M’era Luna 2009 – Nachbericht

News am 13. August 2009 von Cutter

M'era LunaZwei Tage Dauer, ca. 20.000 schwarz gekleidete wie auch neonbepuschelte – mit Kunsthaar versehene – Zweibeiner, laute Klänge jenseits der Popmusik, viele blaue Toiletten und ein sehr großer Campingplatz: So präsentierte sich mir das M’era Luna 2009.

Ein Festivalbericht von Festivalhopper Cutter.

Der Freitag:
Nach diversen Einkäufen in letzter Minute ging es für uns bei strahlendem Sonnenschein und guten Mutes schon Freitag Nachmittag ab Dortmund los, um uns einen adäquaten Campingplatz zu sichern – galt es doch in Ruhe erste Eindrücke zu sammeln, bevor am Samstag musikalisches Highlife angesagt sein sollte. Nach ein paar Stunden Autofahrt, einem fixen „Check-in“, kurzer Parkplatzsuche, der Entgegennahme von Mülltüten und einer gefühlt stundenlangen Schlepperei des typischen Normalsterblichen-Camping-Equipments standen schließlich Zelte, Pavillon sowie Stühle und harrten ihrer Benutzung. Tatenfreudig ging es für uns allerdings erstmal Richtung Versorgungseinrichtung, um uns dort in angemessener Menge mit Flüssignahrung zu bestücken, da das Wochenende heiß zu werden versprach und niemand dehydriert das Sani-Zelt besuchen wollte.

Blick auf Tower und Discohangar

Blick auf Tower und Discohangar

Während wir Männer noch über die günstigen Campingplatz-Getränkepreise staunten (0,5l Pils für 1,- Euro) hatte das holde Weibsvolk auch schon die Fließwasser-Toilettenhäuser entdeckt und erfolgreich geentert. Kompliment an das Reinigungsunternehmen: Bis Sonntag Abend konnte man sich weder über die Wasserversorgung, Reinigungsmöglichkeiten und Duschen, noch über die Menge oder den Zustand der Toiletten beklagen – auch wenn mich die Wartezeiten vor den Männer-WCs nicht vollends überzeugten.

Nachdem wir flugs die Flüssigunterstützung verstaut hatten, begaben wir uns auf eine ausgiebige Besichtigungstour, die mit den Orientierungspunkten Mittelaltermarkt (Essen) und Disco im Flugzeughangar (Zappeln) genug Unterhaltung bot, so daß die Freunde-und-Bekannte-treff-Kultur eine Lightvariante ihrer selbst erfuhr.

Als einziger Kritikpunkt des ersten Tages stellte sich für mich der Eintrittspreis von vier Euro für die Disco heraus, von dem scheinbar viele Personen nichts geahnt hatten und der auch – angesichts eines normalen Festivalspreises von knapp 70 Euro – auch ein wenig ungerechtfertigt scheint. Dies war zumindest die Meinung vieler, die am dortigen Einlaß – getreu dem Motto „Wenn ich für 50 Euro in einen Freizeitpark gehe, bezahle ich nicht noch das Karussell extra“ frustriert umdrehten.

Mainstage

Mainstage

Samstag:
Nach lustigem Herumstolpern zwischen Zelten, daraus resultierenden interessanten Begegnungen und einer insgesamt kurzen Nacht hieß es dann am nächsten Morgen töpfen, duschen, Brötchen holen. Hervorragend hierbei: Toilettenpapier mitzubringen hätte man sich – wie alle Tage –  sparen können, vor den Duschen musste man sich defintiv nicht gruseln und Brötchen sowie Mobil-Käff gab es auf dem Campingplatz zu kaufen. Tolle Sache!

Krypteria

Krypteria

Durch eine leckere Müsli-Käse-Honig-Brötchen-Mahlzeit frisch gestärkt ging es nun auf zur Musik, welche durch ihren ersten Vertreter No More schon gar lieblich zu locken verstand. Empfangen durch eine gut gelaunte und zu Scherzen aufgelegte Security, hieß es dann für mich in den darauf folgenden 1,5 Stunden in leicht frustriertem Zustand den Tönen zu lauschen, da nicht alle Fotografen vom Veranstalter die Erlaubnis erhalten hatten die Musiker mit Tele abzulichten, geschweige denn den Bühnengraben zu benutzen. Dreimal darf der geneigte Leser raten, zu welcher Kategorie ich gehörte… Einerseits ist dies aufgrund des enormen Medieninteresses und des deshalb entstehenden Presseandrangs zu verstehen, andererseits frage ich mich, wie man denn einen interessanten Bericht ohne entsprechende Fotos verfassen soll!? Letztendlich auch egal, denn Dank meiner alten Dimage A2 – die nun fix geholt und entstaubt wurde – gelangen doch noch einige nette, legale Bilder, so daß ich am Ende des Tages meinen Ärger über diese Regelung halbwegs verdaut hatte.

