traurige Nachricht über die tragischen Ereignisse am belgischen Pukkelpop Festival. Es mischte sich zur Betroffenheit im Laufe des Tages noch ein mulmiges Gefühl, worauf ich später eingehen werde. Nach einigen Absagen im Vorfeld (The Vaccines, Good Charlotte, Simple Plan, The Bewichted Hands) drohte auch der Auftritt von The View ins Wasser zu fallen. Extra aus der schottischen Heimat angereist gab es wohl einige Komplikationen – schlussendlich wurde der Auftritt von Nachmittag auf frühen Abend verlegt.
Das große Tuschelthema des Tages war aber ohnehin ein anderes: Kommt Kate Moss zum FM4 Frequency 2011? Ein eigentlich begrenzt interessantes Thema, und doch wurde es im Vorfeld von diversen Medien dermaßen hochstilisiert, dass schon beinahe ein Hype um diese Frage ausbrach. Moss‘ frisch angetrauter Ehemann Jamie Hince kam dann übrigens alleine mit seiner Band The Kills. Diese Tatsache tat der Qualität des Konzertes auf der großen Racestage allerdings keinerlei Abbruch. Mit lauten Gitarren und etwas düster wirkenden Sounds wurde gerockt was das Zeug hielt. Ein wirklich sehr gelungener Auftritt der die Messlatte für den zweiten Festivaltag gleich ziemlich hochgeschraubt hat.
Gefolgt wurde der Auftritt von der englisch-spanischen Band Crystal Fighters. Wow – was für eine Performance! Publikum und Band wurden hier eins, gute Laune war garantiert. Die schwer zu beschreibende musikalische Stilrichtung verlieh dem Sonnenuntergang nochmals eine spezielle Atmosphäre. Auch wenn sie wohl schon länger kein Geheimtipp mehr sind, sollte man sich, sofern die Möglichkeit besteht, diese Band auf keinen Fall entgehen lassen. Der sympathische Charakter der Band wurde anschließend im Autrogrammzelt unterstrichen.
Noch vor dem Auftritt der britischen Band Elbow wurde auf den Screens vor der Racestage vor einem herannahenden Gewittersturm gewarnt. In Anbetracht der schlimmen Katastrophe am Pukkelpop kam bei vielen, das eingangs beschriebene, mulmige Gefühl auf. Als Elbow die Bühne betraten, verdunkelte sich der Himmel über dem FM4 Frequency 2011 zunehmend. Auch die eindringlichen Worte von Elbow, die angesichts des Gewitters „cloud f…. off“ anstimmten, halfen nicht. Ein heftiges Gewitter mit Blitz und Regen ging über dem Frequency nieder. Festivalbesucher suchten überdachten Schutz, während die Racestage sicherheitshalber geräumt wurde.
Nach einer guten halbe Stunde war der Spuck dann auch wieder vorbei. Die ersten mutigen Festivalbesucher trauten sich wieder vor die Bühne, die zum Leidwesen vieler mit einigen Pfützen übersät war. Dem leider zu kurzen Gastspiel von Elbow folgte eine weitere Band aus Großbritannien. Nach 2009 fanden Kasabian wiederum den Weg nach St. Pölten. Fleißig wurde neben den Klassikern von früheren Alben auch neues Songmaterial probiert, was beim Publikum auch wohlwollende Zustimmung fand. Das neue Album „Velociraptor“, welches für Herbst diesen Jahre erwartet wird, lässt nach dem Einblick einiger Songs schonmal definitiv Vorfreude aufkommen!
Den Abschluss im Daypark setzte an diesem zweiten Festivalttag, nach Seeed, ein weiterer großer Exportschlager aus Deutschland, und zwar keine geringere Band als Deichkind. Das durch den Vortag verwöhnte Publikum bekam erwartungsgemäß auch beim 2. Headliner Deichkind eine mächtige Bühnenshow zu sehen. Ein tanzendes Publikum, das einen Großteil der Songs mitsang und Neonfarben wohin man auch schaute – dieses Konzert machte einfach Spaß. Von diesem Auftritt noch beinahe hypnotisierte pilgerten die meisten Festivalbesucher zum Weitertanzen gleich in den Nightpark weiter. Busy P (der leider kurzfristig abgesagt hatte), seineszeichens Inhaber von Ed Banger Records (u.a. Justice), und Boys Noize zogen die Massen an. Gefeiert wurde folglich bis in die frühen Morgenstunden.
