Sziget 2009 – Festivaltagebuch Tag 0

News am 13. August 2009 von Montgomery

sziget logoIn der  Nacht kam … wie sollte es anders sein… Regen. Aber man ist ja mitlerweile abgehärtet. Ein echtes Erlebniss ist es in den Wäldern von Sziget zu zelten, wenn es regnet.

Festivalhopper Stephan berichtet vom Sziget. Fotos und die weiteren Tage folgen.

DCP_9560Wacht man am Morgen nach einer verregneten Nacht auf, und begutachtet sein Umfeld, kommt einem dies wie der Regenwald in Brasilien vor. Ein clever abgestellter Bierbecher zwischen zwei Zeltstangen berichtet vom Regenausmass des Abends. Der 0,5 l Becher war voll. Trotz Wald kam da eine Menge Wasser vom Himmel. Der Boden blieb erstaunlicherweise recht trocken und verwandelte sich nicht in ein totales Matschfeld. Die Wurzeln der Bäume saugen das Wasser wohl auf – wie ein Schwamm.

Der Rest des Festivalgeländes stellt sich ebenfalls als gut gegen Regen gerüstet heraus. Vor Toiletten und Waschräumen wurden Plastikplatten verlegt, die ein Matschinferno wie auf anderen Festivals vermeiden sollten. Dixitoiletten gibt es überall. Containertoiletten mit Waschbecken und 24h Reinigungscrew alle paar hundert Meter. Kleinere Dixi-Handwasch Stationen gibt es genauso wie Dixitoiletten überall recht häufig verstreut. Weiterhin macht das Gelaende bis hierhin einen super Eindruck. Hauptwege sind entweder aus Beton oder mit ausgelegtem Anti-Matsch-Matten versorgt. Die Investitionen der Veranstalter im letzen Jahr hat ein beleuchtetes und besser infrastrukturiertes Gelände hervorgebracht. Unter anderem wurden diverse Bäume  ausgeschnitten, dessen Äste bereits bedrohlich herunterhingen.

Nach einem Tag macht das Sziget noch einen super Eindruck. Speziell nachts sind Reinigungsteams im Einsatz, die den Platz von Müll befreien. Auch am Tag stromern grössere Truppen an „1 Forrint Jobbern“ über den Platz um dem anfallenden Müll sofort aufzusammeln. Der erste Eindruck verspricht ein sauberes Festival, mal schauen ob sich das in den nächten Tagen so hält. Die Crew ist zumindest wirklich bemüht dies einzuhalten. Auch die Ordnungskräfte sind nicht mit ihren deutschen Kollegen zu vergleichen. Bodybuilder Schränke mit Oberarmen die grösseren Umfang haben als meine Oberschenkel sind vollkommen höflich und freundlich, helfen gerne weiter. Zwar gibt es auch überall Infostaende, aber anfangs verliert man doch öfters die Orientierung. Es gibt zwar auch grosse aufgestellte Karten an allen grösseren Kreuzungen, aber zumindest fehlt der „SIE SIND HIER“ Punkt, was die Sache etwas verkompliziert.

Eine Person die einen halbwegs funktionierenden Orientierungssinn hat (Mann) kommt nach einiger Zeit mit der Anordnung und Wegfindung zurecht. Personen mit geringerem Orientierungssinn(<>Mann) haben hier sichtlich einige Probleme. Beschilderung ist vorhanden, auch in mehreren Sprachen, aber da manche Ecken sich wirklich sehr ähnlich sehen, biegt man doch schonmal falsch ab. Evenuell liegts auch an diversen Schuhverkaufsstellen, die so manche Person vom rechten Wege abbringt.