Zum Musikangebot dieses Tages selbst sei gesagt, daß die Künstler nach einem durchaus lebhaften Festivalsommer auf mich zum Teil einen etwas

Krypteria

Apocalyptica

abgespannten Eindruck machten (Apocalyptica), der durch diverse Déjà vue-Erlebnisse a la „Die Playlist kennst Du doch schon!“ (The Birthday Massacre) und die Meinungen anderer untermauert wurde. Nichtsdestotrotz gab es aus meiner Sicht auch mehrere durchaus löbliche Darbietungen und nach einer kurzen Absprache mit meinen anderen Persönlichkeiten seien besonders Welle:Erdball und Zeraphine als positive Höhepunkte des Samstags genannt.

Die einen fanden es traurig, die anderen belustigend… der Tonausfall mit aber gleichzeitig weiterlaufender toller Lichtshow bei Headliner Nightwish zog DAT-Gerüchte nach sich, die ich selbst nicht bestätigen kann. Als gebrandmarktes Kind (als Gast Generatorenausfall während eines Pitchfork-Auftritts erlebt, ebensolches auch bei einem selbst organisierten Open Air) fand ich dieses Ereignis auf jeden Fall ziemlich schade für deren Fans und behaupte mal, daß man – wie desöfteren gern getan – an dieser Stelle dem Veranstalter keinerlei Schuld zuweisen kann.

Crüxshadows

Crüxshadows

Nachdem unser Trüppchen sich gegen Ende des Abends am Zeltplatz wieder eingefunden hatte, stand für jeden fest, daß dieser Tag doch sehr nett und damit auch erfolgreich gewesen war… und so gaben wir uns relativ schnell dem letzten Schlummertrunke hin, um dem nächsten Morgen auch früh und fit begegnen zu können, denn unsere Parole für Sonntag lautete: Frühstücken, shoppen, Musik hören! (In meinem Fall kam noch ein „Fotos schießen“ hinzu, während die holde Weiblichkeit ein „weiter shoppen“ hinten dransetzte.)


Alexander Veljanov

Alexander Veljanov

Sonntag:
An diesem Tag war alles perfekt, denn wir bemerkten nun, daß jeder von uns für alle eingekauft zu haben schien, so dass einem opulenten Frühstücksmahl nichts im Wege stand. Zudem hatte es in der Nacht minimal genieselt, wovon aber nun nichts mehr zu sehen war und Open Air-Genuß wie auch Sonnenbrand – trotz leicht gräulichem Himmel – neue Höhenflüge erleben konnten. Ergo teilte man sich in Musikhörer und Shopper auf, während meinereiner sich erstmal auf den Weg des Knipsens und Gästeinterviewens machte. Im Laufe der Gespräche stellte sich dann heraus, daß der Eintrittspreis für die abendliche Bespaßungsparty einen großen von insgesamt nur zwei Krititikpunkten darzustellen schien. Der zweitere betraf die Parksituation während des Festivals, da etlichen Besuchern nach Verlassen eines bestimmten Parkabschnittes die Chance verwehrt wurde, ihren Wagen nach Rückkehr dort auch wieder abzustellen, was ich aber  – angesichts eines ansonsten hätte entstehenden Parkchaos – nachvollziehen kann. Viel Lob hingegen erntete der Veranstalter für eine ansonsten sehr gute allgemeine Organisation, die Standauswahl sowie das breit gefächerte musikalische Angebot.

Der Nahrung gab es viel...

Der Nahrung gab es viel...

Nach diesen gesammelten Eindrücken wandte ich mich der kulinarischen Seite des Festivals zu und besuchte den indischen Vegi-Stand, der mich vollauf überzeugte, so daß ich den weiteren Tag mit wohlgefülltem Bäuchlein begehen und mich nun den Bands zuwenden konnte, von denen mir an diesem Tag The Crüxshadows sowie die Deathstars besonders gefielen, während Alexander Veljanovs Beitrag – trotz seiner tollen Stimme – bei mir nicht sonderlich Anklang fand. Unumstrittener Höhepunkt des Abends waren natürlich The Prodigy, welche sich die große Staubwolke über dem Bühnenplatz, hervorgerufen durch massiv tanzendes Publikum, durch ihre mitreißenden Beatz redlich verdienten!