Samstag, 20. August 2011
Am letzten der drei Festivaltage zeigte sich schön langsam ein kollektives Müdigkeitsgefühl. An einem, im Vergleich zum Vortag etwas ruhigeren Vormittag, wurden die inneren Batterien nochmals aufgeladen, um zum Abschluss des FM4 Frequency 2011 nochmals Gas zu geben. Immerhin spielte an diesem Tag der große Headliner, die Foo Fighters, welche auch deutlich mehr Zuschauer anzogen als die Vortage, Tagesticket sei Dank.
Das erste Mal richtig für Stimmung sorgten Hadouken mit ihrem Mix aus Indierock gepaart mit elektronischen Klängen. Beim Festivalpublikum kam es gut an, Moshpit und Pogo durften da natürlich nicht fehlen. Etwas ruhiger ging es im Anschluss bei Panic! At The Disco zu. Während kreischende Mädchen ihre selbstgestalteten Liebesbekundungen in die Höhe hielten gab die Band alles. Bei älteren Songs war der Wiedererkennungswert auch gegeben, neuere Veröffentlichungen waren nicht jedem geläufig.
Bei einem Abstecher auf die kleinere Greenstage wurde einem ein fulminanter Auftritt von Friendly Fires geboten. Man hatte fast den Eindruck, dass die Band von der äußersten guten Stimmung auf der Bühne selbst etwas überrascht war und sich dadurch noch zusätzlich pushte. Verschwitze Musiker, langer Applaus mit Zugabe-Rufen, so muss es sein!
Bevor The Ting Tings ihren Auftritt auf der Racestage absolvierten war diese schon sehr gut gefüllt, es lief alles auf das grande Finale mit den Foo Fighters hinaus. Ich hatte The Ting Tings schon öfter gesehen und an der Liveperformance nie wirklich Gefallen gefunden, konnte dieser Perfomance aber durchaus etwas abgewinnen. Die Stimmung wurde durch diesen Auftritt nochmals deutlich gehoben.
Um kurz nach 23 Uhr war es dann so weit. Dave Grohl kam mit seinen Foo Fighters auf die Bühne. Geboten wurde eine Rockshow der Sonderklasse – wahrscheinlich gelten die Foo Fighters zu recht als eine der letzten „Rockbands“, wenn man von diesem Schubladendenken etwas hält.
Auf jeden Fall ein mehr als würdiger Headliner, der die 11. Auflage des FM4 Frequency krönte. Erwähnenswert ist aber auch der „kleine“ Headliner auf der Greenstage. The Chemical Brothers heizten den Fans von elektronischen Klängen mächtig ein. Die eingesetzten Visuals kann man gut und gerne als grandios bezeichnen – neben 2manydjs eine der Besten die ich je gesehen habe.
Gern hätte ich euch noch von der letzten Nacht im Nightpark berichtet, immerhin spielten noch Acts wie The Bloody Beetroots oder Moonbootica – leider gewährten die Securities den Pressebändchen-Leuten keinen Einlass mehr – Gründe wurden auf Nachfrage keine genannt, man wurde gewissermaßen vor vollendete Tatsachen gestellt.
Mein Fazit für die 11. Auflage des FM4 Frequency fällt dennoch sehr positiv aus. Zum mittlerweile 3. mal in St. Pölten veranstaltet, hat man in diesem Jahr einiges aus diversen „Kinderkrankheiten“ der Vorjahre gelernt. Auch zeitgemäße Innovationen wie etwa die offizielle Frequency-Applikation für diverse Smartphones ist positiv herauszuheben. Die App wurde immer aktuell gehalten und wird wohl in Zukunft auch mehr und mehr den offline Timetable in Papierform ablösen, die Umwelt wird es allemal freuen. Auch wenn das Wetter außerhalb des Einflussbereiches des Veranstalters liegt, so scheint St. Pölten auch in dieser Beziehung ein Glücksgriff zu sein. Abgesehen von kleineren Abweichungen, wurde in St. Pölten immer bestes Festivalwetter präsentiert.
Auch 2012 soll das FM4 Frequency in St. Pölten stattfinden, der genaue Termin steht allerdings noch nicht fest. Wir werden euch aber natürlich sofort informieren, wenn weitere Neuigkeiten bekannt werden.
Danke FM4 Frequency 2011 für die schöne Zeit, und hoffentlich bis bald!
Hier gibt es weitere Bilder vom Frequency 2011
13. Dezember 2011 um 16:56
[…] Es wurden bisher noch keine Bands für das Frequency 2012 bestätigt. Da ein Blick zurück auch immer ein bisschen Blick voraus ist, hier der Link zu unserem Frequency Rückblick 2011 “Musik, Sonne, Party – und (keine) Kate Moss…. […]
25. Januar 2012 um 11:33
[…] schon in den vergangenen Jahren (wir berichteten), wird auch 2012 wieder das volle Potential der Location in St. Pölten ausgeschöpft. […]