Iggy & The Stooges waren der Samstags-Headliner beim Open Flair 2011 – auf die Bühne kamen fünf ältere Herren, die den Altersdurchschnitt des Festivals spürbar anhuben.
Die Energie von Iggy selbst reichte aber locker um vom ersten Song an die Crowd in Extase zu versetzen!
Am Sonntagmorgen lasen wir bei Kollegen eine Einschätzung, die wir in keinster Weise teilen: der Funke sei bei Iggy & The Stooges nicht so recht übergesprungen – aber HALLO – wo wart ihr denn?!
Allerspätestens kurz nachdem die Fotografen den Graben verließen und Iggy Pop seine Fans zum mittanzen auf die Bühne bitten konnte, war die Crowd dabei vollends auszurasten.
Gut, das Werdchen war vielleicht nicht so überfüllt wie am Vortag bei den Fantas, der Platz war aber zum Rocken und Pogen auch bitter nötig. Zum Glück spielten parallel Bonaparte, die einige Besucher an die Seebühne zogen und ebenfalls fett rockten (Bericht dazu folgt von Festivalhopper Schlegi).
Abgesehen von ein ‚paar Falten‘ waren der lebende Legende seine mittlerweile 65 Jahre kaum anzumerken! Es flitzte über die Bühne, sprang umher und animierte so das Publikum. Ein echter old school Rockstar, der sich mit der Show auf das Wesentliche konzentriert und kein großes Klimbim drumherum veranstaltet. Mit engen Jeans und von Anfang an mit freiem Oberkörper zeigte Iggy eine Dynamik auf der Bühne, die seines Gleichen sucht.
„I always liked Raw Power. A lot. I knew that not a lot of other people would like it at the time it was made, but what could I do? Seeing it re-released on Sony Legacy is deeply satisfying. The Stooges and I are cocked and loaded to follow up and deliver it live on stage in 2010 (and 2011).“ IGGY POP
Den optischen Kontrapart zu Iggy lieferten Bassist Mike Watt und Gitarrist James Williamson, die zwar den perfekten Sound ablieferten, aber eher wie Versicherungsvertreter im Ruhestand auf der Bühne standen. Bemerkenswert aber, dass sich James nach fast jedem Song eine neue Gitarre reichen ließ. Leider machte das Quartett (Scott Asheton am Schlagzeug) überpünktlich Schluß. Allerdings zur Freude von Boppin B, denen wohl kein Veranstalter dieser Welt genug Spielzeit für ihr schier unerschöpfliches Repertoire einräumen kann.
Iggy & The Stooges touren übrigens noch weiter durch die Welt – Festivals in Tschechien, Norwegen, Frankreich und Rumänien folgen, bevor die Tour ihre Höhepunkte in Kalifornien feiern kann; im Hollywood Palladium in Los Angeles, im The Joint at Hard Rock Hotel & Casino in Las Vegas und zwei Konzerte im The Warfields in San Francisco gibt – alle Termine noch im August und September!
Boppin B, die sympatischen Rock n Roller aus Aschaffenburg rockten anschließend die Freibühne und ließen die Fetzen oder besser noch das Gras fliegen. Da sich ein Bandmitglied dann so wie zu Haus fühle, seien alle aufgefordert das Heu (womit die Veranstalter als Matsch und Schlammschutz den Boden abgedeckt hatten), durch die Gegend zu werfen.
Der Gig selbst war wie gewohnt professionell und äusserst unterhaltsam gestaltet, neben absolut party- und tanztauglichen Nummern gab’s auch mal ne‘ Ballade, die mit tiefster Schmalzstimme vorgetragen wurde.
Ausserdem traten am frühen Abend auch noch die Dropkick Murphys auf, die an diesem Tag erstmals die etwas härteren Töne anspielten und mit ihrem Hardcore-Folk-Punk auch alle Mosher auf ihre Kosten kommen ließen (Fotos folgen).
Jupiter Jones war indes der Act, der an diesem Tag den Platz vor der Seebühne am meisten füllte. Eine große Fanbase und mangelnde Genre-Konkurrenz (Schandmaul auf Freibühne, Hessenslam im Zelt, die Dropkick Murphys nur etwas überlappend), machten’s möglich.
Ein persönliches Highlight unsererseits war der Auftritt von Norman Sinn. Als allererster Act des Tages an der Seebühne war der recht kurze 45min-Auftritt leider nicht sonderlich gut besucht. Norman Sinn & Band machte das aber rein gar nichts aus, man hatte das Gefühl, dass sie auch für nur drei Zuschauer total abfeiern würden (es waren vielleicht 300 Zuschauer). Und das obwohl man als Vorband von Herbert Grönemeyer sicherlich ganz andere Zuschauerzahlen gewohnt war. Norman war auch um keine Antwort auf Zwischenrufe verlegen und sich um keinen Scherz zwischendurch zu schade. Sehr symphatisch auch die Art mit seiner eingenen Musik abzugehen und in ihr aufzugehen. Alle die das Glück hatten diesen Gig mitzuerleben, verließen mit einem Lächeln den Platz.
Auf Norman Sinn folgten Jupiter Jones? Denkste! Die Pause zwischendurch füllten die Wohnraumhelden am Seeufer bestens aus. Nach ein paar ruhigeren Nummern, gings dort –vor der „kleinsten Bühne der Welt“– ordentlich zur Sache, selbstverständlich auch inklusive Stagediving und Crowdsurfing. Einen Crowdsurfing-Kurs für die ganz Kleinen gaben die beiden Hannoverer zuvor bereits im Schloßpark.
Parallel zum Kinderfest spielten sie dort für die Kleinen und Großen. Bei manchen Wohnraumhelden-Textstellen mussten die Eltern ihren Kindern die Ohren zuhalten. Dazu gab es auch einen Tipp von der Band:
„Wenn ihr alle Kinder in einer Reihe aufstellt, sind nur zwei Erwachsene nötig, die ganz links und rechts die Ohren zu halten, die müssen dann nur fest drücken.“
Ach und dann gab’s ja noch den Auftritt von Eure Mütter im völlig überfüllten Kleinkunstzelt. Allerdings lichteten sich die Reihen nach und nach – aber nicht aufgrund des Programms, sondern wohl eher wegen der gefühlten 50Grad Innen-Zelttemperatur bei Luftfeuchtigkeiten jenseits der 90%.
Hier gibt es noch mehr Bilder vom Open Flair Samstag! Und hier geht’s zum Open Flair Freitag mit den Fanta Vier, einen Blick auf Culcha Candela und den Rückblick auf den Flair Donnerstag mit der Clueso & Discostress Weltpremiere!
17. August 2011 um 17:28
Ich habe mich so auf Iggy Pop gefreut und es war auch total geil diese Legende zu erleben. Enttäuchend war allerdings das er weder wie von vielen erwartet Hits wie Passenger, Lust for Life oder Real Wild Child nicht gespielt hat. Deswegen konnte keiner so richtig glauben das es das tatsächlich schon gewesen sein sollte als eine Viertelstunde vor dem regulären Schluss die Jungs von der Bühne gingen. Schade, sehr schade!
18. August 2011 um 11:35
Ja das hab ich auch gedacht. Hab ich vorher noch bei keiner Band erlebt.
19. August 2011 um 17:21
[…] einen Rückblick auf den Open Flair Samstag um Iggy and the Stooges gibt es auch nocheinmal von Festivalhopper […]
8. Februar 2012 um 13:03
[…] (Foto von Festivalhopperin Aljona: Iggy beim Open Flair 2011) […]