AusklangKaum waren die letzten Töne verklungen hieß es für uns auch schon runter vom Gelände, einpacken und gen Heimat bzw. Arbeit kurven, während viele andere Besucher in den Genuß gelangten noch eine Nacht durchfeiern zu können, um dann am nächsten Tag in Ruhe aufzubrechen. Es war ihnen gegönnt!

Fazit:

Das M’era Luna Festival 2009 war – wie jedes Jahr – die Größe betreffend ein Highlight innerhalb der europäischen Szene. Auch inhaltlich wurde sich Mühe gegeben und den organisatorischen Ansprüchen vollauf Genüge getan. Das Gelände an sich war relativ übersichtlich gehalten, Nahrungsmittel gab es in verschiedenster Form und über das Warenangebot konnte sich auch niemand beklagen. Im Gegenteil: Zu vielen Zeitpunkten fragte ich mich, ob es nicht zu reichhaltig sei, da ich mir desöfteren wie bei einem Schaulaufen a la „sehen und gesehen werden“ vorkam und dies – aus meinem Blickwinkel – der eigentlichen Intention eines Musikfestivals widerspricht. Aus diesem Grund drückte ich auch während dieser drei Tage den Neonbunny-Ignore-Button und wählte als Fotomotive viel lieber „normal“ aussehenede, aber interessant wirkende Menschen aus.

Während die Getränke- und sonstigen Preise auf dem Zeltplatz äußerst(!) erfreulich gehalten waren, empfand ich die Nahrungsmittelpreise auf dem Mittelaltermarkt und eigentlichen Festivalgelände als ein wenig zu hoch angesetzt – aber wer weiß, wie sie zustande kamen und schließlich bestimmt auch die Nachfrage den Preis. ;o) Im zusätzlichen Obolus für die Disco sehe ich ein Manko innerhalb der Kommunikationspolitik des Organisators, da bei solcherlei Zusatzpreisen wenigstens ausreichend informiert werden könnte, um Irritationen innerhalb der Besucher zu vermeiden.

Letztendlich klappt für jeden nicht alles so wie man will und der späte Zeitpunkt des M’era Luna stellt für den Veranstalter auch nicht unbedingt einen Vorteil dar, da viele der auftretenden Künstler bis dahin schon auf anderen Festivals zu hören sind. Von daher Kompliment für die (trotzdem) gut gewählte Mischung und seien wir gespannt, ob zum nächsten Jahr die positiven Aspekte beibehalten und die negativen Kritikpunkte beherzigt werden. Ich bin mal optimistisch…

Bericht und Fotos: Cutter

7 Kommentare zu “M’era Luna 2009 – Nachbericht”

  1. Nummer 1: Teliko sagt:

    Also bei Nightwish ist meiner Meinung nach einfach nur die PA ausgefallen. Nix DAT – so ein Blödsinn.
    Was ich in dem Moment nur Schwach fand ist, dass sie sie nich sofort nach dem Lied bei dem die PA ausgestiegen ist von der Bühne geholt haben. Nein, sie lassen sie noch freulich ein komplettes weiteres Lied trällern *kopfschüttel*

    Welle:Erdball gehörte definitiv mit zu einem der besten Konzerte am Wochenende. Was du bisher noch nicht erwähnt hast, ich aber auch sehr gut fand, war das Konzert der Letzten Instanz.
    Im Übrigen fand ich aber auch das Konzert von Apocalyptica sehr gut. Hab sie jetzt schon mehrmals gesehen und das war mit einer der härtesten aber auch einer der besten Auftritt, den ich bisher erlebt habe.

    Dem Veranstalter ist auf jedenfall nen Lob auszusprechen. Die sanitären Verhältnisse waren so gut, wie selten auf einem Festival. Selbst auf den Dixies konnte man fast durchweg Klo-Papier anfinden und auch benutzen ;-)

    Sehr schön fand ich am Samstag auch die Modenschau. War echt ne schöne Abwechslung zu den ganzen Konzerten und zusätzlich zum Mittelaltermarkt.

    Zum Thema Akkreditierungspolitik von fkScorpio sag ich an der Stelle aber mal lieber nix mehr. Hab auf dem Southside das selbe Leid erfahren…naja….