DCP_9558Ein Nachteil beim Zelten im Wald ist natürlich die geringe Sichtweite der Zelte, werden sie ja von Bäumen verdeckt. Orientiert man sich an den Festivalgebäuden kommt man eigentlich recht gut voran. Aber ich muss zugeben, einmal rettete mir mein GPS bereits die Positionsbestimmung. Verloren geht man doch zu Anfang recht fix. Vielleicht liegts auch daran, dass sich die Umgebung ständig ändert, weil immermehr neue Camper hinzukommen, und Zelte da stehen, wo man vor Minuten noch eine freie Wiese hatte. Eventuell ein Phänomen. Ein epochaler Vorteil beim Zelten direkt am Festivalgelände ist die Möglichkeit sich das Umfeld der Morgentoilette frei auszusehen. Es gibt Waschbecken direkt am Jazzzelt, wo man sich bei Toilette, Zähneputzen, Waschen mit Jazzmusik beschallen lassen kann. Meine Wahl fiel dann eher auf Jimi Hendrix vom nahen DJ, zum aufwachen wirklich eine Empfehlung.

Der Dienstag ( Tag  0 ) selbst bot als Eröffnungsveranstaltung ein zehn stündiges Powerprogramm gegen Rassismus von den Grössen der ungarischen Musikszene. Sämtliche Nationen tanzten hier gemeinsam zu den Klängen von Poka Egon, Irie Maffia, Anima Sounds, Quimby, Brody Janos und LGT.

Nationalitäten sind hier ebenfalls sehr viele vertreten. Der Satz den man hier am meisten hört ist „which country are you coming from?“ . Englisch ist hier vorherrschend. Viele sprechen ein sehr gutes Englisch, das auch lange ausführliche Diskussionen ermöglicht. Hauptsächlich trifft man hier auf Holländer, Belgier, Franzosen, Engländer, Schweizer und Deutsche. Richtige Ungarn sind gar nicht so häufig vertreten.  Die Völkerverständigung klappt sehr gut, und es ist auch ein wunderbares Miteinander. Auf dem Zeltplatz herrscht eine offene und hilfsbereite Stimmung. Zwar wurde am Nachbarzelt ein Flippflopp Gr.38 entwendet (genau genommen wurde er nur gegen einen ähnlichen Flippflopp Gr.35 ausgetauscht, aber die betroffene Person pauscht gern Sachen auf ), aber bisher macht alles einen sicheren Eindruck. An den Infopunkten gibt es für die Sicherung der Sachen diverse RFID Token, die gegen einen geringen Betrag gekauft werden können. Diese schlagen beim Verlassen der Insel an, und veranlassen die Security sofort einzugreifen. Genauere Informationen dazu folgen. Vermutlich lässt sich dieses System auch umgehen, aber prinzipiell ist ein Schritt gegen die unerlaubte Entwendung von Sachen getan.

DCP_9682Die Alkoholkontrollen am Eingang werden besonders gern von Franzosen umgangen. Unsere Nachbarn zum Beispiel scheinen sich darauf spezialisiert zu haben Vodka aufs Gelände zu schmuggeln, zum Eigenverzehr, nicht kommerzionell versteht sich. Früher war es wohl üblich, die Vodkaflaschen in Broten zu verstauen – diese Taktik wurde aber bald von der Security durchschaut und seitdem werden alle Brote am Eingang auf Fremdkörper kontrolliert. Auch wenn ich nun ein paar Geheimtipps der Schmuggler verrate, tue ich dies nur, um nächstes Jahr die neuen, noch schlaueren Tricks zu erfahren, die der Jugend heutzutage so einfallen.

Ein wirklich faszinierender Anblick, anscheinend besonders von 18-jährigen Franzosen perfektioniert: Es wird eine Chipsdose geleert, eine Vodkaflasche darin verstaut, diese mit Chips wieder abgedeckt, und dann die Alufolie wieder regelkonform abgeklebt. Der Orangensaft im Tetrapack wird durch Vodka ersetzt, und der Plastikverschluss wieder mit Kleber verschlossen.