    LG

  2. Nummer 2: Teliko sagt:

    Achja…der angesprochene Kritikpunkt in Sachen zusätzlicher Eintritt für die Disko seh ich genau so. Das ist aber wohl schon seit Jahren so…

    Und das Essen von dem indischen Vegi-Stand, war auch schon auf dem Southside mein absoluter Favorit *G*

    LG Teliko

  3. Nummer 3: Sylvia aus Leiferde sagt:

    Hallo,
    mein Mann und ich haben zum ersten Mal am Mera Luna Festival teilgenommen und ich muss sagen,wir waren absolut begeistert und auch sehr überrascht.Wir sind Jahrgang 1960-also nicht unbedingt in dem Alter,wo man auf Festivals usw. zu finden ist (dachten wir zumindest).
    Aber allein waren wir da garnicht,denn wie wir feststellen konnten,waren wirklich alle Altersklassen vertreten.Und so fühlten wir uns bei Mera Luna sehr gut!
    Die Musik war klasse,egal ob Letzte Instanz,die Reiter,Oomph oder andere.
    Das Highlight für uns war dann natürlich SUBWAY TO SALLY.
    Der Anlass,wie wir überhaupt auf Mera Luna kamen,denn eigentlich suchten wir nach Tourneedaten von StS.
    Nach 2 total schönen Tagen ist für uns auf jeden Fall klar:im nächsten Jahr sind wir wieder dabei!
    Was wir als sehr angenehm empfunden haben war die Atmosphäre unter den Besuchern: alles lief friedlich und freundlich ab,es gab nirgendwo Stress,man sah keine Leute,die besoffen rumlallten und die Andere anpöbelten.
    Alles erinnerte an einen grossen Karneval,bei dem die Leute sehen und gesehen werden wollten,alle wollten `Spass` und 2 unvergessliche Tage erleben.
    Und das ist in dieser Veranstaltung absolut gelungen.

    Also dann bis zum nächsten Jahr und LG Sylvia

  4. Nummer 4: Mera Luna 2010 erste Bands und VVK | Festival News sagt:

    […] nicht fürs M’era Luna 2010 entschieden hat, kann zur Entscheidungshilfe gern in unseren M’era Luna Bericht 2009 hineinschauen. Weitere Infos gibts hier, Tickets hier. Veröffentlicht von Festivalhopper […]

  5. Nummer 5: Kerstin sagt:

    Meine Tochter ist 14. und möchte mit Ihrem Vater zu Meraluna. Kann mir jemand sagen ob dieses Festival für die Altersgruppe und ein ganzes Wochenende geeiget ist. Habe selber mit anderen Festivals Erfahrungen, wo ich meine Tochter nicht hätte bei haben wollen. Wär nett wenn ich paar Infos kriegen könnte oder Erfahrungen von Teilnehmern in diesem Alter. recht herzlichen Dank von einer vielleicht überbesorgten Mutter.
    Gruß Kerstin

  6. Nummer 6: der Cutter sagt:

    Salve Kerstin,

    unter der Voraussetzung, daß ihr Vater nicht zu Alkoholexzessen neigt, hätte ich keine Bedenken. Ich bin dort bis jetzt noch nie Zeuge irgendwelcher Randale geworden, habe noch keine Band übermäßige Gewalt auf der Bühne zelebrieren sehen und Hilfe jedweder Art findet man bei Festivalleitung sowie unter Besuchern auch. Sollte Zelten geplant sein, legt bitte auf folgende 3 Punkte Wert: 1. Kleidung (sollte in ausreichender Menge vorhanden sein, für den Fall, daß es gießt) 2. Hygieneartikel (bsplw. Toilettenpapier – immer gut auf Zeltplätzen dabei zu haben), 3. Nahrung in sinnvoller Form (‚trockene‘ Kekse u.ä. gg. Durchfall und Hungeranfälle ;o)
    Ansonsten gilt für Heranwachsende das Übliche: Wer Unsinn bauen will, macht dies auch in der Schule, bei Freunden oder sonstwo. Da hat man als Eltern letztendlich sowieso kaum Einfluß drauf und sollte aus diesem Grund nicht zuviel verbieten – der Bumerang käme postwendend zurück.
    Fazit: Prinzipiell kann ich das Mera Luna guten Gewissens empfehlen, solange auch die Tochter alterstechnisch ihre Grenzen kennt (Alkohol etc.)

    Gruß, der Cutter

  7. Nummer 7: Nachbericht M’era Luna 2010, Flughafen Hildesheim | Festival News sagt:

    […] zuletzt über den diesjährigen M’era Luna Zeitplan, unser Reporter Cutter war auch letztes Jahr (2009) auf dem M’era Luna, zudem sei noch zu erwähnen, dass die ersten Details fürs M’era Luna 2011 bereits […]

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