DCP_9572Ausserhalb vom Sziget in Budapest kann man Alkohol natürlich normal kaufen und trinken. So auch in einer kleinen Bar, die wir gleich zu Anfang ausgetestet haben. Das Bier ist lecker. Und die dortigen Gäste eine Stammtruppe, die sich aber über Besucher freut. Zeigt man dann noch etwas Willen ungarisch zu lernen (bitte, danke, bier, mehr bier!, prost) ist man ein willkommener Zeitgenosse. Die ungarische Mentalität ist sehr auf Gastfreundlichkeit aufgelegt, sodass man eine Einladung zum Bier garnicht abschlagen darf, da dies sonst als beleidigend angesehen wird. Ich verbrachte jeden Sommerurlaub als Kind in Ungarn und kann nur sagen, dass sich seither nichts geändert hat und man als weltoffener Mensch in einer ungarischen Kneipe definitiv seine Freude hat.

Neben den 200 Bands die auf dem Sziget spielen werden, gibt es auch nebenbei ein enormes Angebot an Rahmenprogrammen, Nebenveranstaltungen und diversen Abwechslungen. Wem das immernochnicht genug ist, darf sich natuerlich auch in die Innenstadt von Budapest zurückziehen, Weltkulturerbe Kettenbrücke und diverse Museums besichtigen oder eine der wirklich tollen Thermalbäder besuchen. Zum morgigen Auftakt erwarten uns Ska-P, Snow Patrol, Lily Allen, Donots und die Backyard Babies.

6 Kommentare zu “Sziget 2009 – Festivaltagebuch Tag 0”

  1. Nummer 1: puky04 sagt:

    Gerade beim Sziget sollte man immer den Durchblick behalten und sich nicht mit Vodka zudröhnen. Aber nachher rumjammern wenn man bestohlen wurde und man selbst dabei war. Der Trick mit dem Brotschmugeln ging schon im jahr 2005 voll in die Hose. ich würde – wenn s schon sein müsste, es mit einem “ Blutbeutel“ versuchen am Körper wie sie auch legal bei Rock am Ring eingesetzt werden. Aber bei der vielen guten Musik, braucht man eigentlich bis auf ein paar Bierchen nichts weiter zum berauschen.

  2. Nummer 2: Montgomery sagt:

    Könnte mich nicht entsinnen rumgejammert zu haben, oder das besagte Person rumgejammert hat. Weiterhin war auch niemand von uns zugedröhnt.
    Es waren zwei unterschiedliche Sachverhalte, die beide nichts miteinander zu tun haben. Portemonnaie gestohlen und Alkoholschmuggel sind zwei verschiedene Sachen. Außerdem hab ich sogar geschrieben, dass die Alkoholpreise auf dem Sziget sehr fair sind und man eigentlich gar keinen Alkohol schmuggeln brauch.

  3. Nummer 3: puky04 sagt:

    Oh gott, meine meinung war nicht auf den verfasser oder dergleichen bezogen.
    ob die Preise nun fair sind , sei mal dahingestellt. Bei den Steigerungsraten der letzten Jahre sicher nicht. Aber egal , es ist auf jeden fall nicht als Kritik zu verstehen, schon gar nicht Personen bezogen.

  4. Nummer 4: Sziget Festivaltagebuch 2009 – Rückblicke | Festival News sagt:

    […] Tag 0 Dienstag 11.08.2009 Musikaktion gegen Rassismus […]

  5. Nummer 5: Sziget 2010 – erste Infos & Tickets | Festival News sagt:

    […] der Anfang am Tag 0 mit Camping, Gelände und allem drumrum […]

  6. Nummer 6: das Sziget 2010 – eine Festivalwoche in Budapest | Festival News sagt:

    […] ausführlichen Sziget Tagebuch in 7 Teilen… lest hier über die Anreise & Caming, Tag 0, Tag 1, Tag 2, Tag 3, Tag 4 und ein Fazit bei Tag 5. Eine umfangreiche Fotogalerie vom Sziget 2009 […]

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